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Kenia, nach der letzten Überschwemmung Kenia, nach der letzten Überschwemmung  (AFP or licensors)

Ungleichheit bei Klimahilfe: Neue Analyse zeigt dringenden Handlungsbedarf

Ein neuer Bericht von „Brot für die Welt“ offenbart gravierende Ungerechtigkeiten bei der globalen Verteilung von Finanzmitteln zur Klimaanpassung. Besonders gefährdete Länder im Globalen Süden erhalten weiterhin deutlich zu wenig Unterstützung.

Der Klima-Anpassungsindex 2024 von „Brot für die Welt“ zeigt eine besorgniserregende Realität: Die Gelder, die zur Anpassung an den Klimawandel bereitgestellt werden, reichen nicht aus und werden zudem ungleich verteilt. Präsidentin Dagmar Pruin bezeichnet die Bereitstellung von Hilfsgeldern als „Überlebensfrage“ für jene Bevölkerungsgruppen, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. „Die ohnehin knappen Mittel werden noch dazu ungerecht verteilt, was für viele Länder eine dauerhafte Schutzlücke hinterlässt“, erklärte sie bei der Veröffentlichung des Index.

Ungerechte Verteilung trotz wachsender Klimarisiken

Der Index bewertet die Verteilung internationaler Finanzhilfen auf Grundlage der Klimarisiken von 129 Ländern des Globalen Südens. Das Ergebnis ist ernüchternd: 90 Prozent der untersuchten Länder erhalten demnach weniger Mittel, als ihnen bei einer gerechten Verteilung zustehen würden. Ganze 37 Staaten erhielten weniger als die Hälfte der benötigten Mittel, während 50 weitere höchstens 64 Prozent der risikogerechten Beträge erhielten. Nur wenige Länder, wie einige pazifische Inselstaaten, kamen auf bis zu 80 Prozent der erforderlichen Hilfen.

Besonders betroffen sind Länder in Zentral- und Ostafrika sowie Südasien. Afghanistan, Tschad, Südsudan, Somalia und Niger gehören zu den zehn am stärksten unterfinanzierten Ländern. „Die Länder mit den höchsten Klimarisiken sind extrem unterfinanziert“, so die Studie. Auch in der zweithöchsten Risikokategorie sind alle Länder entweder extrem oder stark unterfinanziert. Die Zahl der Menschen, die in diesen stark betroffenen Ländern leben, ist seit dem letzten Bericht um 230 Millionen auf 6 Milliarden gestiegen – das sind fast 97 Prozent der Gesamtbevölkerung der analysierten Länder.

Deutschland im internationalen Vergleich

Deutschland schneidet in der Analyse nicht besser ab als der Durchschnitt der internationalen Gemeinschaft. Die Klimahilfen für afrikanische Länder und die am wenigsten entwickelten Staaten (LDCs) wurden zwar etwas gerechter verteilt, doch bei den pazifischen Inselstaaten fiel Deutschland hinter den Durchschnitt zurück.

Sabine Minninger, Klimaexpertin von „Brot für die Welt“, sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Deutschland muss eine Vorreiterrolle einnehmen und sich für eine bedarfsorientierte Verteilung der Klimahilfen und mehr Verteilungsgerechtigkeit einsetzen.“ Das Augenmerk müsse besonders auf die ärmsten und fragilsten Staaten gelegt werden, um die gravierenden Ungleichheiten bei der Klimafinanzierung zu beseitigen.

Anpassungsindex als wichtiges Instrument

Der Klima-Anpassungsindex von „Brot für die Welt“ wurde in Zusammenarbeit mit Climate & Development Advice erstellt und von der Munich Climate Insurance Initiative geprüft. Er basiert auf Daten des EU Inform Risk Index sowie der OECD-DAC-Datenbank zur internationalen Klimaanpassungsfinanzierung und berücksichtigt den Zeitraum von 2015 bis 2021. Er misst die Verteilung der Finanzmittel im Vergleich zum länderspezifischen Klimarisiko, trifft jedoch keine Aussagen über die absoluten Summen, die für eine klimaresiliente Entwicklung notwendig wären.

Blick nach vorn: COP29 und das neue Klimafinanzierungsziel

Die Ergebnisse des Index kommen wenige Wochen vor der UN-Klimakonferenz COP29 in Baku, wo die Verhandlungen über ein neues Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 anstehen. Angesichts der wachsenden Klimarisiken und der ungleichen Mittelverteilung fordert „Brot für die Welt“ eine grundlegende Neuausrichtung der Klimahilfen, die besonders benachteiligte Länder stärker berücksichtigt. Die Chance, eine gerechtere Klimafinanzierung zu erreichen, sollte dort genutzt werden, um die am stärksten betroffenen Menschen besser zu schützen und nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.

(pm – mg)

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15. Oktober 2024, 10:57