Österreich: Kardinal Schönborn für Religionsfrieden geehrt
Am Montag wurde Kardinal Christoph Schönborn, seit fast 30 Jahren Erzbischof von Wien, in einem feierlichen Akt im Wiener Rathaus zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Die Ehrung nahm Bürgermeister Michael Ludwig persönlich vor und würdigte Schönborns langjährigen Einsatz für den interreligiösen Dialog und das friedliche Zusammenleben der Religionen in Wien. Fischer und Ludwig hoben gemeinsam hervor, dass Wien durch die Bemühungen Schönborns zu einer Vorzeigestadt für Religionsfrieden geworden sei.
Altbundespräsident Heinz Fischer betonte in seiner Laudatio, dass Schönborn nicht nur die Beziehung zwischen Kirche und Staat, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Arbeiterbewegung gefördert habe. Diese Bemühungen machten ihn laut Fischer „objektiv würdig“ für die Ehrenbürgerwürde, eine Auszeichnung, die zuletzt 1968 an den Wiener Erzbischof Kardinal Franz König verliehen worden war.
Eine Brücke zwischen Kirche und Gesellschaft
Schönborn war von 1991 bis 1995 Weihbischof in der Bundeshauptstadt, danach Erzbischof. Seit seiner Ernennung 1995 habe Schönborn die katholische Kirche in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft verankert, so Fischer. Dabei zeichnete sich Schönborn als Brückenbauer zwischen unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften aus, sei es durch den interreligiösen Dialog mit dem Judentum und dem Islam oder durch seine offiziellen Reisen im Auftrag des Vatikans nach Bahrein und Saudi-Arabien. Seine internationale Rolle habe Schönborn über die Grenzen Österreichs hinaus zu einem Symbol des Verständnisses und der Offenheit gemacht.
Fischer würdigte zudem die intellektuellen Beiträge Schönborns. Seine zahlreichen Veröffentlichungen hätten entscheidend zur Verständigung und zum tieferen Verständnis gesellschaftlicher und religiöser Fragen beigetragen. Persönlich habe Fischer viel aus den Schriften des Kardinals gelernt und hob seine Fähigkeit hervor, durch Zuhören und Offenheit „wahre Brücken zu bauen“.
Nächstenliebe und Engagement für Benachteiligte
Besonderen Respekt zollte Fischer dem Kardinal für sein Engagement für sozial Benachteiligte. „Schönborn steht für Nächstenliebe ohne Grenzen und universal geltende Menschenwürde“, betonte Fischer. Der Kardinal sei ein Verfechter von Menschlichkeit und Bescheidenheit und habe sich unermüdlich für die Anliegen der Schwächsten eingesetzt. Dies spiegele sich in Projekten wie der Unterstützung von Flüchtlingen und der Aktion „Österreich hilft Österreich“ wider.
Auch Kardinal Schönborn betonte in seinen Dankesworten den Wert des Religionsfriedens als Bestandteil der Lebensqualität Wiens. Er wies darauf hin, dass der soziale Zusammenhalt der Religionen in Wien, insbesondere während der Pandemie, ein vorbildliches Beispiel für gesellschaftliche Zusammenarbeit sei. Schönborn bedankte sich für die Möglichkeit, in seinen 33 Jahren als Erzbischof mit der Stadt Wien und ihren Bürgern in Einklang gewirkt zu haben.
Ein Blick in die Zukunft und eine mögliche Nachfolge
Mit Blick auf seinen bevorstehenden 80. Geburtstag im Januar 2025 und die erwartete Annahme seines Rücktrittsgesuchs durch Papst Franziskus zeigte sich Schönborn „nachdenklich“ über sein bisheriges Wirken. Er räumte ein, dass er manchmal zu sehr den diplomatischen Weg gegangen sei und es möglicherweise an „Standhaftigkeit, Mut und Klarheit“ gemangelt habe. Dennoch überwog das Gefühl der Dankbarkeit: „Ich hatte 33 Jahre lang Zeit, ein Wiener zu werden, und werde auch nach meiner Emeritierung in Wien bleiben“, versicherte der Kardinal.
Die Zeremonie im Wiener Rathaus wurde von zahlreichen Ehrengästen begleitet, darunter Altbürgermeister Michael Häupl und andere prominente Wiener Persönlichkeiten. Auch Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften, darunter der evangelische Bischof Michael Chalupka, feierten die Verleihung mit.
Durch seine vielfältigen Beiträge zur Religionsfriedensarbeit, seine Nähe zur Stadtgesellschaft und sein Engagement für die Schwachen und Bedürftigen hat Kardinal Schönborn sich einen besonderen Platz im Herzen der Wiener Bevölkerung gesichert. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde wurde sein jahrzehntelanges Wirken nun offiziell gewürdigt – ein symbolisches Zeichen für den Respekt und die Anerkennung, die er in Wien und darüber hinaus genießt.
(kap - mg)
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