Suche

Wien, Votiv-Kirche Wien, Votiv-Kirche  (AFP or licensors)

Pastoraltheologie im Wandel der Zeit: Symposium feiert 250 Jahre Zukunft

Mit einem Symposium und einem Festakt am 25. und 26. November würdigt die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien das 250-jährige Bestehen des Fachs Pastoraltheologie. Was 1774 durch Abt Franz Stephan Rautenstrauch im Auftrag von Kaiserin Maria Theresia ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte von einer rein praxisorientierten Disziplin zu einer Wissenschaft, die auf gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen des 21. Jahrhunderts antwortet.

Das Symposium steht unter dem Motto „Herkunft - Zukunft - Jetzt“ und stellt die Frage nach den heutigen und zukünftigen Aufgaben der Pastoraltheologie.

Epochenwandel und theologische Herausforderungen

Zum Auftakt des Symposiums wird ein Panel zum Thema „Epochenwandel - theologische Situationsanalyse“ die theologischen Herausforderungen und Veränderungen erörtern, die historische und gesellschaftliche Umbrüche mit sich brachten. Gabriele Eder-Cakl (Österreichisches Pastoralinstitut), Yuval Katz (Institut für Religionswissenschaft, Wien), Johannes Kaup (ORF-Religion) und Regina Polak (Pastoraltheologie) werden als Experten über die Entwicklungen und aktuellen Fragestellungen der Pastoraltheologie diskutieren.

Weitere Panels befassen sich mit zeitgenössischen Themen wie „Von Gott reden im Heute“, „Werte - Gesellschaft - Politik“, „Sozioreligiöse Transformation und die Zukunft des christlichen Glaubens“ und „Gutes Leben für alle - Seelsorge und Diakonie als Herzstück christlichen Handelns“. Dabei kommen namhafte Referentinnen und Referenten zusammen, um über die Bedeutung und den Einfluss der Pastoraltheologie in einer sich wandelnden Welt zu reflektieren.

Zum Nachhören

Eine Feier für die Disziplin und ihren Einfluss

Der Festakt wird am Abend des 25. November im Großen Festsaal der Universität Wien mit einem Vortrag von Hans Pock eröffnet. Neben der wissenschaftlichen Reflexion stehen Grußworte, musikalische Darbietungen und eine humorvolle Einlage auf dem Programm. Auch der renommierte Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner wird geehrt: Zu seinem 85. Geburtstag, den er am 20. Dezember feiert, wird ihm ein besonderer Dank für seine prägenden Beiträge zur Wiener Pastoraltheologie ausgesprochen.

Vergangenheit und Zukunft der Pastoraltheologie

In einem Interview betonte Pock die Entwicklung des Fachs von einer „Anwendungswissenschaft“ zur „Wissenschaft der 'Zeichen der Zeit'“. Ursprünglich als praktische Vorbereitung für angehende Priester konzipiert, hat sich die Pastoraltheologie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) zu einem Fach gewandelt, das gesellschaftliche Entwicklungen und die Bedürfnisse der Menschen in den Fokus stellt. Ein zentraler Begriff, den der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner prägte, ist die „Kairologie“ – das Erkennen des „rechten Augenblicks“ für kirchliches Handeln.

Pock erläuterte, dass die Wiener Pastoraltheologie sich intensiv mit Themen wie Migration, interreligiösem Dialog, Werteforschung und der Zukunft kirchlicher Rituale auseinandersetzt. „Das Thema der Migration war vor 30 Jahren bei weitem nicht so auf der Agenda wie heute“, sagte Pock. „Auch der interreligiöse Dialog hat sich durch gesellschaftliche Veränderungen stärker in den Vordergrund gedrängt.“

Herausforderungen der Gegenwart und die Zukunft der Pastoraltheologie

Die Pastoraltheologie sieht sich angesichts gesellschaftlicher Umwälzungen mit neuen Aufgaben konfrontiert. „Die klassische Form der Sakramentenpastoral funktioniert heute nurmehr bedingt“, betonte Pock. „Es entstehen neue Rituale und religiöse Formen, über die es nachzudenken gilt.“ Auch in den Gemeinden selbst zeichnen sich tiefgreifende Strukturreformen ab, die die Pastoraltheologie inhaltlich begleiten und analysieren muss.

Die jüngst in Rom abgeschlossene Weltsynode stellt die Pastoraltheologie ebenfalls vor neue Aufgaben. „In Rom ist angekommen, dass wir die Dinge nicht einfach so weiterlaufen lassen können wie bisher“, sagte Pock. Er sieht die Notwendigkeit, Synodalität weiterzuentwickeln, von einer Beratungs- hin zu einer Entscheidungsform. In Österreich, so Pock, gebe es auf diözesaner Ebene noch einiges an „Hausaufgaben“ zu erledigen, um eine stärkere Partizipation der Gläubigen zu ermöglichen.

Ein Fach im Wandel – und in der Verantwortung

Die Feierlichkeiten zum 250-jährigen Bestehen des Fachs Pastoraltheologie werfen ein Licht auf die wachsende Verantwortung der Theologie, Antworten auf aktuelle gesellschaftliche und spirituelle Bedürfnisse zu finden. Mit dem Symposium „Herkunft - Zukunft - Jetzt“ bietet die Universität Wien eine Plattform, um die Bedeutung der Pastoraltheologie zu reflektieren und Impulse für die Zukunft zu setzen.

(kap/pm - mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

09. November 2024, 11:52