Österreichs Bischöfe: Frieden im Heiligen Land statt Gewaltspirale
Mit einem eindringlichen Aufruf haben Österreichs Bischöfe zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung zu Frieden im Nahen Osten aufgerufen. Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt habe immer wieder gezeigt, dass Gewalt keine Lösung sei – weder für Israelis noch für Palästinenser. Der Krieg bringe keinen dauerhaften Frieden, sondern nur Leid und neue Gewalt, betonten die Bischöfe in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung aus dem Europakloster Gut Aich in St. Gilgen.
Der anhaltende Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hisbollah hat den Libanon inzwischen ebenfalls in die Gewaltspirale hineingezogen, was die Bischöfe zutiefst besorgt. Der Jerusalemer Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa, auf den die Bischöfe in ihrer Erklärung Bezug nahmen, habe mehrfach betont, dass beide Seiten des Konflikts sich selbst als Opfer sähen. „Als Christen sind wir verpflichtet, allen Opfern von Gewalt, Terror und Unrecht beizustehen,“ erklärten die Bischöfe. Gemeinsam mit Papst Franziskus treten sie daher für die unverzügliche Freilassung aller Geiseln in Gaza und für einen sofortigen Waffenstillstand ein. Den Christen im Heiligen Land sicherten die Bischöfe zudem ihre besondere Nähe und ihr Gebet zu.
Keine Alternative
Auch wenn eine friedliche Lösung derzeit kaum realisierbar erscheine, betonten die Bischöfe, dass es keine Alternative zu einer gerechten politischen Ordnung im Heiligen Land gebe. Eine solche Ordnung müsse Israelis und Palästinensern gleichermaßen die Möglichkeit geben, ein Leben in Würde und mit Perspektiven zu führen. Diese Vision ließe sich nur durch Dialog erreichen. „So schwierig das derzeit auch erscheinen mag,“ fügte die Bischofskonferenz hinzu.
Die Erklärung verurteilt nachdrücklich alle Gewaltakte gegen Zivilistinnen und Zivilisten, sei es in Gaza, Nordisrael, dem Westjordanland oder im Libanon. Die Einhaltung des humanitären Völkerrechts sei zwingend, betonten die Bischöfe: Zivilbevölkerung, medizinisches Personal, humanitäre Helferinnen und Helfer sowie zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser und Schulen dürften nicht für militärische Zwecke missbraucht und auch nicht Ziel militärischer Angriffe sein.
Humanitäre Hilfe garantieren
Neben der Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand unterstützt die Bischofskonferenz die dringenden Appelle der Caritas Österreich für humanitäre Hilfe im Gazastreifen. Es müsse sichergestellt werden, dass humanitäre Hilfsorganisationen wie die UNO den Menschen vor Ort lebenswichtige Güter wie Medikamente, Nahrungsmittel, Wasser und Treibstoff bereitstellen können. Auch psychologische Unterstützung sei notwendig, um das Leid in der Region zu lindern. In diesem Zusammenhang verurteilten die Bischöfe das kürzlich erlassene Verbot Israels gegen das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA und riefen die internationale Gemeinschaft zu einer Lösung auf, die humanitäre Hilfe uneingeschränkt möglich macht.
Die steigenden antisemitischen Vorfälle in Österreich sehen die Bischöfe mit Besorgnis. „Einmal mehr unterstreichen wir das Existenzrecht Israels und betonen sein Recht, sich zu verteidigen,“ heißt es in der Erklärung. Jedoch müsse das Völkerrecht für alle Konfliktparteien bindend sein, so die Bischöfe weiter.
Angriff auf UNIFIL-Camp unerhört
Empörung löste bei der Bischofskonferenz auch der jüngste Raketenangriff auf das UNIFIL-Camp Naqoura im Südlibanon aus, bei dem auch österreichische Blauhelme verletzt wurden. Die österreichischen Bischöfe verurteilten diesen Angriff auf die Blauhelmtruppen der UNO als untragbar und betonten die Rolle der UNIFIL-Kräfte für den Frieden in der Region. Der Schutz der UN-Friedensmission sei notwendig, um die fragile Stabilität im Südlibanon zu bewahren.
Katholische Kirche in Österreich soll noch synodaler werden
In der Katholischen Kirche in Österreich sind zwar schon viele Forderungen umgesetzt, die bei der jüngsten Weltbischofsversammlung zum Thema Synodalität erhoben wurden, die Kirche soll aber noch synodaler und damit mitbestimmungsfreundlicher werden. Wie die Österreichische Bischofskonferenz am Freitag in einer Erklärung im Anschluss an ihre Herbstvollversammlung im Europakloster Gut Aich festhielt, enthalte das Schlussdokument der Synode „zahlreiche Punkte, die in der Kirche in Österreich noch aufgegriffen und umgesetzt werden sollen“. Dies betreffe vor allem die Diözesen, bei denen jetzt die Hauptverantwortung für die Weiterarbeit liege. Ziel sei - so der Titel der Bischofserklärung - die „Umkehr zu einer synodalen Kirche, die den Menschen dient“.
(kap - mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.