D: Corona als Wendepunkt mit weitreichenden Folgen
Die Corona-Pandemie war ein globaler Schock, dessen Nachwirkungen nach wie vor die politischen und gesellschaftlichen Debatten prägen. Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sieht in der Pandemie einen Wendepunkt, insbesondere bei Themen wie Migration und der Rolle von Grenzen. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg erklärte sie: „Corona war hier ein Wendepunkt.“
Welskop-Deffaa stellte fest, dass Grenzen während der Pandemie plötzlich wieder als Schutzmechanismen wahrgenommen wurden. „Die aktuellen Debatten in der Migrationspolitik, die Anziehungskraft der Vorstellung, wir müssten äußere Bedrohungen mit neuen Grenzmauern von uns fernhalten, scheint mir ohne die Corona-Erfahrungen kaum erklärlich“, so die Caritas-Präsidentin. Sie warnte vor populistischen Tendenzen, die Ängste schüren und ausnutzen, und bezeichnete diese Entwicklung als gesellschaftliche Gefahr.
Leistungen und Versäumnisse
Die Caritas-Präsidentin hob die gesellschaftliche Leistung hervor, ältere und besonders gefährdete Menschen während der Pandemie zu schützen. Gleichzeitig äußerte sie Kritik daran, dass die Bedürfnisse der jungen Generation nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Insbesondere die monatelangen Schulschließungen und ihre psychischen Folgen werfen Fragen auf: „Ob die Politik bei den Schulschließungen genügend auf den Rat von Pädagoginnen und Psychologinnen gehört hat, ist fraglich. Die offenkundige psychische Belastung vieler junger Menschen heute ist sicher nicht losgelöst von den Corona-Erfahrungen zu sehen.“
Notwendige Aufarbeitung
Welskop-Deffaa plädierte für eine sachliche und konstruktive Aufarbeitung der Pandemie, warnte jedoch vor einer Schulddebatte. „Wenn wir uns in gegenseitigen Vorwürfen verlieren, schaffen wir ein Klima der ängstlichen Vorsicht. In einem solchen Umfeld ist niemand bereit, mutig Verantwortung zu übernehmen“, betonte sie.
Herausforderungen in der Politik
Die Zurückhaltung des Bundestages bei einer umfassenden Aufarbeitung der Corona-Krise begründete Welskop-Deffaa mit der Angst, Populisten und Querdenkern eine Bühne zu bieten. Dies sei jedoch keine langfristig tragfähige Lösung, so die Präsidentin.
Über die Caritas
Der Deutsche Caritasverband, den Welskop-Deffaa seit Ende 2021 leitet, ist der größte deutsche Sozialverband. Mit rund 740.000 Mitarbeitenden in 25.000 Einrichtungen und mehreren Hunderttausend Ehrenamtlichen leistet die Caritas einen unverzichtbaren Beitrag in Bereichen wie Altenhilfe, Gesundheitswesen, Migrations- und Schuldnerberatung sowie der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
(kna - mg)
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