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 Sternsinger (Archivbild) Sternsinger (Archivbild) 

D: Sternsingen für Kinderrechte - Besuch bei Kinderrechteschule

Diesen Samstag hat die katholische Kirche ihre 67. Sternsingeraktion zentral in Paderborn eröffnet. Im Mittelpunkt der Aktion des Kindermissionswerks und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) stehen dieses Mal besonders die Rechte von Kindern.

Mit einer feierlichen Wort-Gottes-Feier in Paderborn wurde am Samstagvormittag die 67. Aktion Dreikönigssingen bundesweit eröffnet. Sie steht unter dem Motto „Erhebt eure Stimme! – Sternsingen für Kinderrechte". Wie immer ziehen dabei Kinder, die als Sternsinger - Caspar, Melchior und Balthasar - verkleidet sind, in Deutschland von Haus zu Haus, um die weihnachtliche Friedensbotschaft und Segenswünsche für das neue Jahr zu überbringen. Gleichzeitig bitten sie um Spenden, um Kinderrechte zu stärken und weisen bei ihrer aktuellen Aktion auf die Situation von Mädchen und Jungen weltweit hin, die unter schlechten Bedingungen aufwachsen müssen.

TV-Reporter Willi Weitzel hat sich anlässlich der Sternsinger-Aktion in einer Kinderrechteschule in Kamp-Lintfort umgeschaut und dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger" anschließend berichtet.

Sternsingeraktion in Deutschland eröffnet - Fokus Kinderrechte - Reporter besuchte Kinderrechteschule (Audio-Beitrag von Radio Vatikan mit Material vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger" )

Erzähl doch mal ein bisschen von deinem Besuch in der Kinderrechteschule in Kamp-Lintfort. Wie setzen sich die Kinder in der „Grundschule am Pappelsee“ für ihre Rechte ein, und welche Rolle spielen der Klassenrat und das Schülerparlament dabei?

TV-Reporter Willi Weitzel: Als erstes muss ich dazu sagen, dass es sich um eine richtig coole Schule handelt. Mich hat sie deswegen so begeistert, weil die Schule die Kinderrechte in den Schulalltag integriert. Natürlich machen das auch andere Schulen, aber an der Grundschule am Pappelsee sind die Kinderrechte sozusagen der Maßstab für alles, was im Schulleben passiert. Um es auf den Punkt zu bringen, wozu die Kinderrechte überhaupt da sind: die Kinderrechte sollen alles, was für Kinder wichtig ist, schützen und fördern, letztlich die Kinder schützen und fördern.

„Kinderrechte sind hier sozusagen der Maßstab für alles, was im Schulleben passiert“

Um mal ein Beispiel zu nennen, wie es an der Schule in Kamp-Lintfort läuft: Es gibt ja das Kinderrecht auf Meinungsäußerung und Beteiligung, was so viel bedeutet, dass Kinder das Recht haben, ihre Meinung zu äußern bei Angelegenheiten, die sie betreffen.

Wenn es an der Grundschule am Pappelsee nun um die Gestaltung des Schulhofs geht oder um den Umgang mit neuen Schülerinnen und Schülern, wie beispielsweise Flüchtlingen, reden die Kinder aktiv mit. Und das, was sie sagen, verhallt nicht etwa als irgendein Blabla in den Ohren der Lehrer, nein, es fließt dann in die Entscheidungen mit ein. Weil es an einer Schule ja ständig etwas zu organisieren gibt usw. sitzen die Schülerinnen und Schüler daher regelmäßig in unterschiedlichen Kreisen, wie dem Klassenrat oder dem Schülerparlament. Also, ich habe wirklich gestaunt, welche Gesprächsdisziplin die Kinder in diesen Gremien haben. 

Wie Ordensfrauen Kindern in Kenia helfen

Du hast dich auch wieder für die Sternsinger in ihren Projekten umgehört. So hast du zum Beispiel mit Scholastica, einer Krankenschwester aus Kenia, gesprochen. Wo liegen die Schwerpunkte ihrer Arbeit mit und für Kinder?

Willi Weitzel: Mit Schwester Scholastica durfte ich eine liebgewonnene Freundin interviewen. Wir kennen uns seit den Dreharbeiten in der Turkana, im Norden Kenias, wo eigentlich fast alles anders ist als in unserer deutschen Welt. Zumal die Turkana extrem vom Klimawandel geplagt wird. Wenig Regen und anhaltende Dürren machen den Alltag zur Herausforderung, und die Menschen wissen oft morgens nicht, ob es bis zum Abend etwas zu essen gibt, ob der Brunnen, aus dem sie ihr tägliches Wasser schöpfen, vertrocknet. In der UN-Kinderrechtekonvention ist im Artikel 24 festgelegt, dass alle Kinder ein Recht auf Gesundheit und Zugang zu angemessener Ernährung und Gesundheitsversorgung haben. Scholastica kämpft für diese Kinderrechte. Gesundheitsversorgung bedeutet dort in Kenia zum Beispiel ein Moskitonetz zu haben, um sich gegen Malariamücken zu schützen, oder Kinder in entlegensten Gebieten aufzuspüren, um sie medizinisch zu behandeln oder zu impfen. Denn nur wer gesund ist, kann andere Kinderrechte so richtig in Anspruch nehmen, wie das Kinderrecht auf Bildung.

Wie sich die Sternsinger-Partner in Kenia und Kolumbien für die Rechte von Kindern einsetzen, zeigt der neue Film von und mit Reporter Willi Weitzel (© Frank Dicks / Kindermissionswerk)
Wie sich die Sternsinger-Partner in Kenia und Kolumbien für die Rechte von Kindern einsetzen, zeigt der neue Film von und mit Reporter Willi Weitzel (© Frank Dicks / Kindermissionswerk)

„In Deutschland ist das Recht auf Bildung mehr oder weniger selbstverständlich. In Kenia wiederum werden Kinder oft als Arbeitskräfte zuhause gebraucht“

Sehr deutlich wurde das, als ein Kind im Gespräch sagte: ,Das größte Geschenk, dass mir meine Eltern je gemacht haben, war, dass sie mich zur Schule geschickt haben.` Die Kinderrechte bekommen in der Turkana eine unterschiedliche Betonung als in unserer Gesellschaft. Bei uns in Deutschland gibt es das Recht auf Bildung auch, aber es ist mehr oder weniger selbstverständlich, dass jedes Kind zur Schule geht. In Kenia wiederum werden Kinder oft als Arbeitskräfte zuhause gebraucht, damit die Familie im wahrsten Sinne des Wortes überlebt.

„Das größte Geschenk, dass mir meine Eltern je gemacht haben, war, dass sie mich zur Schule geschickt haben“

Blick nach Kolumbien

Du hast dich mit den Geschwistern Dayana und Yeider aus Kolumbien unterhalten. Dort ist die Situation für Mädchen und Jungen zum Teil sehr schlecht, denn sie sind oftmals einer Spirale aus Armut, Gewalt und Drogen ausgesetzt. Willi, was hast du über das Leben von Kindern in Kolumbien erfahren?

Willi Weitzel: Dayana und ihr jüngerer Bruder Yeider leben in der riesigen Stadt Bogota. Ihre Mutter ist alleinerziehend und muss hart arbeiten, um die drei über Wasser zu halten. In der Vergangenheit hat sie oft auf Mahlzeiten verzichtet, damit Dayana und Yeider genug zu essen hatten. Das Zuhause der kleinen Familie liegt in einem Armutsquartier von Bogota. Dort geben brutale Drogenbanden den Ton an und viele Eltern lassen ihre Kinder gar nicht mehr auf die Straße. Damit ihre Kinder es einmal besser haben als sie selbst, hat sie sich schweren Herzens dazu entschlossen, die beiden dem Kinderschutzprojekt Benposta anzuvertrauen. Dort geht es ihren Kindern richtig gut. Und die Mutter erträgt es tapfer, dass sie ihre Beiden, die ihr ein und alles sind, nur einmal in der Woche sehen kann.

„Die Kinderrepublik Benposta beruht auf demokratischen Prinzipien und Selbstverwaltung. Die ganze Verantwortung liegt in den Händen der Kinder“

Dayana und Yeider leben jetzt in der Kinderrepublik Benposta in Kolumbien, ein Kinderschutzprojekt. Viel wird in diesem Projekt auch von den Kindern mitbestimmt. Irgendwie ähnelt das auch ein bisschen dem Schülerparlament in Kamp-Lintfort. Was genau passiert in Benposta?

Willi Weitzel: Tatsächlich kann man die Kinderrechteschule in Kamp-Lintfort und die Kinderrepublik Benposta sehr gut vergleichen. Dadurch, dass Benposta nicht nur Schule, sondern darüber hinaus eine familiäre Lebensgemeinschaft ist, sind die Kinderrechte noch stärker erfahrbar und dringen in alle Lebensbereiche ein. Die Philosophie von Benposta basiert auf der Idee, dass sich Kinder und Jugendliche, insbesondere sozial benachteiligte, in einer geschlossenen, alternativen Gesellschaft organisieren können. Die Kinderrepublik Benposta beruht auf demokratischen Prinzipien und Selbstverwaltung. Die ganze Verantwortung liegt in den Händen der Kinder. In erster Linie erfahren sie hier Schutz und Unterstützung. Es geht ganz viel um Bildung, Mitbestimmung, Gemeinschaft und Gewaltfreiheit. Die Kinder werden befähigt ihre Zukunft selbst zu gestalten und an der Gesellschaft teilzunehmen. Es ist eine Freude zu beobachten, wie Dayana und Yeider hier integriert sind und aufblühen.

Was magst du den Mädchen und Jungen sagen, die bald wieder als Sternsinger unterwegs sind?

Willi Weitzel: Liebe Sternsinger, Ihr macht mit eurem Einsatz nicht nur die Menschen, die ihr besucht, glücklich, sondern auch tausende, hunderttausende Kinder auf der ganzen Welt! Am liebsten würde ich euch allen, die ihr dabei seid, eine Krone aufsetzen, denn für mich seid ihr wahre Königinnen und Könige.

„Liebe Sternsinger, Ihr macht mit eurem Einsatz nicht nur die Menschen, die ihr besucht, glücklich, sondern auch tausende, hunderttausende Kinder auf der ganzen Welt!“

(pm/Kindermissionswerk „Die Sternsinger" - sst) 

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28. Dezember 2024, 09:55