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Archivbild: Fünfte Synodalversammlung der Deutschen Katholiken in Frankfurt Archivbild: Fünfte Synodalversammlung der Deutschen Katholiken in Frankfurt 

D: Synodaler Ausschuss tagt in Wiesbaden

An diesem Wochenende haben 66 Laien und Bischöfe beim Synodalen Ausschuss über die Zukunft der katholischen Kirche. Bringt die Weltsynode neuen Schwung in den deutschen Reformprozess? Die ZdK-Präsidentin zeigt sich im Interview mit dem Kölner Domradio optimistisch. Außerdem wurden weitere Treffen mit Rom angekündigt.

- Aktualisiert am 14.12., 19 Uhr - 

Der Reformdialog zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland hat konkretere Überlegungen für ein künftiges Beratungsgremium von Bischöfen und Laien zusammengetragen. In den kommenden Monaten soll auf dieser Basis ein Satzungsentwurf erarbeitet werden. Nach anderthalb Tagen beendete der Synodale Ausschuss am Samstag in Wiesbaden-Naurod seine dritte Sitzung. Rund 60 Mitglieder aus ganz Deutschland nahmen daran teil.

Angedacht ist, dass ein künftiges nationales synodales Gremium über Sachfragen zu wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft beraten soll, ebenso über alle Finanz- und Haushaltsfragen, die über die Bistumsebene hinausgehen. Ziel sei es, auch zu gemeinsamen Entscheidungen von Bischöfen und Laien zu kommen, unter Berücksichtigung der kirchenrechtliche Verantwortung der Bischöfe, die faktisch letztverantwortlich sind.

Treffen mit Rom geplant

Der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass für das erste Quartal 2025 ein erneutes Treffen mit hochrangigen Vatikan-Vertretern in Rom geplant ist, bei dem die Ergebnisse von Wiesbaden-Naurod vorgestellt werden sollen.

Parallel findet eine Evaluation in Deutschland statt. Dabei steht die Frage im Zentrum, welche Beschlüsse des vorangegangenen Synodalen Wegs in den Bistümern bereits umgesetzt worden sind, welche nicht und warum die Umsetzung bislang nicht erfolgte. Dazu verschickt eine Kommission des Ausschusses im Februar einen Fragebogen an alle Bischöfe, der innerhalb von fünf Wochen beantwortet werden muss. Die Beschlüsse des Reformdialogs sind rechtlich nicht bindend, jeder Bischof ist frei, sie in seinem Bistum umzusetzen.

Kontroverse Debatte über Weltsynode

Am Vortag hatte der Ausschuss kontrovers über die Ergebnisse der im Oktober zu Ende gegangenen Weltsynode in Rom und deren Auswirkungen diskutiert. Bischöfe und Laien sahen Chancen für mehr Beteiligungsmöglichkeiten in der Kirche, aber auch manche Leerstellen. Mehrere Teilnehmer formulierten die Frage, ob und wie die Papiere der Reformbemühungen tatsächlich an der Basis ankommen und Relevanz entfalten. Kritisiert wurde auch, dass die systemischen Ursachen von sexuellem Missbrauch in der Kirche nicht angemessen in den Blick genommen würden.

Die Präsidenten des Aussschusses, Bischof Bätzing und die Katholikenkomitee-Präsidentin Irme Stetter-Karp, bekräftigten ihre Einschätzung, dass das Abschlussdokument starken Rückenwind für die Bemühungen in Deutschland bedeute, den es zu nutzen gelte. „Wir wollen den Wandel. Christsein ist nicht zum Stehenbleiben gemacht. Es ist eine Religion der Bewegung und der Bewegten", so Stetter-Karp.

Bätzing verwies auf die Herausforderungen des Prozesses: „Synodalität ist kein Theaterstück. Es ist Arbeit, ist Auseinandersetzung, ist Ringen und Kompromisssuche."

Die 61 anwesenden Mitglieder des Ausschusses beschlossen zudem einen Handlungstext zur Situation nicht-heterosexueller Kleriker, der für mehr Wertschätzung und eine Aufarbeitung von Diskriminierungen plädiert. Der Text hatte bereits im September 2022 beim Synodalen Weg die Erste Lesung mit großer Mehrheit passiert. Nun sprachen sich 78 Prozent der anwesenden Bischöfe und Laien dafür aus. Zwei weitere Handlungstexte, einerseits zu Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche und andererseits zu „Lehramtlichen Aussagen zur ehelichen Liebe", verwies der Ausschuss zur Weiterbearbeitung in die zuständige Kommission.

Hintergrund

Der Synodale Ausschuss ist ein aktuell aus 70 Mitgliedern bestehendes Gremium. Er ist ein Ergebnis des 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestarteten Synodalen Wegs. Die nächste Sitzung des Ausschusses findet am 9. und 10. Mai in Magdeburg statt.

Irme-Stetter-Karp im Domradio-Interview

Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), betont im Gespräch mit dem Domradio die Bedeutung des „Rückenwinds“ aus Rom und erklärt: „Indem wir für unsere Situation der Ortskirche in Deutschland schauen: Was sind die notwendigen Schritte, damit Menschen sich von dieser Kirche angezogen fühlen?“

Ein zentrales Thema der Tagung sei die Evaluation der bisherigen Umsetzung des Synodalen Wegs in den 27 Diözesen Deutschlands. Stetter-Karp hob hervor, dass es wichtig sei, ein dauerhaftes Gremium zu schaffen, das die Partizipation und Mitverantwortung der Gläubigen ernst nimmt. „Wie gelingt es uns (...) auf Dauer ein Gremium einzurichten, das die Partizipation und Mitverantwortung von Gläubigen ernst nimmt?“, fragte sie.

Der Synodale Ausschuss soll die beim Synodalen Weg begonnene Diskussion über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland fortführen. Das Gremium hat dazu drei Kommissionen aus jeweils zehn Mitgliedern bestimmt.

Diskussionen im Synodalen Ausschuss

Die Diskussionen im Synodalen Ausschuss wurden von unterschiedlichen Sichtweisen geprägt. Während einige Teilnehmer den „Rückenwind“ aus Rom teilen, sehen andere, wie Bischof Stefan Oster von Passau, Differenzen zwischen der vom Papst gewünschten Synodalität und der Umsetzung durch den Synodalen Ausschuss. Stetter-Karp wies jedoch darauf hin, dass der Papst einen klaren Auftrag gegeben habe, jetzt ins Handeln zu kommen, und sie sehe daher keine Frage nach einem „deutschen Sonderweg“.

Ein weiterer wichtiger Punkt war der Druck von römischer Seite auf die hiesigen Diskussionen. Stetter-Karp erklärte, dass sie als Co-Präsidentin des ZdK schon deutlich unruhigere Zeiten erlebt habe. „Jetzt habe ich den Eindruck, wir haben gemeinsam den Schuh angezogen und wir gehen darin“, sagte sie.

Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus und vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung. Es ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings gibt es auch immer wieder katholische Laien und Vereinigungen, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

(domradio/kna - mg/sst)

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14. Dezember 2024, 12:14