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Pater Dr. Norbert Hofmann Pater Dr. Norbert Hofmann 

Unser Sonntag: Die Heilige Familie

Pater Norbert Hofmann macht deutlich, wie schwierig die Situation für die Heilige Familie war, doch auch in der Annahme des Kindes ist sie leuchtendes Vorbild.

Pater Dr. Norbert Hofmann

Fest der Heiligen Familie 2024 (Lesejahr C) Lk 2,41-52

Vor kurzem hatte ich beim Frühschoppen nach der Sonntagsmesse eine Diskussion mit zwei Familien darüber, ob es schwieriger sei eine gelungene Ehe beziehungsweise Familie zu führen oder als Priester ehelos zu leben.

Hier zum Nachhören

Ich weiß nicht, ob man beide Lebensstile, die durchaus verschieden sind, in praktischer Weise so einfach vergleichen kann. Vom theologischen Standpunkt aber konnte ich einbringen, dass nach katholischem Verständnis sowohl das Eheband unauflöslich ist als auch die Priesterweihe letztlich nicht ungültig gemacht werden kann. Dabei bewertet das Kirchenrecht das Eheband als noch stärker als das Weiheversprechen des Priesters. Natürlich können Ehen annulliert werden, aber diesbezüglich handelt es sich lediglich um die Feststellung, dass eine Ehe nach katholischem Verständnis von vornherein nie zustande gekommen war. Und natürlich gibt es so genannten Laisierungen von Priestern, die dann nach Weisung der Kirche vom Dienst suspendiert werden und keine priesterlichen Handlungen mehr ausführen dürfen.

„Rein theologisch aber gilt: einmal verheiratet, immer verheiratet, einmal geweiht, immer geweiht.“

Rein theologisch aber gilt: einmal verheiratet, immer verheiratet, einmal geweiht, immer geweiht. Was aber in einem ganzen Leben wie immer auch realisiert werden kann, welche Vorteile und Schwierigkeiten beider Lebensformen es gibt, das hängt doch sehr stark davon ab, welche Erfahrungen in welchen Kontexten gemacht werden können. Das heutige Fest der Heiligen Familie lädt uns ein, sowohl auf das Vorbild der Heiligen Familie zu schauen als auch die Realität der Familie von heute in den Blick zu nehmen.

Heilige Familie: Strapazen, Flucht, Migrantenstatus 

Im Tagesgebet ist davon die Rede, dass Gott in der Heiligen Familie uns ein „leuchtendes Vorbild“ geschenkt hat. Aber sehen wir uns doch etwas näher diese so genannte heilige Familie an, mit welchen Problemen und Sorgen sie von Anfang an behaftet war. Da fragt sich ein Mann, wie seine Verlobte schwanger werden konnte ohne mit ihr vorher Verkehr gehabt zu haben und überlegt, ob er sie verlassen soll. Auf eine göttliche Weisung hin aber verstößt er sie nicht und bleibt bei ihr. Das Kind wird während einer Reise ohne große Vorbereitungen in einem ärmlichen Stall geboren. Das Neugeborene wird von drei Weisen aus dem Osten gesucht, die von einem Stern geleitet worden waren. Als sie es finden, benehmen sie sich sonderbar und lassen Geschenke zurück. Im Traum wird der Vater angewiesen, die Flucht zu ergreifen, da in dieser Gegend Kindern nach dem Leben getrachtet wird. Die kleine Familie ist auf der Flucht nach Ägypten, wo sie so lange bleibt, bis die Gefahr gebannt ist. Erst danach kann ein einigermaßen „normales Leben“ in Nazaret beginnen. Um es auf den Punkt zu bringen: es geschieht durchaus Sonderbares mit und in dieser Familie, das Kind wird unter prekären Umständen geboren, diese kleine Familie wird bedroht, muss fliehen, hat also nach heutiger Definition zunächst einen Migrantenstatus. Was also ist da so heilig an dieser Heiligen Familie?

„Schutz und Fürsorge wird dem Kind von Anfang an zuteil“

Und dennoch ist es eine Familie, in der das Kind gewollt und erwartet wird. Es wird in Liebe und im Staunen vor dem Geschenk des neuen Lebens angenommen. In Ehrfurcht und Liebe waren diese drei eins und versuchten, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Der Zusammenhalt der kleinen Familie bewahrt das neue Leben vor der ersten Bedrohung, Schutz und Fürsorge wird dem Kind von Anfang an zuteil. Die Familie ist der erste soziale Raum für das kleine Kind, in dem es lernt, mit anderen umzugehen. Der Mensch hat von Anfang an eine soziale Natur, ist auf andere angewiesen. Das Kind findet in der Familie eine emotionale Heimat, um im Laufe seiner Entwicklung eine eigene Identität auszubilden.

Leuchtendes Vorbild

Vielleicht könnte man in diesem Sinn die Heilige Familie als ein „leuchtendes Vorbild“ für unsere Familien betrachten. Wenn es aber um die äußeren Verhältnisse geht, so scheinen diese doch von Anfang an sehr kompliziert, verwickelt und problembeladen.
Familie ist kein menschliches Konstrukt, sondern entsprechend der Schöpfungsordnung von Gott vorgegeben: nur ein Mann und eine Frau können letztlich ein Kind zeugen, ihr Leben an die Nachkommenschaft weitergeben. Insofern sichert die Familie den Bestand der Menschheit, sie ist die Keimzelle für eine fundierte und gute Gesellschaftsordnung, die dem Willen Gottes entsprechen kann. Wenn heutzutage Geschlechter konstruiert oder alternative Modelle von Familie propagiert werden, dann entfernt man sich von dem, wie Gott von Anfang an seine Schöpfung eingerichtet hat. Man macht sich selber zum Schöpfer und setzt sich an die Stelle Gottes. Das aber kann auf Dauer nicht gut gehen, man vergeht sich selbst an seiner eigenen Natur.

Familie entspricht der Schöpfungsordnung

So betrachtet ist Familie als Ideal an und für sich immer schon heilig, weil sie der von Gott gesetzten Schöpfungsordnung entspricht. Aber natürlich wissen wir, dass deren Realisierung besonders heute vielfachen Schwierigkeiten ausgesetzt ist. Es gibt das bekannte Sprichwort, dass es in jedem Haus, in jeder Familie ein Kreuz zu tragen gibt. Und das ist auch jedem klar: die heftigsten Streitereien und Konflikte gibt es in der Familie, weil diese eben auch von emotionalen Banden geprägt ist. Und das geht am meisten an die Nieren.
Wie Ehe und Familie gelingen kann, dazu hörte ich einmal bei einer Eheschließung eine einprägsame Predigt, die im Prinzip nur aus diesen drei kleinen Worten bestand: JA, DANKE, ENTSCHULDIGUNG.

Raum für Gott

Es ging darum, dass die Ehepartner aus ganzem Herzen JA zueinander sagen sollen, sich in ihren Stärken und Schwächen annehmen, sich gegenseitig als Geschenk in einem großen DANKE verstehen und bei Vergehen bereit zur Verzeihung und Vergebung sind. Und diese aufgezeigten Verhaltensweisen funktionieren sicher auch entsprechend in der Familie, wenn es um die Beziehung der Eltern zu den Kindern und der Kinder untereinander geht. Zudem sollte in einer christlichen Familie auch genügend Raum für Gott sein, indem man sich immer wieder im Gebet an ihn wendet, um seine Begleitung und Hilfe im Alltag zu erbitten. In der neutestamentlichen zweiten Lesung von heute ergeht eine Mahnung an die christliche Gemeinde, die sicher auch im Familienleben ihren positiven Widerhall finden kann: „Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht“ (Kol 3,12-14).

Gebet für die Familie 

So sind wir am heutigen Fest eingeladen im Blick auf die Heilige Familie in unsere eigenen Familien zu schauen und für sie den Segen Gottes zu erbitten. Keine Familie ist perfekt, wir sind fehlbare Menschen, keine Familie wird von Problemen und Schwierigkeiten verschont. Aber wir dürfen uns dessen sicher sein, dass Gott unseren Weg mit uns geht und uns begleitet. Daher dürfen wir heute in besonderer Weise für unsere Familien beten und sie dem Schutz, der Hilfe und der Wegbegleitung Gottes anvertrauen,

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

 

 

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28. Dezember 2024, 09:47