Radio-Akademie (2): Krisen, Hoffnung, Utopien
In der zweiten Folge der Sendereihe spricht Seidel mit Luisa Neubauer über den Klimawandel; die 28-jährige Klimaaktivistin ist bekannt durch ihr Engagement bei Fridays For Future. Doch Neubauer ist nicht nur die Führungspersönlichkeit einer Klimabewegung. Sie ist auch gläubige Protestantin, geht in ihrer Heimatstadt Hamburg regelmäßig in die Kirche und schöpft Kraft und Hoffnung aus dem Glauben. Mehrfach war sie im Vatikan. 2023 stellte sie für Papst Franziskus dessen Schreiben zur Klimakrise Laudate Deum vor. Bei einer persönlichen Begegnung im Vatikan sagte der Papst in einem englisch-deutschen Gemisch zu ihr: „The future belongs to diese junge Leute“.
In unserem Interview warnt Luisa Neubauer davor, den Klimawandel einfach zu leugnen. Wenn man damit einmal anfange, „warum sollte man dann noch ökonomischer Expertise zuhören? Dann findet man sich ja ganz schnell wieder in tiefen Löchern von alternativen Fakten und gefälschten Realitäten“, und das führe die Politik „an einen Ort der Ignoranz und Verantwortungslosigkeit“. Man dürfe nicht aufgeben, für eine Begrenzung des Klimawandels zu kämpfen. „Und gleichzeitig ist in meinen Augen der hoffnungsvolle Blick zur Welt gar kein Selbstzweck, sondern hat auch etwas damit zu tun, dass wir uns selbst als Menschen ernst nehmen und uns respektieren..."
Trump macht ihr keine Angst
Dass in den USA jetzt Donald Trump im Weißen Haus sitzt und als allererstes den Austritt aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen erklärt hat, kann die Hamburgerin nicht entmutigen. „Das erste Mal, als ich auf der Straße stand für den Klimaschutz, war auch Donald Trump Präsident, und wir haben uns damals nicht davon aufhalten lassen. Deswegen wüsste ich nicht, warum wir es jetzt tun sollten. " Natürlich komme es immer wieder zu Druck und Angriffen „von Oligarchen und Autokraten und Internet-Nazis, vielen bösen Männern und vielen Profitlogiken"; doch auch der Druck auf die Machthabenden wachse. Erneuerbare Energien erlebten einen Boom, Radwege würden überall ausgebaut, und die Landwirtschaft werde immer nachhaltiger.
Nach Neubauers Dafürhalten kann auch jetzt noch viel dafür getan werden, die Erderwärmung zu dämpfen und die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen. „Der allererste Schritt ist, zu wagen, genau hinzugucken und festzustellen: Die Klimakrise ist keine Naturkatastrophe, die auf einmal kam, sondern sie ist selbstgemacht. Sie ist menschengemacht, und genauso können wir sie menschengemacht zumindest stark abmildern. Dahinter steckt eben auch ein großes Versprechen: dass wir es tatsächlich schaffen, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen."
Die deutsche Klimaaktivistin lobt den Einsatz von Papst Franziskus im Klimabereich, vor allem seine Enzyklika Laudato si’ von 2015. „Das hat mich insofern inspiriert, als es in meinem Umfeld einfach sehr präsent war. Meine Großmutter hatte das auf dem Tisch liegen; in den Buchläden findet man das, Leute haben mich darauf angesprochen. " Franziskus habe in diesem Bereich „Größe gezeigt – und auch gezeigt, wie viele Möglichkeiten man hat, wenn man möchte... Er hat sich wirklich reingehängt." Das entbinde die Kirchen und Religionsgemeinschaften natürlich nicht von der Aufgabe, klimaneutral zu werden.
Hoffnung ist „harte Arbeit"
Zum Thema Hoffnung sagt Luisa Neubauer, das sei „harte Arbeit". „Oft wird Hoffnung verwechselt mit so einem blinden Optimismus, den man sich liefern lassen kann wie eine Pizza, und dann macht man es sich gemütlich mit seiner Hoffnung auf der Couch und wartet einfach, dass alles besser wird. Das ist keine Hoffnung, das ist ehrlicherweise vor allem selbstgerecht. Hoffnung ist etwas, was selbst gemacht wird. Was dort entsteht, wo Menschen sich nicht einnehmen lassen von der Dunkelheit in der Welt, sondern sagen: Moment, solange ich noch irgendwo ein Licht anmachen kann, mache ich das."
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(vatican news – sk)
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