Easy nach Assisi - Durchs Pilgern zurück zum Glauben
Stefanie Stahlhofen - Assisi
Christian Busemann, Autor: Die eine Ebene ist die einer Vater-Sohn-Geschichte. Und die zweite Ebene ist meine Glaubensgeschichte. Die Vater-Sohn-Geschichte ist folgendermaßen: Mein Vater ist relativ früh verstorben, als ich noch Kleinkind war. Er war früher sehr viel in Assisi, nach den Erzählungen meiner Mutter. Er ist mit 16, 17 Jahren hier in Assisi - er war damals mit dem Fahrrad über die Alpen gekommen - in Assisi gestrandet. Er war eigentlich auf dem Weg nach Rom und hat dann hier einen jungen Mann kennengelernt, mit dem er sich angefreundet hat. Und mit dieser Freundschaft entstanden noch ganz viele Freundschaften. Er hat hier in Assisi einen richtig großen Freundeskreis im Laufe der Zeit entwickelt.
Kraftort Assisi
Er sprach fließend Italienisch, war sehr schnell integriert und kam dann in allen Ferien her. Dann später im Studium - er hat Medizin studiert - kam er hierher, und dann auch, als er als Arzt gearbeitet hat, war er immer wieder hier, hat Freundschaften fürs Leben gebaut. Das war sein Kraftort. Und er hat in Assisi ganz viele Dinge erlebt. Und meine Mutter hat uns Kindern das immer erzählt, und ich wollte irgendwann mal an diesen Ort. Und dann habe ich mich auf den Weg gemacht nach Assisi. In einer Phase, als ich beruflich relativ viel eingespannt war und dann für mich festgestellt habe, ich muss mal eine Pause machen, jetzt ist genau der richtige Moment. Ich dachte zunächst, ich kann hier hinfliegen, einfach nach Perugia, und dann mache ich hier so einen Fünf-Tage-Trip und das ist es. Beim Recherchieren habe ich dann festgestellt, es gibt den Franziskusweg. Und dann dachte ich: Mensch, du wolltest doch immer schon mal pilgern, und dann kannst du doch einfach dort hinlaufen, statt einfach so einen Kurztrip dahin zu machen. Und dann bin ich den Franziskusweg von Florenz nach Assisi, später auch noch von Assisi nach Rom gelaufen.
Das Buch handelt von der Reise, vom Pilgern von Florenz nach Assisi. Auf der einen Seite ist es ein Einfinden, ein Erkennen, ein Orientieren in Assisi und Finden von Freunden meines Vaters, die ich dann getroffen habe. Und auf der anderen Seite ist es ein wieder zu meinem Glauben zurückfinden, der viele Jahre in der Zeit von Familiengründung über Arbeit wirklich weggerutscht ist, der nie ganz weg war, der dann aber mit dem Pilgern Stück für Stück zurückkam.
Franziskusweg noch nicht übervoll - anspruchsvoll, aber auch sehr schön
Radio Vatikan: Ist das Buch auch als Pilgerführer geeignet?
Busemann: Da braucht man tatsächlich noch ein bisschen mehr. Es ist keine Routenbeschreibung. Es ist schon eine Beschreibung der Etappen, die man gehen kann - es gibt ja unterschiedliche Variationen des Franziskuswegs. Ich bin den nach den Ochsenkühns gegangen. Und wenn man jetzt den Weg gehen will, dann ist dieses Buch sicherlich eine gute unterstützende Literatur. Gleichzeitig ist es für Menschen interessant, die überhaupt sich mit dem Gedanken anfreunden, den Franziskusweg zu gehen, weil man doch sehr viel erfährt: Was es für eine Strecke ist und wie anspruchsvoll sie ist - und wie viel Freude sie macht. Das ist, glaube ich, das Wichtigste daran. In Hamburg hatten wir eine Pilgermesse, da wurden die unterschiedlichen Pilgerwege vorgestellt. Und da war doch ein großes Interesse für den Franziskusweg, den hatten viele gar nicht auf dem Zettel. Und als sie dann hörten, man läuft auch mal alleine, man ist da gar nicht immer nur im Pulk und abends kann ich immer einkehren, ich kann gut essen und das italienische Leben genießen - das hat doch viele angesprochen.
Heiliges Jahr: Gute Gelegeneit, zum Fußpilgern nach Rom
Radio Vatikan: Jetzt haben wir mit 2025 ein Heiliges Jahr, dass Papst Franziskus unter das Motto „Pilger der Hoffnung" gestellt hat, und natürlich sind gerade zum Heiligen Jahr auch alle besonders eingeladen, nach Rom, in den Vatikan zu pilgern, zur Heiligen Pforte. Natürlich kann man das dann auch gut zu Fuß tun. Warum sollte man das?
Busemann: Das sollte man auf jeden Fall machen. Und am besten in Verbindung mit Assisi, in dem man von Florenz nach Assisi läuft, dort erst einige Zeit verbringt, das Buch dann vorher gelesen hat und dann nach Rom weiterläuft. Das ist meine Empfehlung.
Sie sind ja auch noch weiter nach Rom. Der Weg von Assisi nach Rom, wie war der?
Busemann: Der war mit sehr viel Demut verbunden, denn es war, glaube ich, unter allen Bedingungen die schlechtesten, die ich jemals hatte. Es hat komplett durch geregnet, wirklich täglich. Es war zu einer Zeit, als die Heizung in den Hotels nicht angeschaltet wurde. Es war ja nun schon Mai. Man sagte, es sei doch jetzt warm genug. Und ich kam abends wirklich platschschnass jedes Mal an. Das war eine richtige Anstrengung. Ich kann das gar nicht anders sagen. Und wirklich erst zum Ende, kurz vor Rom, wurde es mal so zwei, drei Tage besser und bis dahin war es tatsächlich wirklich ganz, ganz anstrengend.
Und gleichzeitig war es wieder - das war es auch schon Im ersten Teil - das Zusammensein mit Menschen, die dir auf dem Weg begegnen, die aus ganz anderen Welten kommen, mit denen du doch ganz viel teilst, mit denen du doch so eng bist, weil alle im Glauben miteinander sind. Und das hat dann diese Reise so besonders trotz der widrigen Umstände gemacht. Dann doch wieder mit einem ganz großen Gewinn am Ende für mich oder mit einer ganz starken, wunderbaren Erfahrung.
Radio Vatikan: Das passt doch dann ganz gut zum Heiligen Jahr, das Motto „Pilger der Hoffnung" - oder?
Busemann: Ich finde, dass Pilgern immer viel mit Hoffnung in Verbindung bringt: Allein nur dadurch, dass du los gehst, mit einem Gedanken. Und selbst wenn du das nicht tust, machst du dort Erfahrungen, die dir ganz viel Kraft geben und aus denen heraus eine Hoffnung entsteht.
Infos zum Buch
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