Frühmesse: „Das Evangelium lässt kein Doppelleben zu"
Mario Galgano und Adriana Masotti - Vatikanstadt
Wie üblich ging der Papst in seinen Überlegungen von der Tagesliturgie aus. In der Lesung aus dem ersten Korintherbrief (1 Kor 5, 1-8) wendet sich der Apostel Paulus mit harten Worten an die Christen: „Brüder, man hört von Unzucht unter euch, und zwar von Unzucht, wie sie nicht einmal unter den Heiden vorkommt, dass nämlich einer mit der Frau seines Vaters lebt.“
Der Apostel habe festgestellt, dass viele von ihnen ein „Doppelleben“ führten und sei deshalb sehr „wütend“ auf sie gewesen, betonte Franziskus. Denn die Korinther rühmten sich damit, „offene Christen“ zu sein, bei denen jedoch „das Bekenntnis zu Jesus Christus mit einer geduldeten Unmoral einherging“. Paulus habe die Christen in Korinth daran erinnert, dass „Sauerteig den gesamten Teig aufsteigen lässt“ und dass sie „neuen Sauerteig für einen neuen Teig“ benötigten.
Neuen Wein in neue Weinschläuche
Jesus selbst hatte seinen Jüngern bereits gesagt, dass es zu neuem Wein neue Weinschläuche brauche, erinnerte der Papst.
„Die Neuheit des Evangeliums, die Neuheit Christi, verwandelt nicht nur unsere Seele, sondern uns alle: Seele, Geist und Leib, alle und alles, das heißt, der Wein – also der Sauerteig – in neue Weinschläuche, alles neu. Die Neuheit des Evangeliums ist absolut, sie ist vollkommen; sie nimmt uns alle mit, weil sie uns von innen nach außen verwandelt: den Geist, den Körper und das tägliche Leben.“
Franziskus fügte an, dass die Christen von Korinth die „allumfassende Neuheit des Evangeliums“ nicht verstanden hätten. Diese Neuheit sei keine Ideologie oder eine soziale Lebensweise, die mit heidnischen Gewohnheiten zusammenbestehen könne. Die Neuheit des Evangeliums sei die Auferstehung Christi, so der Papst. Sie bestehe in dem Heiligen Geist, der uns gesandt wurde, „um uns im Leben zu begleiten“. Christen seien Männer und Frauen der Neuheit, bekräftigte der Papst. Doch es handele sich hier um eine einzige klare Neuheit - und nicht viele verschiedene Neuheiten, bekräftigte er.
„Und viele Menschen versuchen, ihr Christentum ,der Neuheiten´ zu leben. Da sagt sich einer: ,Heute können wir das so und so tun; ach nein, heute machen wir das auf diese andere Weise....´. Und diese Menschen, die von den von der Welt vorgeschlagenen Neuheiten leben, sind weltlich orientiert, sie akzeptieren nicht die gesamte Neuheit. Denn es gibt eine Gegenüberstellung zwischen der ,Neuheit´ Jesu Christi und den ,Neuheiten´, die uns die Welt zum Leben anbietet.“
Paulus war gegen lauwarme Christen
Das Volk, das Paulus verurteilte, fuhr der Papst fort, bestehe aus „lauwarmen Menschen, unmoralischen Menschen, (....) es sind Menschen, die simulieren. Sie sind formale Menschen, scheinheilige Menschen“, und Franziskus bekräftigte erneut: „Der Ruf Jesu ist ein Ruf zur Neuheit.“
„Nun kann einer einwenden und sagen: ,Aber, Vater, wir sind schwach, wir sind Sünder....´ - ,Ah, das ist etwas anderes´, lautet in diesem Fall die Antwort. Wenn du akzeptierst, dass du ein Sünder und schwach bist, vergibt der Herr dir, denn ein Teil der Neuheit des Evangeliums besteht darin, zu bekennen, dass Jesus Christus zur Vergebung der Sünden gekommen ist. Aber wenn du behauptest, ein Christ zu sein, und mit diesen weltlichen Neuheiten lebst, dann ist das Heuchelei. Das ist der Unterschied. Und Jesus hatte uns im Evangelium gesagt: ,Seid vorsichtig, wenn sie euch sagen: Christus ist da, er ist dort, er ist an jenem anderen Ort...´ Oder wenn sie euch sagen: ,Die Neuheiten sind folgende: Die Erlösung ist mit diesem oder jenem...´ Nein, die Erlösung ist mit Christus, der eins ist. Und Christus ist in seiner Botschaft klar.“
Jesus ist kein Täuscher
Jesus täusche niemals jene, die ihm folgen, so Franziskus. Auf die Frage, wie es für jene ausschaue, die die „einzige Neuheit“ statt den „verschiedenen Neuheiten“ leben wollten, erinnerte der Papst, wie das Tagesevangelium (Lk 6, 6-11) von diesem Montag endet, und zwar mit der Entscheidung der Schriftgelehrten und Pharisäern, Jesus zu töten, ihn „auszuschalten“.
„Der Weg derer, die die Neuheit Jesu Christi annehmen, ist derselbe wie der Weg Jesu: der Weg zum Martyrium“, sagte der Papst. Nicht immer handele es sich um ein blutiges Martyrium, sondern um ein „alltägliches Martyrium“, fügte er an. „Wir sind auf dem Weg und werden von dem großen Ankläger, dem Verführer, beobachtet, der andere Ankläger von heute aufwiegelt, damit wir in Widerspruch geraten“, so der Papst. Deshalb müsse man vorsichtig sein, schlussfolgerte er, und keine Kompromisse mit den „Neuheiten“ eingehen, genauso wie man „die Verkündigung des Evangeliums nicht verwässern“ dürfe.
(vatican news)
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