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Papst Franziskus bei der Frühmesse an diesem Freitag Papst Franziskus bei der Frühmesse an diesem Freitag  (Vatican Media)

Frühmesse: Die Barmherzigkeit Gottes schließt alle ein

Jesus hat nicht nur fromme und angesehene Leute in seine Nachfolge berufen. Statt mit dem Finger auf die Sünden der anderen zu zeigen, dürften wir nie vergessen, dass der Herr mit unseren Sünden Erbarmen hatte. Nur wer auf dem Weg der Barmherzigkeit wandelt, kann das Herz Gottes erreichen. Das sagte der Papst in der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Papst Franziskus ging in seiner Predigt an diesem Freitag vom Tagesevangelium aus (Mt 9,9-13). Dort wird vom Zöllner Matthäus erzählt: einem Bestechlichen; einem von der schlimmsten Sorte, der für Geld sogar sein Volk verrät. Das möge denken lassen, dass Jesus bei der Wahl seiner Gefährten nicht viel gesunden Menschenverstand bewiesen hätte, führte der Papst einen möglichen Einwand an. Schließlich habe er oft die Geringsten und Niedrigsten erwählt: so war es bei der Samariterin und vielen anderen Sündern, die Jesus zu Aposteln bestellt hat.

„Denken wir nur an die Kirche: wie viele Christen, wie viele Heilige sind aus den Reihen der Geringsten, der Niedrigsten erwählt worden,“ gab Franziskus zu bedenken. „Und genau das sollte jedem Christen bewusst sein: aus welcher Befindlichkeit bin ich dazu erwählt worden, ein Christ zu sein?... Das muss uns immer bewusst sein – unser ganzes Leben lang! Diese Erinnerung an unsere Sünden muss uns immer begleiten! Die Erinnerung daran, dass der Herr Erbarmen mit unseren Sünden gehabt hat, uns auserwählt hat, ein Christ, ein Apostel zu sein.“

Dem sündigen Zöllner ist der Ruf des Herrn nicht zu Kopf gestiegen


Und Matthäus sei der Ruf des Herrn nicht zu Kopf gestiegen, führte der Papst weiter aus: Er habe nicht angefangen, sich in teure Gewänder zu kleiden, habe die anderen nicht herumkommandiert, sich als „Chef“ aufgespielt. Nein. Er habe einfach sein ganzes Leben in den Dienst des Evangelium gestellt.

„Wenn der Apostel seine Herkunft vergisst, sich nur noch für seine Karriere interessiert, dann entfernt er sich vom Herrn,“ warnte Franziskus. „Dann wird er zum „Beamten“. Einem Beamten, der vielleicht viel Gutes tut, aber eben ein Beamter ist. Er ist dann kein Apostel mehr, nicht mehr fähig, den anderen Jesus nahezubringen. Er ist dann einer, der Pastoralpläne ausarbeitet, alles Mögliche organisiert: ein Geschäftsmann. Ein Geschäftsmann des Reiches Gottes, weil er vergessen hat, aus welcher Befindlichkeit er erwählt wurde: er hat seine Herkunft vergessen.“

Statt vor der eigenen Tür zu kehren, tendierten wir jedoch dazu, mit dem Finger auf andere zu zeigen, beklagte der Papst; uns über die Sünden der anderen den Mund zu zerreißen. Und das mache krank. Viel besser sei es, eines nicht zu vergessen, so der Rat des Papstes: „Wenn der Herr dich wählt, dann, weil er Großes mit dir vorhat: Christsein ist eine schöne, eine großartige Sache!“ Wir seien es, die auf halbem Weg stehen blieben, uns in unserer Halbherzigkeit vom Herrn entfernten: weil es uns an Großzügigkeit fehle. 

Der Zorn der Pharisäer…
 

Matthäus aber sei dem Ruf des Herrn bedingungslos gefolgt, habe auf alles verzichtet, um ihm nachzufolgen, unterstrich der Papst. Er habe dem Herrn zu Ehren sogar ein Festmahl gegeben, zu dem er alle seine Freunde einlud: Zöllner und Sünder wie er, den „Auswurf der damaligen Gesellschaft.“ Und Jesus habe keinen Moment gezögert, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen.

Die Barmherzigkeit Gottes zu verstehen ist das schönste Geheimnis


„Für die gesetzestreuen Pharisäer war das ein Ärgernis. Sie riefen die Jünger und sagten: Warum isst euer Meister mit diesen Menschen? Wer mit Unreinen isst, der steckt sich an, ist selber nicht mehr rein! Doch Jesus nimmt ihnen den Wind aus den Segeln: „Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer”, sagt er nur. Die Barmherzigkeit Gottes macht vor niemandem Halt. Die Barmherzigkeit Gottes vergibt jedem. Sie bittet dich nur, zu sagen: ,Ja, hilf mir.´ Mehr nicht.“

Abschließend brachte Papst Franziskus die Botschaft seiner Überlegungen noch einmal auf den Punkt:

„Denen, die über sein Verhalten schockiert sind, sagt Jesus, dass nicht die Starken des Arztes bedürften, sondern die Kranken; dass er Barmherzigkeit wolle, nicht Opfer. Die Barmherzigkeit des Herrn zu verstehen ist ein Geheimnis; das größte Geheimnis, das schönste: es ist das Herz Gottes. Wenn du zum Herzen Gottes vordringen willst, dann wandle auf dem Weg der Barmherzigkeit und lass zu, dass dir selbst Barmherzigkeit widerfährt.“

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21. September 2018, 13:06
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