Frühmesse: Im Samariter-Gleichnis steckt das ganze Evangelium
Offen sein für die Überraschungen Gottes, und jenen nahe sein, die diese Zuwendung gerade brauchen: Dazu hat Papst Franziskus in seiner Predigt in Santa Marta aufgerufen. „Ernsthaft Christ sein“: wie das aussieht, das hat der Barmherzige Samariter vorgemacht. Der Papst ließ die Figuren des Evangeliums Revue passieren.
Die Räuber im Gleichnis schlugen den Mann blutig und ließen ihn halbtot zurück, der Priester sah den Verwundeten und ging vorüber, „ohne seiner Sendung gerecht zu werden“, er dachte „bloß an die Messe, die gleich beginnen sollte“, kommentierte der Papst. Dasselbe tat der Levit, „ein Mann der Kultur, des Gesetzes". Dieses „Vorbeigehen“ muss uns zu denken geben, sagte Franziskus. Die beiden Männer, die den Verletzten liegenließen, waren zwei „Funktionäre“, die sagten: „nicht meine Aufgabe“. Ganz anders der Samariter.
„Er hat nicht auf seine Uhr geschaut, er hat auf nicht auf das Blut geschaut. Er näherte sich dem Verletzten, stieg vom Esel, verband seine Wunden und versorgte sie mit Öl und Wein. Er machte seine Hände schmutzig, er machte seine Kleidung schmutzig. Dann lud er ihn auf sein Reittier, brachte ihn in ein Hotel, ganz schmutzig, voller Blut, und kümmerte sich um ihm. Er sagte nicht: „Ich lasse ihn hier, ruft doch die Ärzte“. Nein. Er kümmerte sich um ihn. Als ob er sagen würde: „Jetzt gehörst du zu mir, nicht als Besitz, sondern, um dir zu dienen“. Das war kein Funktionär, das war ein Mann mit einem Herzen, ein Mann mit einem offenen Herzen.“
Der Gastwirt, zu dem der Samariter den Verletzten brachte, war wohl „fassungslos", fuhr Franziskus fort, fassungslos, einen Fremden zu sehen, einen Heiden - denn er gehörte nicht zum Volk Israel -, der anhielt, um dem Mann zu helfen, zwei Denare zahlte und versprach, alle weiteren Spesen zu übernehmen und beim nächsten Mal zu begleichen. Vielleicht mögen den Gastwirt Zweifel beschlichen haben, ob er sein Geld wirklich sehen würde, mutmaßte der Papst, aber vielleicht schwanden die Zweifel auch angesichts eines Menschen, der Zeugnis ablegt und der „offen für die Überraschungen Gottes“ ist, wie der Samaritaner es war.
„Beide waren keine Funktionäre“, sagte Franziskus. „Bist du ein Christ? Du bist eine Christin? - Ja, ja, ich gehe sonntags zur Messe und versuche, das Richtige zu tun... ich sollte weniger schwätzen, das tue ich so gerne, aber den Rest mache ich gut. - Das sind die christlichen Amtsträger, diejenigen, die nicht offen sind für die Überraschungen Gottes, diejenigen, die so viel über Gott wissen, aber Gott nicht begegnen. Diejenigen, die sich nie von einem Zeugnis überraschen lassen. Tatsächlich sind sie selbst nicht in der Lage, Zeugnis zu geben.“
Einige antike Theologen sagen, das Gleichnis vom Samariter enthalte „das ganze Evangelium". Jeder von uns ist der verwundete Mann dort, fuhr der Papst fort, und der Samariter ist Jesus. Er näherte sich uns. Er hat sich um uns gekümmert. Er hat für uns bezahlt. Er heilte unsere Wunden. Und er sagte zu seiner Kirche: „Wenn du mehr brauchst, streck du es vor, dann komme ich und zahle es dir, wenn ich wiederkomme. Denkt gut nach: In diesem Abschnitt liegt das ganze Evangelium.“
(Vatican News – gs)
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