Papst Franziskus: „Geistliche Lauheit macht unser Leben zum Friedhof“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Wie schon bei seiner Messe in Frosinone am Dienstag war der Papst gedanklich beim Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels nach dem Babylonischen Exil. Viele Juden hätten dem Wiederaufbau-Plan damals skeptisch gegenübergestanden und „keine Lust gehabt, wiederaufzustehen und wieder von vorne anzufangen“.
„Das ist das Drama dieser Menschen – und auch unser Drama. Wenn uns der Geist der Lauheit ergreift, wenn diese Lauheit in unser Leben kommt, wenn wir sagen: Jaja, Herr, ist schon gut – aber langsam, langsam, Herr, nur nichts überstürzen, morgen werde ich es tun… Und dann verschiebt man von morgen auf übermorgen und auf überübermorgen: ein Leben des Aufschiebens der Entscheidung, unser Herz zu bekehren und ein neues Leben anzufangen.“
Hinter dem ständigen Aufschieben stecke oft einfach Lauheit, so Franziskus. Viele Menschen verschwendeten ihr Leben und täten „gar nichts“, nur um ihre innere Ruhe bloß nicht in Gefahr zu bringen. Aber das sei „eine Friedhofsruhe“, warnte der Papst.
„Wenn wir in diese Lauheit geraten, in diese lauwarme geistliche Haltung, dann verwandeln wir unser Leben in einen Friedhof. Dann ist es gar kein Leben, sondern nur ein Verschließen nach außen. Nur um keine Probleme zu bekommen. Wie diese Leute (damals in Jerusalem), die sagten: Ja, wir leben in Ruinen, aber besser nichts riskieren – wir sind ja schon daran gewöhnt, so zu leben…“
Süße Betäubung
Damals wie heute rufe der Herr dazu, sich aufzuraffen und sofort zu bekehren, ohne Aufschub, ohne bis morgen zu warten. „Bitten wir den Herrn um die Gnade, nicht in diesen Geist von halben Christen zu verfallen, ohne Substanz. Gute Christen, die vielleicht viel arbeiten – die viel säen, aber kaum etwas ernten. Leben, die so vielversprechend waren, und am Schluss haben sie nichts getan.“
Die „Lauheit“ sollten wir bekämpfen, so predigte Franziskus, „diese süße Betäubung des geistlichen Lebens“.
(vatican news)
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