Papst an Bischöfe: Ein Netz der Nähe aufbauen
Das Priesteramt müsse als „Geschenk“ immer wieder neu entdeckt werden, hatte Franziskus bei seiner Frühmesse am Vortag betont. An diesem Freitag konzentrierte er sich unter anderem auf die Gefahren der Geldgier und des Geschwätzes für den geistlichen Dienst. Wenn sich ein Priester, Diakon oder Bischof dem finanziellen Wohlstand verschreibe, sei dies die Wurzel aller Übel, so Papst Franziskus mit Verweis auf die Paulusworte aus der Ersten Tageslesung (1Tm 6,2c-12). „Der Teufel kommt durch die Taschen herein, pflegten die alten Leute zu meiner Zeit zu sagen“, ergänzte der Papst.
Vier Dimensionen der Nähe
Franziskus ging bei seiner Morgenmesse am Freitag auf die Ratschläge des Apostels Paulus an den jungen Timotheus ein. Paulus habe Timotheus und allen anderen geistlichen Amtsträgern klar gemacht, dass Bischöfe wie auch Priester und Diakone dem Volk nahe sein müssten. Es gebe hier vier Dimensionen der Nähe, führte er aus.
Der Bischof sei „ein Mann der Nähe zu Gott“, so der Papst. „Erste Aufgabe“ eines Bischofs sei deshalb das Gebet, wie auch Petrus betont habe. Das Gebet „gibt die Kraft“ und erneuere „das Bewusstsein für dieses Geschenk, dieses Amt, das wir nie vernachlässigen dürfen“, so der Papst.
Zudem müsse der Bischof seine nächsten Helfer unterstützen, die wiederum selbst im Dienst des Nächsten stünden: „Du sollst zunächst deinen Nächsten lieben, deine Priester und Diakone“, wandte sich Franziskus an die Bischöfe. Diakone seien von den Aposteln eingeführt worden, um die Witwen und Waisen besser versorgen zu können, erinnerte er. Auch Priester hätten so manches Anliegen, das Gehör finden müsse, mahnte der Papst.
Den Priestern „ein Vater sein“
„Es ist traurig, wenn ein Bischof seine Priester vergisst. Es ist traurig, wenn ich die Beschwerden von Priestern höre, die mir sagen: ,Ich habe den Bischof angerufen, brauche einen Termin, um ihm etwas zu sagen, und sein Sekretariat hat mir gesagt, dass alle Termine schon auf drei Monate vergeben sind…‘ Ein Bischof, der sich seinen Priestern nahe fühlt, müsste spätestens am nächsten Tag zurückrufen, wenn er sieht, dass ein Priester versucht hat, ihn zu erreichen. Der Priester hat das Recht zu wissen, dass er einen Vater hat, das Recht, diesen zu kennen - Nähe zu den Priestern!“
Und auch die Priester sollten Nähe pflegen, fuhr Franziskus fort, sie dürften nicht „in Spaltungen“ verfallen: „Der Teufel tritt so ein, um das Presbyterium zu teilen, zu teilen“. So entstünden Grüppchen, die sich „nach Ideologien und Sympathien“ bildeten, warnte er. Die dritte Dimension der Nähe sei also ein gutes Verhältnis der Priester untereinander, die vierte hingegen die Nähe zu den Gläubigen, so der Papst weiter:
„In der Zweiten Lesung sagt Paulus zu Timotheus, er solle nicht seine Mutter und Großmutter vergessen, er solle nicht vergessen, woher er gekommen sei, woher der Herr ihn genommen habe. Vergiss nicht dein Volk, vergiss nicht deine Wurzeln! Wenn ein Bischof sich vom Gottesvolk trennt, gerät er in eine Atmophäre der Ideologien, die nichts mit dem Amt zu tun haben: so etwas ist kein Dienst – er vergisst das Geschenk, dieses kostenlose Geschenk, das ihm gemacht wurde.“
Vergesst diese vier Dimensionen der Nähe nicht, bat der Papst abschließend. Die Nähe zu Gott, das Gebet, gelte es ebenso zu pflegen wie eine enge Beziehung zwischen Bischöfen und Priestern sowie Geschwisterlichkeit in der Kirche überhaupt. Dazu gehöre auch, dass die Gläubigen für ihre Hirten beten, „die euch auf dem Weg der Erlösung führen“. Franziskus: „Betet ihr für eure Priester, für den Pfarrer und seinen Vertreter oder kritisiert ihr ihn nur? Man muss für Priester und Bischöfe beten, damit wir alle – auch der Papst ist ein Bischof – dieses Geschenk an uns durch eben jene Nähe behüten und es nicht vernachlässigen.“
(vatican news – pr)
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