Frühmesse: Nicht die Ideologie statt des Glaubens wählen
Christine Seuss und Adriana Masotti – Vatikanstadt
Die erste Lesung des Tages stellt einen Ausschnitt aus der dreiteiligen Erzählung dar, in der die konfliktbehaftete Beziehung zwischen Gott und Jonas thematisiert wird. In seiner Predigt erinnerte Franziskus zunächst an die erste Aufforderung Gottes an Jona, nach Ninive zu gehen und der sündigen Stadt ein Strafgericht anzudrohen. Jona flieht jedoch aus Angst vor der Aufgabe auf einem Schiff in Richtung Tarschisch. Gott entfesselt daraufhin einen großen Sturm, und die Seeleute werfen Jona ins Meer, um ihn zu besänftigen. Der Prophet wird – auf Befehl Gottes – von einem großen Fisch verschlungen und muss drei Tage und Nächte in seinem Bauch verbringen, bevor der Fisch ihn wieder an Land ausspuckt. „Und Jesus“, so bemerkte Franziskus, „nimmt diese Figur des Jona im Bauch des Fisches als Bild für seine eigene Auferstehung.“
In der darauffolgenden Tageslesung spricht Gott erneut zu Jona, der diesmal gehorcht und sich nach Ninive begibt. Die Menschen dort glauben ihm, lassen ab von ihren Sündentaten und bekehren sich, so dass Gott selbst das Unheil bereut, das er ihnen angedroht hatte – und die Drohung letztlich nicht ausführt. „Der Dickkopf Jona“, so kommentierte Franziskus, „denn das ist die Geschichte eines Dickkopfes, hat seine Arbeit gut gemacht, und dann ist er gegangen.“ In der Lesung des kommenden Tages, wies Franziskus voraus, werde man sehen, wie Jona sich mit dem Herrn anlege und ihm seine Barmherzigkeit vorwerfe:
„,Ach Herr, habe ich das nicht schon gesagt, als ich noch daheim war? Eben darum wollte ich ja nach Tarschisch fliehen; denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld und dass deine Drohungen dich reuen. Darum nimm mir jetzt lieber das Leben, Herr! Denn es ist für mich besser zu sterben als zu leben‘“, zitierte Franziskus aus der Lesung, um dann aus der Sicht des Jona das Zwiegespräch mit Gott fortzuführen: „Mit dir will ich nicht mehr arbeiten, es ist besser, zu sterben, als diese Arbeit als Prophet mit dir weiter zu führen, da du ja am Ende das Gegenteil dessen machst, was ich in deinem Namen tun sollte.“
Und Jona entfernt sich aus der Stadt, deren Zerstörung er sich erhofft hatte, um abzuwarten, was geschehen würde. Immer weiter geht die Diskussion mit dem Herrn, der Jona einen schattenspendenden Rizinusstrauch über den Kopf wachsen lässt – nur um ihn kurz darauf wieder eingehen zu lassen, was erneut den Zorn des Propheten erregt. Und hier hakt Gott im Schlagabtausch ein, führt dem Propheten vor Augen, dass er um eine Pflanze trauere, für deren Wachsen er keinen Finger gekrümmt habe: „Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt?“, so der Herr in dem „dichten Dialog zwischen zwei Dickköpfen“, kommentierte Franziskus: „Jona, der Dickkopf mit seinen Glaubensgrundsätzen, und der Herr Sturkopf in der Barmherzigkeit: er verlässt uns nie, klopft an die Türen des Herzens bis zum Schluss, ist da.“
Christen, die Bedingungen stellen
Jona sei ein Dickkopf, weil er den Glauben mit Bedingungen versah. Dieses Typus Christ spreche so, führte der Papst aus:
„Ich bin Christ, aber nur, wenn es nach meinem Kopf läuft: Nein, diese Änderungen sind nicht christlich! - Das ist Häresie! – So geht das nicht!“, zählte Franziskus einige Kritiken auf, die durchaus aktuellen Bezug zu haben schienen. Doch dies seien „Christen, die Gott Bedingungen stellen, die den Glauben und die Handlung Gottes mit Bedingungen versehen“, kritisierte Franziskus.
Doch es sei gerade dieses Beharren auf Bedingungen, das viele Christen dazu bringe, „sich in den eigenen Ideen zu verschließen“ und das somit dazu führe, dass sie „in der Ideologie enden: das ist der hässliche Weg vom Glauben in die Ideologie“. Heute gebe es viele derartige Christen, die „Angst“ hätten, fügte er dazu an: „Angst vor dem Wachsen, vor Herausforderungen des Lebens, Herausforderungen Gottes, Herausforderungen der Geschichte“, immer gebunden durch ihre „ursprünglichen Überzeugungen, ihre eigenen Ideologien“. Dies seien Christen, die die „Ideologie dem Glauben vorziehen“ und die sich von der Gemeinschaft entfernten, „Angst haben, sich in die Hände Gottes zu begeben und es vorziehen, alles zu bewerten, aber von der Kleinheit des eigenen Herzens aus,“ diagnostizierte der Papst, um abschließend hinzuzufügen:
„Die beiden Figuren der Kirche im Heute: die Kirche dieser Ideologen, die sich in den eigenen Ideologien einigeln, und die Kirche, die den Herrn zeigt, der sich allen Wirklichkeiten nähert, der sich vor nichts ekelt: die Dinge ekeln den Herrn nicht, unsere Sünden ekeln ihn nicht, er nähert sich, so wie er sich näherte, um die Leprakranken und die Kranken zu berühren. Denn er ist gekommen, um zu heilen, er ist gekommen, um zu retten, nicht, um zu verurteilen.“
(vn - cs)
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