Papst Franziskus: Bin ich aufmerksam für das Wort Gottes?
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
In seiner Predigt in der Casa Santa Marta ging Franziskus von der Lesung aus dem Buch Nehemia aus (Neh 8); sie schildert, wie das Volk nach seiner Rückkehr aus dem Babylonischen Exil erstmals wieder mit dem Wort Gottes konfrontiert wird.
Das Buch Nehemia spricht von aufgewühlten Reaktionen aus dem Volk auf die öffentliche Verlesung der Heiligen Schrift.
„Wir sind daran gewöhnt, dieses Buch zu haben“, kommentierte Franziskus, „aber das ist eine schlechte Gewöhnung.“ Das Volk Israel hingegen sei damals aufgestanden, als es Gottes Wort gehört habe, „ihm fehlte das Wort, es hatte Hunger nach dem Wort Gottes“. Seit Jahrzehnten habe es so etwas nicht gegeben, „so eine Begegnung des Volkes mit seinem Gott, mit dem Wort Gottes“.
Der Tag, an dem ich den Herrn treffe
„Der Gouverneur Nehemia, der Priester Esra und die Leviten sagten zum Volk: Dieser Tag ist dem Herrn geweiht. Für uns ist das der Sonntag. Der Sonntag ist der Tag der Begegnung des Volkes mit dem Herrn – der Tag, an dem meine Familie den Herrn trifft. An dem ich den Herrn treffe. Ein Tag der Begegnung. Dieser Tag ist dem Herrn geweiht…“
Das Volk solle nicht weinen, sagten ihm Nehemia und Esra, aber es habe – so Franziskus – dennoch geweint: „vor Emotion, vor Freude“.
„Wenn wir das Wort des Herrn hören – was passiert dann in meinem Herzen? Bin ich aufmerksam für das Wort Gottes? Lasse ich zu, dass es mein Herz anrührt, oder gucke ich hoch zur Decke und denke an etwas anderes, und das Wort geht zu einem Ohr rein und zum anderen raus, ohne bis zum Herzen zu kommen? Was tue ich, damit das Wort mir wirklich zu Herzen gehen kann? … Man kann das Fest des Sonntags nicht verstehen ohne das Wort Gottes.“
Dieses Wort Gottes sei „unsere Kraft“ – und nicht etwa die Traurigkeit.
„Das Wort Gottes macht uns froh! Die Begegnung mit dem Wort Gottes erfüllt uns mit Freude, und diese Freude ist meine Kraft, ist unsere Kraft. Die Christen sind voller Freude, weil sie das Wort Gottes im Herzen aufgenommen haben und weil sie es dort immer wieder von neuem empfangen. Das ist die Botschaft von heute für uns alle.“
Keine Angst haben vor der Freude
Der Papst lud auch zu einer „kleinen Gewissenserforschung“ ein: „Wie höre ich auf das Wort Gottes? Oder höre ich es etwa gar nicht? Wie begegne ich dem Herrn in seinem Wort, der Bibel? Und bin ich davon überzeugt, dass die Freude am Herrn meine Kraft ist? Die Traurigkeit ist nicht unsere Kraft!“
Traurige Herzen würden schnell eine Beute des Teufels, so Papst Franziskus. Die Freude am Herrn hingegen lasse uns aufstehen „und vor Freude singen und weinen“. Wir sollten doch „keine Angst vor der Freude haben, keine Angst vor dem Fest der Freude, die aus der Begegnung mit dem Wort Gottes kommt“.
(vatican news)
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