Papst über den inneren Kampf: Wer inspiriert mein Handeln?
Anne Preckel – Vatikanstadt
Papst Franziskus ging in seiner Predigt von der ersten Tageslesung, dem Römerbrief des Paulus, aus. Der Völkerapostel sei innerlich hin- und hergerissen gewesen, er habe einerseits den „Wunsch, Gutes zu tun“ verspürt und sei andererseits unfähig gewesen, dies tatsächlich auch umzusetzen. Innerlich habe er einen regelrechten Kampf ausgefochten, so Papst Franziskus.
Sei Paulus deshalb „in der Hölle“ oder „ein Besiegter“? fragte der Papst. - Nein, er sei „ein Heiliger“, denn: „auch die Heiligen spüren diesen inneren Kampf“, dieses Gesetz gelte „für alle“, es sei „ein täglicher Krieg“:
„Es ist ein Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, doch nicht einem abstrakten Guten und abstrakten Bösen, sondern zwischen dem Guten, das uns der Heilige Geist inspiriert zu tun, und dem Bösen, das uns der böse Geist inspiriert zu tun. Es ist ein Kampf. Es ist unser aller Kampf. Wenn jemand über uns sagen würde: ,Aber, ich fühle das nicht, ich bin ein Seliger, lebe ruhig, in Frieden, ich fühle…‘ Dann sage ich: ,Du bist nicht selig: du bist ein Betäubter, der nicht versteht, was passiert.'“
Inneren Kampf erlebt jeder
Bei diesem täglichen Ringen siegten wir einmal, doch am nächsten Tag folge ein neuer Kampf, und übermorgen der nächste, „bis zum Ende“, so der Papst. Dies sei bei christlichen Märtyrern, die „bis zu ihrem Ende kämpfen mussten, um ihren Glauben zu bewahren“, wie auch bei Heiligen zu beobachten. So sei für Therese von Lisieux „der härteste Kampf“ ihr Sterben gewesen, als sie Glaubenszweifel hatte und spürte, dass „der böse Geist“ sie dem Herrn entziehen wollte, beleuchtete Franziskus die letzten Momente der französischen Unbeschuhten Karmelitin und Kirchenlehrerin.
Solche „besonderen Momente des Kampfes“ gebe es, aber eben auch „normale, alltägliche“. Franziskus zitierte an dieser Stelle aus dem Lukasevangelium die Worte Jesu, mit denen dieser die Menschen darauf hinweist, dass sie das Wesentliche nicht sehen: „Die Gestalt der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; wie prüft ihr aber diese Zeit nicht?“ (Lk, 12, 56). Dazu Franziskus:
„Oft sind wir Christen mit vielen Sachen beschäftigt, auch mit guten Dingen; was aber passiert in dir? Wer inspiriert dich dazu? Wie sieht deine spirituelle Haltung diesbezüglich aus? Wer bringt dich dazu, dies zu tun? Unser Leben ist gewöhnlich wie ein Leben auf der Straße: wir gehen auf der Straße des Lebens… und wenn wir auf der Straße gehen, schauen wir nur die Dinge an, die uns interessieren; die anderen sehen wir nicht.“
Der Kampf finde immer „zwischen der Gnade und der Sünde“ statt, fuhr der Papst fort, „zwischen dem Herrn, der uns retten will, und jener Versuchung und dem bösen Geist, der uns immer niederwirft“, um uns zu „besiegen“.
Verstehen, was innerlich vorgeht
Papst Franziskus rief seine Zuhörer zur Gewissenserforschung auf; es gelte den Blick auf das Wesentliche zu richten, auf die wahren Beweggründe, die uns im Leben antreiben. Kommen meine Entscheidungen „vom Herrn“ oder werden sie uns durch unseren „Egoismus“, „vom Teufel“, diktiert?, sollten wir uns selbst täglich fragen.
„Es ist wichtig zu wissen, was in uns vorgeht. Es ist wichtig, ein wenig innerlich zu leben, und nicht zuzulassen, dass unsere Seele eine Straße ist, über die alle gehen. ,Und wie soll das gehen, Vater, wie mache ich das?‘ Bevor du deinen Tag beendest, nimm dir zwei, drei Minuten: Was ist heute Wichtiges in mir passiert? Oh, ja, ich habe hier ein bisschen Hass verspürt und dort schlecht geredet; ich hab jenes Werk der Nächstenliebe vollbracht… Wer hat dir geholfen, diese Dinge zu tun, seien sie hässlich oder gut? Stellen wir uns diese Fragen, um zu verstehen, was in uns passiert. Manchmal wissen wir, mit unserer Schwätzer-Seele, die wir alle haben, was im Viertel passiert, was bei den Nachbarn läuft, aber wir wissen nicht, was in uns selbst vorgeht.“
(vatican news – pr)
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