Frühmesse: Gott nicht in die Ecke treiben
Mario Galgano und Alessandro Di Bussolo – Vatikanstadt
Eines seiner wiederkehrenden Themen kam in der Predigt an diesem Montag abermals vor: die lauwarmen Christen. Ihr Verhalten Gott gegenüber, nämlich ihn letztlich zu ignorieren, sei gefährlich, wie eine Herausforderung Gottes, betonte Franziskus. Wenn der Herr Ähnliches mit den Menschen täte, wäre es vorbei mit dem Paradies, gab der Papst zu bedenken. Franziskus ging in seiner Predigt auf das Evangelium nach Matthäus (Mt 21, 23-27) ein. Darin geht es um den Dialog zwischen Jesus und den Hohepriestern im Tempel von Jerusalem. Diese fragten Jesus, wer ihm die Vollmacht zum Reden und Handeln gegeben habe.
Jesus habe die Menschen geheilt, sie belehrt und Wunder an ihnen getan, erinnerte der Papst in seiner Predigt. Das führte dazu, dass das Volk ihm sehr zugeneigt war, ja, von ihm angezogen war. Die Ältesten und die Hohepriestern sahen das offenbar nicht gerne und wollten Jesus „in die Ecke treiben“. Sie warfen ihm vor, er sei gar kein Priester, habe nicht studiert und sei „sowieso nichts“, erläuterte der Papst.
Doch Jesus sei auf intelligente Weise darauf eingegangen. Er antworte mit einer Gegenfrage und treibt so seinerseits die Hohepriester in die Ecke: Jesus fragte, ob Johannes der Täufer im Auftrag Gottes taufe oder im Auftrag der Menschen. Egal wie die Hohepriester geantwortet hätten, sie hätten das Volk gegen sich gehabt. Deshalb antworteten sie, dass sie die Antwort nicht wüssten.
Sich nicht einbringen ist falsch
„Nicht nur Pilatus wusch seine Hände in Unschuld; auch diese Hohepriester taten es, indem sie antworteten: ,Wir wissen es nicht´. Sich nicht in die Geschichte der Menschheit einbringen, nicht die Probleme angehen, nicht für das Gute kämpfen, nicht die vielen Hilfesuchenden heilen… so antworten sie. Besser nicht schmutzig werden.“
Und so antworte Jesus „mit derselben Musik“ wie die Provozierenden. Auch er wolle nicht sagen, mit welcher Autorität er handele.
„Das sind jene zwei Einstellungen der lauwarmen Christen, also von uns. Meine Großmutter nannte sie ,Rosenwasser-Christen´; also Christen ohne Bestand. Das ist eine Haltung, die Gott in die Ecke treibt. Man fordert von ihm: ,Entweder du tust das oder ich besuche nie wieder eine Kirche´. Und was antwortet darauf Jesus? ,Geh, geh und schau, dass du selber damit klar kommst.´“
Hände in Unschuld waschen ist falsch
Eine weitere Einstellung der lauwarmen Christen sei jene, die Hände in Unschuld zu waschen, wiederholte der Papst. Er nannte die Emmaus-Brüder, die am Tag der Auferstehung Christi den Frauen nicht glauben, die die freudige Nachricht verkündeten, weil die Brüder kein Vertrauen in die Frauen hatten. Auf diese Weise zogen sie sich aus der Verantwortung und kehren – scherzte der Papst – „in die Pilatus-Bruderschaft“ ein.
„Viele Christen waschen ihre Hände in Unschuld angesichts der Herausforderungen der Kultur, der Herausforderungen der Geschichte, der Herausforderungen der Menschen unserer Zeit; das tun sie selbst angesichts der kleinsten Herausforderungen. Wie oft hören wir den geizigen Christen über einen Menschen, der nach Almosen bittet, sagen: ,Nein, ich gebe nichts, weil sie dann das Geld zum Trinken ausgeben.´ Ihre Hände sind dann rein. Sie sagen. ,Ach, ich will nicht, dass die Leute betrunken werden und gebe deshalb keine Almosen.´ Aber er hat doch nichts zu essen und darauf sagen sie: ,Sein Problem, ich will einfach nicht, dass er sich betrinkt.´ Wir hören es so oft, so oft. Gott in die Ecke treiben und die Hände von ihm lassen, das sind zwei gefährliche Einstellungen, denn es ist wie eine Herausforderung an Gott. Denken wir nach, was passieren würde, wenn der Herr uns in die Ecke treibt. Wir würden nie das Paradies betreten.“
Das sind, so das Fazit des Papstes, „zwei heuchlerische Einstellungen von Gebildeten“. Diese „eingebildeten Heuchler“ mischten sich nicht ein und wollte nicht mit „schmutzigen Menschen“ zu tun haben. Jeder solle sich fragen, nicht nur im Advent, „ob es so etwas in uns gibt“, und wenn es so etwas gibt, dann sollte man diese Einstellungen verjagen, „um Platz für den ankommenden Herrn zu schaffen“.
(vatican news)
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