Frühmesse: Die Liebe zu Gott beginnt bei der Liebe zum Nächsten
Silvia Kritzenberger und Adriana Masotti - Vatikanstadt
Papst Franziskus ging in seiner Predigt vom ersten Johannesbrief aus (1 Joh 4, 19 - 5, 4), der sich ganz um das Thema der Liebe dreht. Der Apostel habe erfahren, was Liebe ist und verstanden, wie sich die Liebe zu Gott manifestiere, so Franziskus.
Gott hat uns zuerst geliebt
Mit dem Satz: „Wir wollen Gott lieben, weil er uns zuerst geliebt hat,“ zeige uns Johannes auf, was das Fundament der Liebe sei. Wenn uns Gott also nicht geliebt hätte, könnten auch wir nicht lieben, spann der Papst den Faden gedanklich weiter und erläuterte ihn an folgendem Beispiel:
„Wenn ein neugeborenes, erst wenige Tage altes Kind sprechen könnte, würde es sagen: Ich fühle mich von meine Eltern geliebt. Und das, was Eltern mit ihrem Kind machen, ist dasselbe, was Gott mit uns gemacht hat: Er hat uns zuerst geliebt. Und das macht auch uns fähig, zu lieben, und immer mehr zu lieben. Es ist eine klare Definition der Liebe: Wir können Gott lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“
Aber der Apostel habe auch betont: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner“, gab Franziskus zu bedenken:
„Ich liebe Gott, bin ganz ekstatisch… und dann schiebe ich die anderen beiseite, bringe ihnen Hass und nicht Liebe entgegen, behandle sie mit Gleichgültigkeit. Der Apostel sagt nicht: „Du hast dich geirrt“, er sagt „du bist ein Lügner“,“ stellte Franziskus fest und betonte: „Und dieses Wort wird in der Bibel unmissverständlich gebraucht. Ein Lügner sein bedeutet nämlich, dass man auf der Seite des Teufels steht: Schließlich sagt uns schon das Neue Testament, dass der Teufel der große Lügner, der Vater der Lüge ist: Das ist die Definition, die uns die Bibel vom Teufel gibt. Wenn du also behauptest, Gott zu lieben, deinen Bruder aber hasst, dann stehst du auf der anderen Seite: dann bist du ein Lügner. Daran gibt es nichts zu rütteln.“
Die Ausreden, warum wir die anderen nicht lieben können...
Wie oft würden wir jedoch Ausflüchte dafür finden, warum wir die anderen nicht lieben könnten; Menschen, die uns – wie wir behaupten – Böses wollten, unverschämt und unfreundlich zu uns seien, beklagte Franziskus. Dem halte der Apostel Johannes jedoch entgegen: „Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht.“ Wenn wir also unfähig seien, die anderen zu lieben, ganz egal, wie nahe oder fern sie uns stünden, dann könnten wir auch nicht behaupten, Gott zu lieben – und dann seien wir Lügner,“ stellte der Papst fest.
Aber zur Liebe gehöre auch, dass man Gutes tue. Und deshalb sei es auch ein untrügliches Zeichen für einen Mangel an Liebe, wenn man sich nicht in die Angelegenheiten der anderen einmischen wolle, betonte Franziskus und erklärte seinen Gedankengang an folgendem Beispiel:
„Wenn du sagst: Ich trinke nur destilliertes Wasser, um rein zu sein, dann wirst du sterben, weil das dem Leben nämlich nicht nützt. Wahre Liebe ist kein destilliertes Wasser: sie ist das Wasser des Alltags, mit all seinen Problemen, mit all seinen Gefühlen, mit Liebe und Hass. Liebe zur Konkretheit, konkrete Liebe: die Liebe ist kein „Versuchslabor“. „Genau das ist es, was uns der Apostel mit seinen klaren Definitionen lehrt. Aber es gibt auch eine etwas versteckte Art und Weise, die zeigt, dass man Gott und den Nächsten nicht liebt: die Gleichgültigkeit – Nein, das will ich nicht: Ich will destilliertes Wasser. Ich mische mich in die Probleme anderer Leute nicht ein –; Ihr müsst beten, wenn ihr helfen wollt.”
Es genügt nicht, nichts Schlechtes zu tun - der wahre Christ tut Gutes
Schon der Heilige Alberto Hurtado habe gesagt: „Es ist sehr gut, nichts Schlechtes zu tun, aber es ist sehr schlecht, nichts Gutes zu tun.“ Wahre Liebe müsse dazu führen, dass man Gutes tut, keine Angst davor hat, sich die Hände schmutzig zu machen, so der abschließende Rat von Papst Franziskus:
„Der Weg des Glaubens ist nicht der Weg der Gleichgültigen, die sich nicht für die Probleme der andere interessieren, sich nicht einmischen wollen um zu helfen, Gutes zu tun. Und es ist auch nicht der Weg der falschen Mystiker, deren Herzen wie destilliertes Wasser sind, die vorgeben, Gott zu lieben, für ihren Nächsten aber nichts übrig haben.“
(vatican news)
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