Frühmesse: „Sie alle suchen nicht Jesus, sondern sich selbst"
Anne Preckel / Adriana Masotti – Vatikanstadt
In seiner Predigt ging der Papst vom Markusevangelium aus (Mk 8, 27-33). Im achten Kapitel ist die Rede davon, wie Jesus beginnt, den Jüngern sein bevorstehendes Leiden anzukündigen. Zugleich stellt er ihnen Fragen: „Für wen halten mich die Menschen? Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Die Jünger verstehen nicht, doch Jesus leitet sie in einem Prozess, an dessen Ende das Erkennen des Messias stehen wird.
Prozess des Verstehens
Die Apostel hätten mehrere Etappen durchlaufen, um zu verstehen, wer Jesus sei, knüpfte der Papst daran an: Kennen, bekennen und den Weg Jesu akzeptieren, den Gott für ihn gewählt hat.
Jesus kennen – das versuchten Christen, wenn sie die Bibel in die Hand nähmen oder ihre Kinder zum Katechismus brächten, so der Papst. Doch dies sei nur ein erster Schritt. Es gehe auch darum, Jesus zu bekennen, zu bezeugen, so Franziskus:
„Und das können wir nicht allein. Laut Matthäus sagt Jesus zu Petrus: ,Das kommt nicht von dir. Der Vater hat es dir offenbart.‘ Wir können Jesus nur mit der Kraft Gottes bezeugen, mit der Kraft des Heiligen Geistes. Niemand kann sagen ,Jesus ist der Herr‘ und ihn bezeugen ohne den Heiligen Geist, wie Paulus sagt. Wir können Jesus nicht ohne den Heiligen Geist bekennen. Deshalb muss die christliche Gemeinschaft immer die Kraft des Heiligen Geistes suchen, um Jesus zu bezeugen, um zu sagen, dass Er Gott ist, dass Er der Sohn Gottes ist.“
Weg der Demut ist Teil des Weges
Doch was ist Sinn und Ziel des Lebens Jesu? Die Antwort auf diese Frage bedeute den dritten Schritt des Verstehens Jesu, so der Papst. Jesus habe irgendwann begonnen, seine Gefährten auf seinen Tod und die Auferstehung vorzubereiten. Denn:
„Jesus zu bekennen bedeutet, seinen Tod und seine Auferstehung zu bekennen; es ist nicht allein das Verharren beim Bekennen eines ,Du bist Gott‘, nein: ,Du bist für uns gekommen und für mich gestorben. Du bist auferstanden. Du gibst uns das Leben, du hast uns den Heiligen Geist versprochen, um uns zu leiten.‘ Jesus zu bekennen bedeutet, den Weg zu akzeptieren, den der Vater für ihn wählte: die Demütigung. Paulus schrieb an die Philipper: ,Gott schickte seinen Sohn, der sich selbst vernichtete, sich zum Sklaven machte, sich selbst demütigte, bis zum Tod, dem Tod am Kreuz.‘ Wenn wir nicht den Weg Jesu akzeptieren, den Weg der Erniedrigung, den Er zur Erlösung wählte, sind wir nicht nur keine Christen: wir verdienen das, was Jesus zu Petrus sagte: ,Weiche zurück, Satan!‘“
Wenn die Kirche nicht diesen Weg wähle, irre sie und werde weltlich, schloss der Papst an. Christsein zeige sich gerade im Opfer und dürfe nicht dafür missbraucht werden, „aufzusteigen“, so Franziskus mit einem Seitenhieb auf Karrieristen in der Kirche. Der Papst gebrauchte in diesem Zusammenhang das italienische Wort für „emporkommen“ und „hocklettern“ (arrampicarsi).
„Wenn wir die vielen guten Christen sehen, die guten Willen haben, aber Religion mit einem sozialen Konzept der Güte und Freundschaft verwechseln… Wenn wir viele Kleriker sehen, die zwar sagen sie folgten Jesus, aber in Wirklichkeit Ehre und Pracht suchen, die Wege der Weltlichkeit… Sie alle suchen nicht Jesus, sondern sich selbst! Sie sind keine Christen; sie sagen sie seien es, aber nur dem Namen nach, denn sie akzeptieren nicht den Weg Jesu, den Weg der Demütigung. Und wenn wir in der Geschichte der Kirche über viele Bischöfe lesen, die so gelebt haben und auch über die vielen weltlichen Päpste, die den Weg der Erniedrigung nie gegangen sind, ihn nicht akzeptierten, dann müssen wir lernen, dass das nicht der richtige Weg ist.“
(vatican news – pr)
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