Frühmesse: Priester stehen Volk bei, drastische Art ist nicht immer gut
Mario Galgano – Vatikanstadt
In der fünften Messe, die live aus der Kapelle der Casa Santa Marta ausgestrahlt wurde, lud Franziskus am siebten Jahrestag seiner Wahl auf den Stuhl Petri erneut alle ein, für die Coronavirus-Patienten zu beten.
Der Papst ging zu Beginn der Messe auf die nicht gerade einfache Aufgabe der Priester ein – die er „Hirten“ nannte –, in dieser Corona-Zeit den Gläubigen beizustehen. Es sei ihm bewusst, dass Maßnahmen und Entscheidungen getroffen würden, die nicht immer einfach seien, so Franziskus. Doch dafür müsse man Verständnis haben, weil es schließlich um das Wohl aller Menschen gehe. Gleichzeitig gab Franziskus aber auch zu bedenken, dass drastische Maßnahmen nicht immer gut seien.
Der Papst bezog sich dabei nicht auf die von der Regierung verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckung durch das Virus, sondern wandte sich an die Priester: Sie sollten die Bedürfnisse der Gläubigen berücksichtigen, die in einem so dramatischen Moment geistlichen Beistand brauchen.
Prophetie der Erlösung
In seiner Predigt ging der Papst auf die Lesung und das Tagesevangelium von diesem Freitag ein. Im Mittelpunkt der beiden Bibelpassagen stehe die Prophetie der Erlösung, präzisierte Franziskus. In der Lesung aus dem Buch Genesis (Gen 37, 3-4.12-13a.17b-28) gehe es um den „von Israel geliebten Sohn“ Josef, im Evangelium nach Matthäus (Mt 21, 33-43.45-46) um Jesus.
Das Tagesevangelium behandle das Gleichnis vom Gutsbesitzer und dem Weinberg. Der Papst erläuterte, wie Jesus damit habe sagen wollen, dass Gott sein Volk „auserwählt“. Im Grunde schenke Gott den Menschen ein Versprechen, und darin sei die Hoffnung verborgen, die Gott den Gläubigen gibt, führte Franziskus aus. „Doch als es darum ging, die Früchte des Weinbergs einzuholen, vergaßen sie das Versprechen“, unterstrich der Papst in seiner Predigt. Hier mache Jesus klar, wie auch die Propheten von den Menschen wie Gaben Gottes behandelt wurden. Es gehe also um die Treue gegenüber dem Bund mit Gott.
Bund, Versprechen und Erwählung
In seiner Predigt, in der er die Lesungen des Tages und insbesondere das Gleichnis von den mörderischen Winzern kommentierte, sprach er von der Untreue derer, die die Gabe Gottes, die Reichtum, Offenheit und Segen ist, in Besitz nehmen und sie in einer Lehre festhalten (Mt 21,33-43,45). Bund, Versprechen und Erwählung seien Geschenke Gottes, doch das würden die Menschen auch heute nur allzu oft vergessen, mahnte Franziskus.
„Die Menschen versuchen, das Geschenk Gottes zu ihrem Eigentum zu machen. Sie sind gefangen in Regeln und Gesetzen, alles wird ideologisiert. Und das führt am Ende zu einer moralistischen Ideologie“, so der Papst. Die größte Sünde sei somit, dass sich die Menschen von den Gaben Gottes entfernen, sie nach eigenem Gutdünken interpretieren würden. Und das führe beispielsweise in der Kirche zur Klerikalisierung, prangerte der Papst diese Entwicklung an. „Der Bund Gottes ist unentgeltlich. Wir müssen unsere Mitmenschen als Geschenk annehmen. Das galt schon zu Zeiten Jesu“, fügte er an.
Zum Schluss bat der Papst um die Gnade, das Geschenk Gottes anzunehmen und nicht als Eigentum zu betrachten.
(vatican news)
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