Frühmesse: Papst betet für alle, die diese Krise traurig macht
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Und wie üblich hat der Papst auch diesmal eine Gebetsintention formuliert, die die Betroffenen der Corona-Krise in den Blick nimmt. „Beten wir heute in dieser Messe für alle, die traurig sind, weil sie allein sind. Oder weil sie nicht wissen, welche Zukunft sie erwartet. Oder weil sie die Familie nicht voranbringen können, da ihnen das Geld ausgeht und sie keine Arbeit haben. So viele Menschen, die an Traurigkeit leiden – für sie beten wir heute.“
Trauer, Verwirrung – das sind auch die Gefühle, von denen das Evangelium (Lk 24,13-35) an diesem Sonntag erzählt. Zumindest anfangs. Es ist die Geschichte der Emmausjünger, denen sich, unerkannt, Jesus zugesellt.
Das Christentum ist eine Begegnung
„Viele Male haben wir gehört, dass das Christentum nicht nur eine Lehre ist, nicht nur eine Art und Weise, wie man sich benimmt, nicht nur eine Kultur. Ja, es ist auch dies alles, aber vor allem anderen ist es eine Begegnung. Ein Mensch ist Christ, weil er Jesus begegnet ist. Weil er es zugelassen hat, dass dieser ihm begegnet.“
Von einer solchen Begegnung erzähle nun auch das Evangelium. Es lehre uns zugleich etwas über den Stil Gottes – und über unseren eigenen Stil. „Wir sind mit einer Art Unruhe in uns geboren. Gott hat es so gewollt: Unruhe nach der Fülle, Unruhe nach Gott. Dabei wissen wir oft noch nicht einmal von dieser Unruhe in uns. Unser Herz ist unruhig und durstig, es sucht. Und genauso dürstet auch Gott danach, uns zu begegnen. So sehr, dass er Jesus gesandt hat, um uns zu begegnen und dieser Unruhe entgegenzukommen.“
Jesus drängt sich nicht auf
Doch Jesus dränge sich uns nicht auf. Das Evangelium von den Emmausjüngern zeige, wie er ihre Lage respektiert, ohne sich aufzudrängen. Es stimme zwar, so der Papst, dass Gott Paulus vor Damaskus sozusagen vom Pferd geworfen habe – aber Paulus sei eben ein „Dickkopf“ gewesen. „Normalerweise aber geht er langsam vor und respektiert unser Tempo. Er ist der Herr der Geduld. Wieviel Geduld hat der Herr mit jedem von uns! Der Herr geht zusammen mit uns.“
Der Herr höre gerne, was wir so dächten, er wolle von unserer Unruhe hören, obzwar er sie natürlich gut kenne. Und er passe sich dem langsamen Gang der Emmausjünger an.
„Es gibt eine alte Pilgerregel: Danach darf der Pilger nur so schnell gehen wie die langsamste Person in der Gruppe. Und Jesus ist dessen fähig, er tut es. Er geht nicht schneller, er wartet, bis wir den ersten Schritt tun. Und sobald der Moment gekommen ist, stellt er seine Frage. Hier bietet sie sich an: Worüber redet ihr? Als wüsste er es nicht. Aber er will uns ja zum Reden bringen. Er will uns hören. Er stellt sich sozusagen dumm, aber voller Respekt, damit wir aus uns herausgehen. Und dann antwortet er, erklärt…“
Er hätte ja gerne gewusst, was Jesus den Jüngern da im einzelnen auseinandergesetzt habe, gab der Papst zu. Aber das gibt der Lukastext leider nicht her. Stattdessen schildert er, wie Jesus sich dann noch dazu überreden lässt, mit den beiden Verwirrten das Brot zu brechen.
„Aber die Begegnung ist nicht nur dieser Moment des Brotbrechens. Sie ist auch der ganze Weg. Wir treffen Jesus im Dunkeln unserer Zweifel. Auch im hässlichen Zweifel unserer Sünden. Und er hilft uns in unserer Unruhe, er ist immer mit uns.“
Also, noch einmal: Das Wesentliche am Christentum sei die Begegnung, nahm Franziskus seinen Faden wieder auf. „Warum bist du Christ? Warum bist du Christin? Viele Menschen wissen darauf keine Antwort. Weil sie Jesus getroffen haben, ohne zu merken, dass es Jesus war. Jesus sucht uns – immer. Und wir haben unsere Unruhe. In dem Moment, in dem unsere Unruhe auf Jesus trifft, beginnt das Leben der Gnade, das Leben der Fülle. Das Leben des christlichen Wegs. Möge der Herr uns diese Gnade geben, dass wir Jesus täglich begegnen. Und dass wir erfahren, dass er ständig an unserer Seite geht. Er ist unser Pilgergefährte.“
(vatican news)
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