Frühmesse: Papst bittet um Lösungen für überfüllte Gefängnisse
Mario Galgano – Vatikanstadt
Franziskus hat die Gesellschaft aufgerufen, „einen richtigen und kreativen Weg“ zu finden, um das Problem der „Überfüllung der Gefängnisse“ zu lösen, und vor der Gefahr gewarnt, „dass diese Pandemie in einer Katastrophe endet“. Der Papst hat damit ein Thema wieder aufgegriffen, das ihm sehr am Herzen liegt: die Not der Menschen, die im Gefängnis sitzen, und er tat dies mit Blick auf „diejenigen, die Entscheidungen treffen müssen“, also die Regierenden und Politiker.
Schon in der Frühmesse vom 11. März hatte Franziskus für die „leidenden Gefangenen“ gebetet, und sich am 19. März mit der Frage der Aufstände in den Gefängnissen befasst. In diesem Jahr zeichnen Gefangene der Haftanstalt „Due Palazzi“ in Padua für die Kreuzwegmeditationen verantwortlich - ein Gefängnis, das der Papst in diesem Jahr besuchen wollte. Wegen des Corona-Notstands wird der Kreuzweg am Karfreitag dieses Jahr nicht im Kolosseum, sondern beim Petersdom stattfinden.
In seiner Predigt zum Tagesevangelium nach Johannes (Joh 12, 1-11) ging der Papst auf die Bedeutung der Armen ein. Im Evangelium wird erzählt, wie Marta, Maria und der auferweckte Lazarus Jesus willkommen heißen, und Maria Jesus mit „echtem, kostbarem Nardenöl“ die Füße salbt. Einem Öl, das so kostbar gewesen sei, dass Judas Iskariot gefragt habe, warum man es nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben habe. Doch das habe er - wird im Evangelium präzisiert - nicht gefragt, „weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte.“
Die Geschichte „des untreuen Verwalters“, wie Judas einer war, sei „auch heute relevant“, beklagte Papst Franziskus, sie treffe auch „auf einige karitative, humanitäre Organisationen zu, die viele Mitarbeiter haben und am Ende nur 40 Prozent der Spendeneinnahmen an die Armen weitergeben, weil der Rest für die Gehälter der vielen Mitarbeiter verwendet wird“. Franziskus betonte, dass es viele arme Menschen gibt, aber „die Armen, die wir sehen, nur den geringsten Teil ausmachen“. Es gebe nämlich auch noch viele andere Arme, „die wir nicht sehen, die verborgenen Armen“. Und der Grund hierfür sei die Kultur der Gleichgültigkeit, „die die Realtität leugnet“, und dazu übergegangen sei, die Armen „als etwas Normales“ zu betrachten, etwas, das eben einfach zum Stadtbild gehört.
Opfer der Wirtschafts- und Finanzpolitik
Franziskus macht die überwiegende Mehrheit dieser verborgenen Armen in den „Opfern der Wirtschafts- und Finanzpolitik“ aus. Hier zeige sich die „Armut so vieler Menschen, die Opfer der strukturellen Ungerechtigkeit der Weltwirtschaft sind“, präzisierte der Papst. Und darunter seien auch „viele arme Menschen, die sich dafür schämen, dass sie es nicht bis zum Monatsende schaffen, so viele Arme aus der Mittelschicht, die heimlich zur Caritas gehen und heimlich um Hilfe bitten, weil sie sich schämen“.
Um das zu veranschaulichen, erzählte Papst Franziskus eine Geschichte, die er selbst erlebt hat:
„In Buenos Aires hat man mir einmal von einem Fabriksgebäude erzählt, das seit Jahren leer stand und inzwischen von etwa fünfzehn Familien bewohnt wurde... Ich bin dorthin gegangen. Es waren Familien mit Kindern, sie hatten einen Teil der verlassenen Fabrik besetzt, um dort zu leben. Und ich konnte sehen, dass jede dieser Familien gute und schöne Möbel besaß, Möbel der Mittelklasse, sie hatten auch Fernsehen. Sie waren dorthin gegangen, weil sie ihre Miete nicht mehr bezahlen konnten.“
Dies seien die neuen Armen, und es gebe viele von ihnen, mahnte der Papst.
„Wir werden ihnen beim Jüngsten Gericht wieder begegnen. Denn die Frage, die Jesus uns stellen wird, lautet: Wie bist du mit den Armen umgegangen? Hast du ihnen zu essen gegeben? Hast du die Häftlinge im Gefängnis besucht? Hast du die Kranken in den Spitälern besucht? Hast du den Witwen und Waisen geholfen? Daran werden wir gerichtet werden.“
Papst Franziskus schloss seine Predigt mit folgenden Worten:
„Wir werden weder nach unserem Luxus noch nach unseren Reisen gerichtet werden, und auch nicht nach unserem sozialen Status. Wir werden nach unserem Verhältnis zu den Armen gerichtet werden. Und wenn ich die Armen heute ignoriere, sie beiseite schiebe; so tue, als ob sie nicht da wären, dann wird der Herr auch mich beim Jüngsten Gericht ignorieren.“
Wenn der Herr gesagt habe, dass die Armen immer bei uns sind, dann bedeute dies, dass Jesus immer auch bei den Armen ist, präzisierte Franziskus. Und das bedeute, das diese Haltung den Armen gegenüber das Herz des Evangeliums sei.
(vatican news)
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