Papst redet mit Astronauten auf der Raumstation ISS
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
„Ich bin ein Techniker, bei einer solchen Frage bin ich perplex“, sagte Nespoli; „ich glaube unser Ziel ist es, unsere Existenz zu kennen und zu verstehen, was uns umgibt. Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir, dass wir wenig wissen. Ich wünsche mir, dass Menschen wie Sie, Theologen und Philosophen und Künstler ins All kommen, um zu erforschen, um zu verstehen, was es heißt, ein Mensch im All zu sein.“
Der russische Raumfahrer Alexandr Misirkin verriet in seiner Muttersprache, er lese gerade das bekannte Buch "Der Kleine Prinz" und zog das Fazit: „Die Liebe ist die Kraft, die es dir erlaubt, dein Leben für jemanden anderen hinzugeben.“ Diese Antwort gefalle ihm sehr, entgegnete der Papst mit einem Lob auf russische Spiritualität, und wollte wissen, womit man sich eigentlich in der Raumstation die Zeit vertreibt, was einem dort Freude bereite. Kommandant Randolf Bresnik sagte, niemand könne im Weltall sein, ohne in „seiner Seele zutiefst berührt zu sein. Wir bewegen uns 10 Kilometer pro Sekunde, wir sehen den Planeten friedlich, von hieraus gibt keine Grenzen, keine Konflikte. Und man sieht, wie dünn die Atmosphäre ist, wie verletzlich. Die Erde so zu sehen, lässt uns hoffen, dass unsere Partnerschaft hier oben ein Modell ist für unten, dass vielleicht die Zukunft der Menschheit besser ist als bisher.“
Ein anderer Astronaut sagte, ihn habe es überrascht zu sehen, dass man im Weltraum die Begriffe oben und unten gar nicht brauche, man mache sie sich selbst, anhand seiner eigenen Koordinaten, nach Bedarf. Die enge Zusammenarbeit zwischen Männern aus drei verschiedenen Nationen - USA, Russland, Italien – und die Absprache mit einer Reihe weiterer Nationen könnte auch ein Modell geglückter Zusammenarbeit auf der Erde sein, wünschte sich ein anderer. Seine Erkenntnis, die viel Zuspruch beim Papst fand: „Unsere Verschiedenheit macht uns alle zusammen stärker. Das macht uns größer als wir sein könnten als Individuen.“
Abschließend dankte der Papst den Raumfahrern, versicherte ihnen, er bete für sie, und bat seinerseits um Gebet für ihn.
Franziskus saß während der Live-Schalte ins Weltall im Empfangsraum der Audienzhalle an einem Schreibtisch, vor sich einen großen Bildschirm, auf dem die sechs Astronauten schwebten. Es war nicht das erste Mal, dass Päpste mit Raumfahrern auf Mission sprechen. Zuletzt hatte Benedikt XVI. im Jahr 2011 mit der Besatzung der ISS geplaudert. Auch damals war der Italiener Paolo Nespoli bereits mit von der Partie gewesen, und auch damals stellte – eine ungewohnte Konstellation – der Papst Fragen, die die Astronauten beantworteten.
Berühmt geworden ist auch der Gruß, den Papst Paul VI. in der Nacht auf den 21. Juli 1969 den US-Astronauten sandte, die soeben als erste den Mond betreten hatten. Die ganze Welt hing an den Fernsehern, so auch Paul VI., und zwar in Castelgandolfo, wo die päpstliche Sternwarte ihren Sitz hat. Der technikaffine Papst hatte den Mond zunächst durch das Weltraumteleskop betrachtet, danach nahm er Platz vor einem eigens daneben aufgebauten Fernseher. Als die Astronauten den Mond betraten, ergriff Paul VI. das Wort und begrüßte und segnete sie auf Englisch als „Eroberer des Mondes“. „Wir sind euch nahe mit unseren guten Wünschen und unseren Gebeten. Gemeinsam mit der ganzen katholischen Kirche grüßt euch Papst Paul VI.“
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