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Franziskus bei der Messe in Rangun Franziskus bei der Messe in Rangun 

„Aufwühlend“: Erste große Messe eines Papstes in Myanmar

Sie kamen von weither, aus entlegenen Dörfern und Berggegenden – tagelang zu Fuß, oder mit dem Bus. Sie hatten seit Montag in der Nähe des Sportgeländes unter freiem Himmel campiert, um sich Plätze zu sichern. Etwa 150.000 Menschen waren es schließlich, die am Mittwoch an der ersten großen Messe von Papst Franziskus in Rangun, der alten Hauptstadt von Myanmar, teilnahmen: Katholiken aus ganz Myanmar – und zu vielen der über hundert Ethnien gehörend, die dieses Land ausmachen. Franziskus begrüßte sie mit einem kurzen Gruß in der Landessprache.

„Kyaikkasan Ground“: Das Sportgelände, auf dem die erste Messe eines Papstes auf burmesischem Boden stattfand, ist dereinst von den britischen Kolonialherren eingerichtet worden, als Pferderennbahn. Mit der turbulenten Geschichte Myanmars ist dieses Gelände eng verbunden; so diente es in den Jahrzehnten der Diktatur ab 1962 als Gefangenenlager, später tobten hier einmal Studentenunruhen. Dass hier jetzt der Papst die Messe feierte, konnten viele der Teilnehmer kaum glauben: Eine „stirring experience“ sei das, formulierte Myanmars erster Kardinal Charles Bo, eine „aufwühlende Erfahrung“.

Er habe „lange auf diesen Moment gewartet“, sagte auch Papst Franziskus in seiner Predigt. „Als Pilger“ sei er gekommen, ein paar „Worte der Hoffnung und des Trostes“ wolle er den Menschen hier mitgeben. Behutsam begann er dann, einen für Asien charakteristischen Begriff, die „Weisheit“ nämlich, christlich zu deuten: Die „Weisheit Gottes in Person“ sei Jesus Christus.

„Das Kreuz als Kompass“

„Jesus hat uns seine Weisheit nicht in langen Reden und auch nicht durch großartige Kundgebungen politischer oder weltlicher Macht gelehrt, sondern durch die Hingabe seines Lebens am Kreuz. Manchmal tappen wir in die Falle, dass wir uns auf unsere eigene Weisheit verlassen; aber die Wahrheit ist, dass wir leicht die Orientierung verlieren. In einem solchen Moment sollten wir uns daran erinnern, dass wir einen sicheren Kompass vor uns haben: den gekreuzigten Herrn. Im Kreuz finden wir die Weisheit, die unserem Leben die Richtung weisen kann durch das Licht, das von Gott kommt.“

Vom Kreuz her komme „auch Heilung“, fuhr Franziskus fort. Gerade die „Wunden Christi“ seien „die Quelle aller Heilung“. „Ich weiß, dass viele in Myanmar sichtbare oder unsichtbare Wunden der Gewalt mit sich tragen. Die Versuchung liegt nun darin, auf diese Verletzungen mit einer weltlichen Weisheit zu reagieren; sie ist aber … zutiefst verkehrt. Wir meinen, dass die Heilung durch Wut und Rache geschehen kann. Aber der Weg der Rache ist nicht der Weg Jesu.“

„Radikal anders“ sei „der Weg Jesu“ in Wirklichkeit: auf Hass mit Vergebung antworten, auf Ablehnung mit Liebe. Das sei eine Weisheit, „der niemand widerstehen kann“. Diese Art von Weisheit siege „über die Weisheit der Welt“; jede „noch so schmerzhaften Wunde“ lasse sich durch „Barmherzigkeit“ zumindest lindern.

„Spirituelles Navigationssystem“

„Indem ihr, liebe Brüder und Schwestern, in den Wunden Christi Zuflucht sucht, möget ihr den heilenden Balsam der Barmherzigkeit des Vaters verkosten und die Kraft finden, ihn den anderen zu bringen, um ihn auf jede Wunde und jede schmerzliche Erinnerung aufzutragen. Auf diese Weise werdet ihr zu treuen Zeugen der Versöhnung und des Friedens, die nach Gottes Wunsch in jedem Menschenherz und in jeder Gemeinschaft herrschen sollen.“

Der Papst lobte die Kirche Myanmars für ihr sozial-karitatives Engagement und auch dafür, dass sie das Evangelium unter den Angehörigen anderer Minderheiten „immer einladend“ verkünde, „ohne Druck oder Zwang“. Er könne „bezeugen, dass die Kirche hier lebendig ist, dass Christus lebendig ist und dass er hier bei euch und euren Brüdern und Schwestern der anderen christlichen Gemeinschaften gegenwärtig ist“. Und dann noch einmal sein Appell:  Verbreitet die „Weisheit Jesu“, ohne müde zu werden.

„Seine Botschaft der Vergebung und der Barmherzigkeit bedient sich einer Logik, die nicht alle verstehen werden und die auf Hindernisse stoßen wird. Und dennoch ist seine Liebe, die am Kreuz sichtbar wurde, letztlich nicht aufzuhalten. Sie ist wie ein spirituelles Navigationssystem, das uns unfehlbar ins innerste Leben Gottes und zum Herz unseres Nächsten führt… Gott segne die Kirche in Myanmar! Er segne dieses Land mit seinem Frieden! Gott segne Myanmar!”

(rv 29.11.2017 sk)

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29. November 2017, 10:24