Papst an Myanmars Kirche: Stimme der Gerechtigkeit sein
Es war die Botschaft eines lateinamerikanischen Jesuiten: Heilung, Begleitung und Prophetie lautet der dreifache Auftrag des Papstes an Myanmars Ortskirche, auch sprach er von Inkulturation, missionarischer Jüngerschaft und dem großen Potential der Jugend für das asiatische Land. Seine vorbereitete Rede ergänzte er mehrfach in freier Rede.
Mit Blick auf die Spannungen und Konfliktherde in Myanmar rief der Papst die Ortskirche dazu auf, in dem multiethnischen Land zu Versöhnung und Verständigung beizutragen. Gerade im Kontext des aktuellen Bemühens, „die tiefverwurzelten Spaltungen zu überwinden und die nationale Einheit aufzubauen“, könne die Botschaft des Evangeliums zum Fortschritt des Landes beitragen:
„Eure Herden tragen die Spuren dieses Konflikts an sich und haben mutige Zeugen des Glaubens und der antiken Überlieferungen hervorgebracht. Für euch darf demnach die Verkündigung des Evangeliums nicht nur eine Quelle des Trostes und der Kraft sein, sondern auch ein Ruf, die Einheit, die Liebe und die Heilung im Leben des Volkes zu fördern.“
Die Kirche sei ein „Feldlazarett“, griff Franziskus einen von ihm selbst geprägten Begriff auf; sie habe die Aufgabe, Wunden zu verbinden und zu heilen. Wie bereits bei seiner Begegnung mit Religionsvertretern des Landes vom Montag erinnerte Franziskus daran, das Unterschiede eine Bereicherung darstellten und „Quelle gegenseitigen Wachstums“ sein könnten.
Lobende Worte fand der Papst für den Einsatz der Ortskirche für Bedürftige und Vertriebene – Myanmars Caritas hatte zuletzt etwa den vertriebenen Rohingya Hilfen zukommen lassen: „Die katholische Gemeinschaft in Myanmar kann auf ihr prophetisches Zeugnis der Liebe zu Gott und zum Nächsten stolz sein, das im Einsatz für die Armen zum Ausdruck kommt, für diejenigen, die ihrer Rechte beraubt sind, und in der heutigen Zeit vor allem für die vielen Flüchtlinge, die sozusagen verwundet an den Rändern der Straße liegen.“
Der Papst dankte hier insbesondere jenen „guten Samaritern“, die sich ungeachtet von Religion und ethnischer Herkunft für andere einsetzten. Auch den interreligiösen und ökumenischen Dialog hob Franziskus als Auftrag hervor. Er bete dafür, dass diese Bemühungen zu Dialog, Frieden und Versöhnung im Land beitragen könnten, so der Papst. Die Entschlossenheit, in Frieden zu leben und Hass und Gewalt eine Absage zu erteilen, hätten die Religionsvertreter Myanmars durch die Konferenz des interreligiösen Friedens im vergangenen Frühjahr in Rangun unter Beweis gestellt.
Zweites Schlüsselwort des Papstes: Begleitung. Ein guter Hirte sei beständig für seine Herde da und müsse „den Geruch seiner Schafe annehmen“. Hier erinnerte der Papst die Bischöfe an ihre Sorge um die Jugend und den wachsenden geistlichen Nachwuchs, „eine der großen Segnungen der Kirche in Myanmar“: „Seid euren Priestern nahe. Sie sollen fühlen, im Bischof einen Vater zu haben“, formulierte er. Mit Blick auf die 2018 im Vatikan stattfindende Jugendsynode appellierte er: „Bitte bezieht sie im Geist der Synode mit ein und unterstützt sie auf dem Weg des Glaubens, weil sie gerufen sind, durch ihren Idealismus und ihre Begeisterung freudige Verkünder des Evangeliums zu sein, die ihre Altersgenossen überzeugen können.“
Papst Franziskus lobte die Glaubensstärke von Myanmars Kirche, die sich traditionell aus den ethnischen Minderheiten speist und trotz Jahrzehnten der Militärdiktatur nie ihre innere Strahlkraft verloren hat. Daran solle man heute anknüpfen: „Auf diesen stabilen Fundamenten und in Gemeinschaft mit den Priestern und Ordensleuten mögt ihr weiter die Laien mit dem Geist einer echten missionarischen Jüngerschaft durchdringen und nach einer weisen Inkulturation der Botschaft des Evangeliums im Alltag und den Traditionen eurer örtlichen Gemeinschaften suchen.“
Diesen Gemeinschaften sollten die Bischöfe regelmäßig Besuche abstatten. Sie sollten sich aufmerksam vor allem um die Katecheten kümmern, die die „Pfeiler“ einer jeden Gemeinde seien: „Die Vertiefung ihrer Ausbildung muss für euch eine Priorität bleiben“.
Weiter rief der Papst Myanmars Kirche dazu auf, stets ihre Stimme zu erheben, wenn es um die Verteidigung der Menschenrechte und der menschlichen Würde gehe. Dies war der dritte Auftrag, den er für die Bischöfe formulierte: „Prophetie“:
„Die Kirche in Myanmar bezeugt durch ihre erzieherischen und karitativen Werke, ihre Verteidigung der Menschenrechte und ihre Unterstützung der demokratischen Prinzipien täglich das Evangelium. Mögt ihr die katholische Gemeinschaft befähigen, weiterhin eine konstruktive Rolle im Leben der Gesellschaft einzunehmen, indem ihr eurer Stimme in den Fragen von nationalem Interesse Gehör verschafft und insbesondere auf die Achtung der Würde und der Rechte aller besteht, vor allem der Ärmsten und am meisten Verwundbaren.“
Insbesondere im Bereich des Umweltschutz und des „richtigen Gebrauchs der reichen natürlichen Ressourcen“ Myanmars „zugunsten der künftigen Generationen“ könne die Kirche positiv Einfluss nehmen, merkte Franziskus weiter an. Der entsprechende Pastoralplan sei hier recht vielversprechend.
(rv pr)
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