Papstreise nach Bangladesch Papstreise nach Bangladesch 

Bangladesch: „Größtenteils friedliches Zusammenleben der Religionen"

Ein größtenteils friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, auch wenn es hin und wieder zu islamistisch motivierten Ausschreitungen gegen Andersgläubige kommt: So fasst der Missionar P. Gabriel Amal Costa im Gespräch mit Radio Vatikan die Situation für die religiösen Minderheiten in Bangladesch zusammen. Costa ist gebürtiger Bangladeschi und koordiniert in seinem Heimatland die Missionsarbeit im Auftrag der Päpstlichen Missionswerke (PIME).

Die Regierung sei jedoch sehr bemüht, den Minderheiten ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, erklärt er auch mit Blick auf den Überfall einer islamistische Gruppierung vom Juli 2016 auf eine Bar in der Hauptstadt Dhaka.

„Danach gab es einige Drohungen in den Pfarreien, gegen Priester und vor allem gegen Missionare. Deshalb hatte die Regierung Militär in allen Pfarreien und insbesondere für die Missionare abgestellt. Und wenn Missionare reisen mussten, wurden sie immer durch Militär eskortiert.“

„Viele Übertritte zum Christentum“

Es gebe viele Übertritte zum Christentum, das nur einen Bruchteil der Bevölkerung im Land ausmacht, betont der PIME-Missionar. Viele dieser Konversionen kämen jedoch nicht aus der muslimischen Bevölkerungsmehrheit, sondern es seien Indigene, die sich dem Christentum zuwendeten, erzählt er.

„Der Übertritt vom Islam geht sehr langsam vonstatten“, lässt er durchblicken. „Ich denke, auch wenn vielleicht viele Muslime gerne zum Christentum übertreten würden, haben sie doch Angst, diesen Schritt zu tun. Ich bin sicher, dass viele Muslime an unseren Gebeten und Messen teilnehmen, doch auch, wenn ein Muslim darum bittet, zum Christentum übertreten zu dürfen, dann prüft die bengalische Kirche sehr genau die wahre Motivation hinter diesem Ansinnen. Deshalb ist das ein langwieriger Prozess.“

Natürlich gebe es auch Schwierigkeiten im Zusammenleben, räumt der Missionar ein. Doch die Katholiken im Land scheuten sich nicht, auch in besonders spannungsgeladenen Momenten wie im vergangenen Jahr ihren Glauben offen zu leben und an den christlichen Feiern teilzunehmen. Der Papst werde von den Katholiken im Land sehr verehrt, doch nicht nur diese blickten mit Erwartung auf den Papstbesuch, berichtet er weiter: „Alle Minderheiten, alle Menschen erwarten sich eine Friedensbotschaft vom Papst. Es ist eine schöne Geste, dass der Papst eine so winzig kleine, aber lebhafte Kirche besuchen kommt. Dieser Besuch des Papstes stellt eine große Gelegenheit für die Katholiken und alle Christen dar, ihren Glauben zu vertiefen. Das ganze Land ist in Bewegung, um am Papstbesuch teilzunehmen!“

„Katholische Bildungseinrichtungen besonders geachtet“

Die Erziehung und Ausbildung der Jugend aller Glaubensrichtungen sei ein besonderes Anliegen der Katholiken im Land. Die Qualität der katholischen Bildungseinrichtungen sei in der Tat allgemein und auch durch die muslimischen Eltern anerkannt, betont der Missionar, denn „die katholische Schule gibt nicht nur eine intellektuelle Ausbildung, sondern eine ganzheitliche Erziehung, in der menschliche Werte vermittelt werden.“

Zu diesen Werten gehöre auch die Aufnahme von Notleidenden, unterstreicht Pater Costa mit Blick auf die Hunderttausenden Rohingya-Flüchtlinge, die aus dem Nachbarstaat Myanmar geflüchtet sind: „Bangladesch hat, obwohl es ein armes Land ist, den Rohingya die Türen geöffnet. Und das ist auch eine Lektion für die jungen Menschen im Land. Wir sind zwar arm, doch wir müssen uns den anderen gegenüber öffnen, ohne Diskriminierung oder Vorurteile.“  

(cs)

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30. November 2017, 15:32