Myanmar: Zu Besuch bei Ordensfrauen in einem Dorf
Von Jangun aus sind es vier Stunden im Auto über eine sehr stark befahrene Straße, erzählt Philippa in ihrem Beitrag. Mit der Liberalisierung der Wirtschaft in den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Autos exorbitant gestiegen, Qualm und Smog – aber je länger man fährt, desto mehr Fahrräder kommen dazu, die Autos werden weniger, schließlich sieht man Hütten und Wege zu einzelnen Dörfern. In jedem steht eine Pagode, ein buddhistischer Tempel mit goldenem Dach.
Das Dorf Magyikwin war bis vor einigen Jahren vom Straßennetz durch einen Fluss abgeschnitten, bis die Regierung eine Brücke baute. Die Schwestern kamen vor vierzig Jahren hierher, sagt Schwester Genevieve Khin Mu. Alkoholismus, Kindersterblichkeit, Unterernährung waren die größten Schwierigkeiten, Analphabetismus war weit verbreitet, die Leute lebten von der Hand in den Mund. Die Schwestern bauten eine Schule und eine Kirche, und heute gibt es dort mehr als 160 Schüler und Schülerinnen morgens und abends, denn sie erhalten hier eine Zusatzausbildung zur staatlichen Schule.
„Als ich 1986herkam, da waren die Kinder nicht interessiert an Bildung, fast keines strebte einen mittleren Abschluss an, aber das ändert sich gerade“, sagt Schwester Genevieve. „Viele wollen an die Universität.“
Verbesserte Erziehung heißt vor allem, dass die jungen Leute Aussicht auf einen anständigen Beruf haben. Das bescheidene Dorf Magyikwin kann ein wenig als Sinnbild für das ganze Land Myanmar herhalten.
Es gibt keinen Strom im Dorf, aber die Schwestern nutzen Sonnenenergie und haben auch einen kleinen Generator für Licht, damit man lesen und studieren kann.
Die Schwestern haben einen Adventschor-Wettbewerb ausgerufen, auch Buddhistenkinder machen mit. Denn wie überall in Myanmar sind die Katholiken in einer extremen Minderheitensituation. Aber zur Schule der Schwestern gehen auch Baptisten und Buddhisten.
„Die Dorfleute sind in gutem Einvernehmen mit den Baptisten und auch mit den Buddhisten. Schon lange. Die Baptisten schicken auch ihre Kinder an unsere Schule. Und auch die Buddhisten kommen zu unseren religiösen Feiern in der katholischen Kirche. Es sind gute Beziehungen.“
Die Schwestern haben auch ein System von Mikrokrediten aufgezogen, sie verleihen Geld, damit die Frauen Schweine aufziehen können und die Ferkel auf dem örtlichen Markt verkaufen können. Und sie baten die Eltern, zur Erziehung ihrer Kinder beizutragen mit Beiträgen, die sie sich leisten können, damit sie auch wegkommen von einer Fürsorge-Einstellung. Zugleich haben sie ein Internat für Mädchen aus Hochrisiko-Familien aufgemacht, die Gefahr laufen, Opfer von Missbrauch oder Menschenhandel zu werden.
In den Räumen der Schwestern hängen einträchtig nebeneinander die Bilder zweier Frauen: die Ordensgründerin Rose Virginie Pelletier und die politisch starke Frau Myanmars, Aung Sun Su Kyi. Die Schwestern, sagt Philippa Hitchen, sind zu Recht stolz auf die Fortschritte, die ihr Land und ihr Dorf macht. Vor 200 Jahren hat die Ordensgründerin damit begonnen, besonders verletzliche Mädchen und Frauen zu unterstützen, und so in einem ganzen Prozess Würde und Hoffnung in ihre Gemeinschaften zu tragen. Und mit dem Papstbesuch erhoffen sich viele Menschen in Myanmar, katholisch oder nicht, einen großen Schritt der Ermutigung für ihr Land.
(rv 25.11.2017 gs)
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