Angelus: „Nicht mehr so denken wie vorher“
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Um das zu belegen, erinnerte der Papst an die Weihnachtsliturgie. „Da haben wir gehört: Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt (Joh 1,14). Der heilige Stephanus versetzte die Führer seines Volkes in Aufregung, weil er fest an die neue Präsenz Gottes unter den Menschen glaubte und sie proklamierte. Er wusste, dass der wahre Tempel Gottes nunmehr Jesus war, das ewige Wort, herabgestiegen, um unter uns zu wohnen, in allem uns gleich geworden außer der Sünde.“
Das war sie also, die „starke Verbindung“ zwischen Weihnachts- und Stephansfest: Der Erzmärtyrer der Christenheit hat an das geglaubt, was an Weihnachten passiert ist.
„Stephanus wird beschuldigt, die Zerstörung des Tempels von Jerusalem zu predigen“, fuhr der Papst fort. „Man wirft ihm vor, gesagt zu haben, dass Jesus diesen Ort zerstören und die Gebräuche des Mose umstürzen wird (vgl. Apg 6,14). Und tatsächlich ist die Botschaft Jesu unangenehm – sie fordert die religiöse Macht heraus und provoziert die Gewissen. Seit seinem Kommen ist es notwendig, sich zu bekehren. Seine Mentalität zu ändern. Nicht mehr zu denken wie vorher. Sich zu bekehren.“
[ Ressentiments sind hässlich ]
Der heilige Stephanus sei „bis zu seinem Tod in der Botschaft Jesu verankert“ gewesen, rühmte Papst Franziskus. Sein Gebet für seine Mörder sei „ein getreues Echo“ der Fürbitte Jesu am Kreuz für seine Peiniger. „Diese Worte des Stephanus waren nur möglich, weil der Sohn Gottes auf die Erde herabgekommen, gestorben und für uns auferstanden ist; vor diesen Ereignissen wären sie menschlich undenkbar gewesen.“
So wie Stephanus Gott gebeten habe, seinen Geist aufzunehmen, sollten auch wir „vor dem Jesuskind in der Krippe“ beten: „Herr Jesus, wir vertrauen dir unseren Geist an; nimm ihn auf!“
„Jesus ist unser Mittler. Er versöhnt uns nicht nur mit dem Vater, sondern auch untereinander. Er ist die Quelle der Liebe, die uns zur Gemeinschaft mit den anderen öffnet und alle Konflikte und Ressentiments beseitigt.“ Hier wich der Papst von seinem vorbereiteten Redetext ab: „Wir wissen doch, wie hässlich Ressentiments sind. Sie richten so viel Schaden an unter uns! All das beseitigt Jesus; er sorgt dafür, dass wir uns lieben. Das ist das Wunder Jesu!“
Franziskus lud seine etwa 20.000 Zuhörer auf dem Petersplatz ein, um „diese doppelte Haltung“ zu beten: Vertrauen zum Vater und Liebe zum Nächsten. „Das ist eine Haltung, die das Leben verändert und es schöner und reicher macht…“
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