Papst an Lateinamerikaner: Seid stolz auf eure Vielfalt!
Mario Galgano - Vatikanstadt
Franziskus hielt seine Predigt auf Spanisch. Er rief die Indigenen, Afroamerikaner, Mestizen, Campesinos und Bewohner der Vorstädte Lateinamerikas auf, sich ihren „größten Reichtum“, nämlich die Einheit durch die Vielfalt, nicht rauben zu lassen. Abermals warnte er vor einer „ideologischen Kolonialisierung“, die abzulehnen sei. Die Gefahr bestehe darin, „unter attraktiven Sprüchen“ einen „Einheitsbrei des Denkens“ zuzulassen, der aber schädlich für die Gesellschaften Lateinamerikas sei. Wer diese „falsche Ideologie“ zulasse, der verursache eine „Sterilität des Erbes“ ihrer Vorfahren, außerdem stehe dann das Zugehörigkeitsgefühl bei jungen Leuten auf dem Spiel. Eindringlich warnte der Papst einmal mehr vor einer kulturellen Homogenisierung.
Stattdessen müsse gerade die Kirche in Lateinamerika die verschiedensten Gesichter annehmen. Schließlich bestehe sie ja auch aus den Gesichtern der Mestizen, der Indigenen oder der Kleinbauern. Es sei falsch, wenn sich jemand für seine Herkunft oder Zugehörigkeit schäme oder wertlos fühle, so der Papst, Und er erinnerte auch an die Ureinwohner und Afroamerikaner, die „vielfach nicht mit Würde und Gleichheit behandelt“ würden, an benachteiligte Frauen, junge Menschen ohne angemessene Bildungs- und Zukunftschancen, an Vertriebene, Landlose und minderjährige Opfer von Sextourismus.
Die Gefahr der Sterilität
Dann sprach Franziskus von einer Gefahr der „Sterilität“. Damit meinte er das Gefühl, da, wo man sei, eigentlich nicht hinzupassen. Das könne dazu führen, dass man nicht alles Mögliche ausschöpfe, was einem das Leben anbiete. Diese Sterilität könne „viele Namen und Formen annehmen, jedes Mal, wenn ein Mensch in seinem Fleisch die Scham empfindet, sich stigmatisiert zu sehen oder wertlos zu fühlen“. Der „Traum Gottes“ bestehe niemals darin, seine Kinder zu stigmatisieren oder mit Scham zu erfüllen, so der Papst.
Hintergrund
Die Verehrung der Jungfrau von Guadalupe geht auf Marienerscheinungen im 16. Jahrhundert in Mexiko zurück. Die Basilika Santa Maria de Guadalupe in Mexiko-Stadt, die das Gnadenbild der Muttergottes bewahrt, ist der wohl größte katholische Pilgerort weltweit. Johannes Paul II. (1978-2005) erhob die Muttergottes von Guadalupe zur Schutzheiligen Süd- und Nordamerikas und führte den 12. Dezember als ihren allgemeinen katholischen Gedenktag ein. Im kommenden Januar reist Franziskus nach Chile und Peru. Dort stehen auch mehrere Begegnungen mit Indigenen auf dem Programm.
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