Papstansprache an Bischöfe in Dhaka/Bangladesch
Eminenz,
liebe Brüder im Bischofsamt,
wie gut ist es für uns, beisammen zu sein! Ich danke Kardinal Patrick [D’Rozario] für seine einleitenden Worte, mit denen er die verschiedenen spirituellen und pastoralen Initiativen der Kirche in Bangladesch vorgestellt hat. Ich habe besonders seinen Verweis auf den weitblickenden Pastoralplan von 1985 geschätzt, welcher die biblischen Prinzipien und Prioritäten unterstreicht, die das Leben und die Sendung der kirchlichen Gemeinschaft in diesem jungen Land geleitet haben. Meine persönliche Erfahrung von Aparecida, wo die Mission des ganzen Kontinents Südamerika angestoßen wurde, hat mich von der Fruchtbarkeit solcher Pläne überzeugt, die das gesamte Volk Gottes in einem ständigen Unterscheidungs- und Handlungsprozess miteinbeziehen.
Die Gemeinschaft war das Herzstück des Pastoralplans und inspiriert den missionarischen Einsatz, der die Kirche in Bangladesch auszeichnet, weiterhin. Eure bischöfliche Leitung selbst ist traditionell vom Geist der Kollegialität und der gegenseitigen Unterstützung gekennzeichnet. Dieser Geist kollegialer Zuneigung wird von euren Priestern geteilt und durch sie hat er sich in den Pfarreien, den Gemeinschaften und den vielfältigen Apostolaten eurer Ortskirchen verbreitet. Er findet in der Ernsthaftigkeit Ausdruck, mit der ihr euch in euren Diözesen den pastoralen Visitationen widmet und konkretes Interesse für das Wohl eurer Bevölkerung zeigt. Ich bitte euch, diesen Dienst der Anwesenheit weiterzuführen; die Gemeinschaft kann nur dann enger werden, wenn ihr euch mit euren Priestern verbindet, die eure Brüder, Söhne und Mitarbeiter im Weinberg des Herrn sind, und mit den Ordensmännern und -frauen, die einen grundlegenden Beitrag zum katholischen Leben in diesem Land leisten.
Zugleich bitte ich euch, auch den Laien gegenüber größere Nähe zu zeigen. Ihre wirksame Teilnahme am Leben eurer Teilkirchen muss gefördert werden, auch durch kanonische Strukturen, die vorsehen, dass ihre Stimmen gehört und ihre Erfahrungen gewürdigt werden. Erkennt die Charismen der Laien, Männer und Frauen und bringt sie zur Geltung. Ermutigt sie, ihre Gaben in den Dienst der Kirche und der gesamten Gesellschaft zu stellen. Ich denke hier an die zahlreichen eifrigen Katecheten in diesem Land, deren Apostolat für das Wachstum des Glaubens und der christlichen Bildung der neuen Generationen wesentlich ist. Diese sind wahre Missionare und Gebetsvorsteher, vor allem in den am weitesten abgelegenen Gebieten. Achtet auf ihre geistlichen Bedürfnisse und auf ihre ständige Glaubensbildung.
In diesen Monaten der Vorbereitung auf die nächste Versammlung der Bischofssynode sind wir alle aufgerufen, darüber nachzudenken, wie wir unsere Jugendlichen besser an der Freude, der Wahrheit und der Schönheit unseres Glaubens teilhaben lassen können. Bangladesch ist mit Priester- und Ordensberufungen gesegnet; es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Kandidaten gut darauf vorbereitet werden, die Reichtümer des Glaubens weiterzugeben, besonders an ihre Altersgenossen. Helft ihnen in einem gemeinschaftlichen, generationsverbindenden Geist, die von anderen begonnene Aufgabe mit Freude und Begeisterung in die Hand zu nehmen, im Wissen, dass sie selbst eines Tages gerufen sind, sie ihrerseits weiterzugeben.
Eine beachtliche soziale Tätigkeit der Kirche in Bangladesch ist auf die Unterstützung der Familien und insbesondere auf die Förderung der Frauen ausgerichtet. Die Bevölkerung dieser Nation ist für ihren Familiensinn, für ihre Gastfreundschaft, für die Achtung gegenüber Eltern und Großeltern und für die Sorge um Alte, Kranke und Wehrlose bekannt. Diese Werte werden vom Evangelium Jesu Christi bestätigt und veredelt. Ein besonderer Dank geht an all diejenigen, die still die christlichen Familien in ihrer Sendung unterstützen, täglich Zeugnis für die versöhnende Liebe Christi abzulegen und seine Erlösungsmacht bekannt zu machen. Wie Ecclesia in Asia herausstellt, ist die Familie »nicht lediglich Objekt kirchlicher Seelsorge, sondern auch einer der wirksamsten Träger der Evangelisierung« (Nr. 46).
Ein wichtiges Ziel des Pastoralplans, das sich als wahrhaft prophetisch erwiesen hat, ist die Option für die Armen. Die katholische Gemeinschaft in Bangladesch kann auf ihre Geschichte des Dienstes an den Armen, vor allem in den am meisten abgelegenen Gegenden und bei den Stammesgemeinschaften, stolz sein; dieser Dienst wird durch ihre Apostolate im Erziehungsbereich, ihre Krankenhäuser, Kliniken und Gesundheitszentren und vielfältige karitative Werke täglich weitergeführt. Und doch sehen wir, gerade im Licht der gegenwärtigen Flüchtlingskrise, wie viel mehr noch getan werden muss! Der Ansporn für eure Nothilfe muss immer seelsorgliche Liebe sein, welche die menschlichen Wunden schnell erkennt und großzügig auf jeden Einzelnen persönlich eingeht. Im Bemühen, eine »Kultur der Barmherzigkeit« (vgl. Misericordia et Misera, 20) zu schaffen, zeigen eure Ortskirchen ihre Option für die Armen auf, stärken ihre Verkündigung der unendlichen Barmherzigkeit des Vaters und tragen in nicht geringem Maß zur ganzheitlichen Entwicklung ihrer Heimat bei.
Ein wichtiger Augenblick meines Pastoralbesuchs in Bangladesch ist die interreligiöse und ökumenische Versammlung, die unmittelbar nach unserem Treffen stattfinden wird. Eure Nation ist ein Land, in dem die ethnische Verschiedenheit die Verschiedenheit der religiösen Traditionen widerspiegelt. Der Einsatz der Kirche für die interreligiöse Verständigung durch Seminare und Lernprogramme wie auch durch persönliche Kontakte und Einladungen, trägt zur Verbreitung von gutem Willen und Einvernehmen bei. Bemüht euch unablässig, Brücken zu bauen und den Dialog zu fördern; das erleichtert nicht nur die Verständigung zwischen verschiedenen religiösen Gruppen, sondern weckt auch neu die geistlichen Kräfte, die für die Aufbauarbeit des Landes in Einheit, Gerechtigkeit und Frieden nötig sind.
Wenn die religiösen Oberhäupter sich öffentlich mit einer einzigen Stimme gegen Gewalt unter dem Deckmantel der Religion aussprechen und danach trachten, die Kultur des Konflikts durch die Kultur der Begegnung zu ersetzen, schöpfen sie dabei aus den tiefsten geistlichen Wurzeln ihrer verschiedenen Traditionen. Sie leisten weiterhin einen unschätzbaren Dienst für die Zukunft ihrer Länder und unserer Welt, indem sie die jungen Menschen den Weg der Gerechtigkeit lehren: Es ist »erforderlich, Generationen zu begleiten und heranreifen zu lassen, die auf die brandstiftende Logik des Bösen mit dem geduldigen Wachstum des Guten antworten« (Ansprache an die Teilnehmer der Internationalen Friedenskonferenz, Al-Azhar, Kairo, 28. April 2017).
Liebe Brüder im Bischofsamt, ich bin dem Herrn dankbar für diese Momente des Gesprächs und des brüderlichen Teilens. Ich bin auch dankbar, dass diese Apostolische Reise, die mich nach Bangladesch geführt hat, mir erlaubt hat, Zeuge der Lebendigkeit und des missionarischen Eifers der Kirche in diesem Land zu sein. Wenn wir die Freuden und Schwierigkeiten eurer örtlichen Gemeinschaften vor den Herrn bringen, bitten wir zusammen um eine erneute Ausgießung des Heiligen Geistes, damit er uns die Kraft verleihe, »die Neuheit des Evangeliums mit Freimut (parrhesía) zu verkünden, mit lauter Stimme, zu allen Zeiten und an allen Orten, auch gegen den Strom« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 259). Mögen die Priester, die Ordensleute, die gottgeweihten Männer und Frauen und die eurer pastoralen Sorge anvertrauten Gläubigen immer neue Kraft für ihr Bemühen finden, »die Frohe Botschaft nicht nur mit Worten zu verkünden, sondern vor allem mit einem Leben, das in der Gegenwart Gottes verwandelt wurde« (vgl. ebd.). Euch allen erteile ich von ganzem Herzen meinen Apostolischen Segen. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten.
(rv sk)
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