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Armenspeisung in Buenos Aires, kurz vor Weihnachten Armenspeisung in Buenos Aires, kurz vor Weihnachten 

Wie Kardinal Bergoglio in Buenos Aires Weihnachten feierte

Papst Franziskus begeht in Kürze sein fünftes Weihnachtsfest im Vatikan. Wie hat er eigentlich in Argentinien – mitten im Sommer – das Hochfest der Geburt Jesu begangen? Wir haben uns erkundigt.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Franziskus ist ein Papst, der mit Blick auf das Weihnachtsfest klimatisch anders sozialisiert ist als alle seine Vorgänger. Bis zu seinem 76. Lebensjahr feierte er das Fest nicht in Dunkelheit und Kälte, sondern im Sommer - wie alle anderen Menschen auf der Südhalbkugel. Wir sprachen über argentinische und spezifisch bergoglianische Weihnachtsgepflogenheiten mit der in Buenos Aires stationierten Journalistin Victoria Eglau und wollten zunächst von ihr wissen, wie in Argentinien das Weihnachtsfest begangen wird.

„Weihnachten ist auch in Argentinien ein Familienfest, aber nicht unbedingt ein Fest der Stille. Was mich hier am Anfang am meisten gewundert hat, ist, dass nach Mitternacht überall geräuschvolle Feuerwerke stattfinden. Die gläubigen Katholiken gehen vorher in die Messe, und nach dem Kirchgang versammeln sich die Familien zu einem festlichen Abendessen, das wegen der hochsommerlichen Temperaturen durchaus im Freien, etwa im Garten, stattfinden kann.

Weil es an Weihnachten oft so heiß ist, sind die typischen Speisen denn auch kalt: Es gibt etwa Vitello Tonnato, also Kalbfleisch mit Thunfischsauce, oder Ensalada Rusa, den sogenannten russischen Salat, ein Kartoffelsalat mit Gemüse. Und der typische Nachtisch ist Eis und Pan Dulce, was nichts anderes ist als ein italienischer Panettone. Wie man sieht, ist das Weihnachtsessen hier im Einwandererland Argentinien stark von den Traditionen der Immigranten geprägt.“

Zu denen ja auch die Eltern Bergoglio zählten. Was weiß man darüber, wie der heutige Papst damals als Kardinal in Buenos Aires sein Weihnachten verbrachte?

„Was bekannt ist, ist, dass Kardinal Bergoglio nach der Messe am Heiligabend mit einigen ihm nahestehenden Menschen zu Abend aß. Und dazu gehörten auch einige seiner vielen Freunde und Bekannten aus der jüdischen Gemeinschaft Argentiniens. Aber auch mehrere Mitarbeiterinnen der Kathedrale von Buenos Aires, also Bergoglios Wirkungsstätte, waren zugegen – sie haben gekocht, zum Beispiel Reis mit Garnelen, Huhn und Salate. Offenbar hat Jorge Bergoglio selber den Wein nachgeschenkt und mit seinen Gästen später mit Sekt auf die Weihnacht angestoßen.

Am Weihnachtstag selbst hat man Kardinal Bergoglio in der Kathedrale nicht gesehen. Einigen Quellen zufolge ging er an diesem Tag manchmal in Armenviertel, in Krankenhäuser oder Gefängnisse. Und was er auch jedes Jahr am 25. Dezember tat, war, den Alten und Kranken in einem Altersheim für katholische Priester einen Besuch abzustatten. Er hat ihnen Geschenke gebracht, mit ihnen gegessen und geredet.  In diesem Haus im Stadtteil Flores von Buenos Aires war auch für Bergoglio selbst schon ein Zimmer reserviert – für die Zeit nach seiner Pensionierung als Erzbischof  – aber dann kam ja alles ganz anders.

„Was er auch jedes Jahr am 25. Dezember tat, war, den Alten und Kranken in einem Altersheim für katholische Priester einen Besuch abzustatten“

Papst Franziskus wird kommenden März fünf Jahre im Amt sein. Wie sehen ihn die Menschen in Argentinien heute? Sind sie nach wie vor stolz darauf, „Papst zu sein"?

„Viele argentinische Katholiken sind nach wie vor stolz und glücklich über „ihren“ Papst. Aber die Euphorie ist heute nicht mehr so wie vor fünf Jahren. Es hat in den vergangenen zwei Jahren sogar Kritik am Papst gegeben, an bestimmten Gesten, die ihm als politisch ausgelegt wurden. Gerade sehr konservative katholische Kreise fühlen sich von Franziskus zuweilen vor den Kopf gestoßen – auch in seiner Heimat Argentinien. Und natürlich fragen sich immer mehr Argentinier, warum der Papst sie eigentlich nicht besucht. Schließlich hat er schon einen großen Teil Lateinamerikas bereist. Und im Januar wird er wieder in der Nähe sein, in Chile und Peru. Sicher würden sich besonders die Menschen aus den ärmeren Schichten Argentiniens, die Jorge Bergoglio schon immer sehr am Herzen lagen, besonders über einen Besuch des Papstes freuen.”

Was mutmaßt man in Argentinien - warum kommt er denn nicht?

„Ja, warum kommt er nicht? Das ist schwer zu sagen, könnte aber möglicherweise mit den vielen Versuchen in Argentinien zusammenhängen, den Papst politisch zu vereinnahmen – vielleicht will er dem aus dem Weg gehen. Andererseits gibt es auch immer wieder Worte des Papstes, die durchaus politisch interpretiert werden können.”

„Die Rentenreform ist ein gutes Beispiel dafür, wie Franziskus‘ Worte in seiner Heimat stets politisch ausgelegt werden“

Und dazu gäbe es ja auch Anlass: In Argentinien sind derzeit Unruhen auf der Straße, massenhaft demonstrieren Leute gegen eine geplante Pensionsreform, die Präsiden Mauricio Macri durchsetzen will. Wie ist das Befinden der Argentinier, so kurz vor Weihnachten?

„Die argentinische Regierung von Präsident Mauricio Macri, einem konservativ-liberalen Präsidenten, hat in der Nacht auf Dienstag eine Rentenreform im Parlament durchgebracht, die auf viel Widerstand im linken politischen Lager und bei einem Teil der Gesellschaft gestoßen ist. Vereinbart wurde eine neue Rentenanpassungs-Formel, mit der die Renten nicht in gleichem Maße wie bisher steigen werden. Hintergrund ist der Spardruck, unter dem Macris Regierung steht. Wegen der Reform gab es heftige Proteste und am Montag dieser Woche kam es in Buenos Aires zu Ausschreitungen und Vandalismus einiger gewaltbereiter Gruppen.“

Weiß man, wie Papst Franziskus dazu steht? Hat er sich geäußert?

„Nun, er hat inmitten dieser Debatte in einer Videobotschaft darum gebeten, dass die Gesellschaften mit ihren alten Menschen, ihren Rentnern sorgsam umgehen sollen. Auch soll Franziskus, wie eine regierungskritische argentinische Zeitung berichtet, in einem Gespräch gesagt haben, dass ihn die Situation der Rentner schmerzt. Die Rentenreform ist ein gutes Beispiel dafür, wie Franziskus‘ Worte in seiner Heimat stets politisch ausgelegt werden, wie er aber vermutlich auch auf sehr subtile Weise zu politischen Kontroversen Stellung beziehen will.”

Wie Kardinal Bergoglio Weihnachten in Buenos Aires beging

 

 

 

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21. Dezember 2017, 13:14