Franziskus: „Jesus folgen heißt, einen Aufbruch zu leben“
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Den Stern zunächst einfach zu sehen, sei gar kein so leichtes Unterfangen, so der Papst: „Im Leben begnügt man sich nämlich oft damit, auf die Erde zu schauen: es reichen Gesundheit, etwas Geld und ein wenig Vergnügen“.
Anders die Sterndeuter, sie hätten erkannt, dass man, „um wirklich zu leben, ein hohes Ziel braucht und daher den Blick nach oben richten muss“. Franziskus warnte vor den schnell verglühenden Meteoriten, die nicht als Leitstern taugten: alles, was starke Gefühle verspreche, Erfolg, Geld, Karriere, Vergnügungen, das alles seien „Sternschnuppen, die irreführen, anstatt zu leiten“. Der Stern des Herrn sei zwar „nicht immer strahlend hell, aber stets gegenwärtig“. Er verspreche „sehr große Freude“, verlange aber ein Verlassen der Komfortzone.
Denn, Schritt zwei: Um Jesus zu finden, brauche es „die tägliche Mühe des Gehens“. Der Stern „fordert, sich von unnützer Last und sperrigem Prunk, die nur hinderlich sind, zu befreien und das Unvorhergesehene zu akzeptieren, das auf der Karte eines ruhigen Lebens nicht aufscheint. Nicht warten, sondern etwas wagen; nicht untätig sein, sondern vorwärtsschreiten. Jesus stellt Forderungen: wer ihn sucht, dem schlägt er vor, die Lehnsessel der weltlichen Annehmlichkeiten und die beruhigende Wärme der eigenen Kamine zu verlassen. Jesus folgen heißt nicht, ein gesittetes Protokoll zu beachten, sondern einen Aufbruch zu leben.“ Diese Mühe lohne sich, so der Papst weiter, „über alle Maßen, denn wenn wir dieses Kind finden, seine Zärtlichkeit und Liebe entdecken, dann finden wir uns selbst“.
Ebenso wie das Sehen des Sterns hat auch das Aufbrechen seine Tücken. Herodes etwa blieb verbarrikadiert in seinem Palast, er hatte Angst um seine weltliche Macht. Subtiler sei es für die Priester und Schriftgelehrten: Sie kennen den Ort, an dem das Kind zur Welt kam, „doch sie machen keinen Schritt nach Betlehem. Dies mag die Versuchung für den sein, der seit langem glaubt: scharfsinnig wird über den Glauben diskutiert als etwas, das man schon kennt, doch man setzt sich nicht persönlich für den Herrn ein. Man redet, aber man betet nicht; man jammert, aber man tut nichts Gutes. Die Sterndeuter dagegen reden wenig und gehen viel.“
Dritter Schritt: darbringen. Nach langer Reise bei Jesus angekommen, schenken die Sterndeuter dem Kind ihre Schätze: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der Wesenskern dieser Handlung liegt hier aus Sicht von Franziskus darin, dass es Gaben ohne die Erwartung von Gegengaben sind. Für uns könne das heißen: „Gutes tun, ohne Berechnungen anzustellen, auch dann, wenn uns niemand danach fragt, auch dann, wenn es uns nichts einbringt, auch dann, wenn es uns nicht gefällt. Das möchte Gott.” Und der Papst verwies auf die Werke der Barmherzigkeit, die er im gleichnamigen Heiligen Jahr wiederholt wieder in Erinnerung gerufen hatte: „ Eine Gabe darbringen, die Jesus gefällt, besteht darin, einen Kranken zu pflegen, einer schwierigen Person Zeit zu widmen, jemanden zu helfen, der uns nicht interessiert, dem zu vergeben, der uns beleidigt hat. Es sind Gaben, die umsonst gegeben werden und im christlichen Leben nicht fehlen dürfen.“
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