Generalaudienz: Papst blickt auf seine Lateinamerika-Reise
Anne Preckel - Vatikanstadt
Statt seine Katechesen-Reihe über die heilige Messe fortzusetzen, ließ der Papst die Stationen seiner Reise nach Chile und Peru noch einmal Revue passieren. In Chile und Peru habe er „das wandernde Gottesvolk“ ein Stück begleiten können wie auch „jene, die ein bisschen stillstehen, aber gute Leute sind“, begann Franziskus seine Rückschau. Der Papst dankte den zivilen Autoritäten und Bischöfen sowie den vielen Freiwilligen in beiden Ländern, jeweils um die 20.000, die zum Gelingen seiner Reise beigetragen haben: „Ich danke dem Herrn, dass alles gut gegangen ist“, so Franziskus.
Die Proteste verschiedener Gruppen, die während seines Chile-Besuches weitergegangen waren, nahm Franziskus zum Anlass für einen Friedensaufruf. Das Motto der Papstreise „Meinen Frieden gebe ich euch“ aufgreifend appellierte er: „Nicht nur jeder von uns braucht Frieden, sondern auch die Welt heute, inmitten dieses dritten Weltkrieges in Teilen… Bitte, beten wir für den Frieden!“ In Chile selbst hatte er im Mapuche-Gebiet Araukanien zu Gewaltverzicht ermahnt. Mutmaßlich radikale Vertreter der Ureinwohner hatten auch während der Papstreise mit Angriffen auf verschiedene Einrichtungen für Unruhe gesorgt. Franziskus hatte in Chile zugleich zu mehr Dialog der Behörden mit den Indigenen aufgerufen.
Bei seiner Rede an die politischen und gesellschaftlichen Verantwortungsträger in Santiago hatte der Papst dazu ermutigt, die Vielfalt der Kulturen und Volksgruppen in der chilenischen Demokratie zu schützen. Es gehe ums Zuhören, knüpfte Franziskus bei der Generalaudienz daran an, „insbesondere das Hören der Armen, Jungen und Alten, der Migranten“ und auch der Natur.
Diesen Aufruf habe er bei seiner ersten großen Messe in Chile an alle Gläubigen gerichtet, so der Papst: Sie alle sollten Gerechtigkeit fördern und Frieden stiften, jeder auf seine Weise. „In diesem Stil der Nähe zählen mehr die Gesten als die Worte“, fügte der Papst an. So habe er in Santiago auch das Frauengefängnis besuchen wollen, in dem er viele junge Mütter mit ihren Kindern traf, die -trotz allem - hoffnungsvoll gewesen seien. Der Papst hatte die Frauen zu einem Weg der Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermuntert und zugleich zur Reform der Haft- und Strafkultur aufgerufen. Franziskus hat sich bei unterschiedlichen Gelegenheiten gegen lebenslange Freiheitsstrafen und für mehr Anstrengungen bei der Resozialisierung der Häftlinge ausgesprochen. Bei der Generalaudienz sagte der Papst:
„Wir können nicht an ein Gefängnis ohne diese Dimension der (sozialen, Anm.) Wiedereingliederung denken, ein jedes Gefängnis. Denn wenn es nicht diese Hoffnung der sozialen Weidereingliederung gibt, ist das Gefängnis eine unendliche Folter.“
„Sehr intensiv“ seien seine Treffen mit Priestern und Ordensleuten und den Bischöfen von Chile gewesen, die aufgrund einiger „Wunden“ Leid teilten, so der Papst weiter. Franziskus hatte in Chile den sexuellen Missbrauch durch Kleriker verurteilt, der die Kirche des Landes in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise gestürzt hatte. „ich habe insbesondere meine Brüder darin bestärkt, jeden Kompromiss im Kontext des Missbrauches Minderjähriger zurückzuweisen und habe sie zugleich im Vertrauen auf Gott bestärkt, der durch diese harte Probe seine Geistlichen reinigt und erneuert.“
Seine beiden Messen mit Indigenen-Vertretern, die erste mit Mapuche-Indianern im Süden und die zweite mit Ayana-Indigenen im Norden Chiles, sei ein Aufruf zur „Harmonie der Diversität“ gewesen, erläuterte der Papst, der die außergewöhnliche Volksfrömmigkeit Chiles lobte. Was würde Jesus an meiner Stelle tun? Dieses Leitwort des heiligen Alberto Hurtado habe er der Jugend Chiles mit auf den Weg gegeben. Wesentlich sei hier, Konflikte nicht zu vertuschen, sondern im Dialog zu lösen. Der Papst schlug die Brücke in den Alltag der Besucher der Generalaudienz: „Denkt an eure kleinen Streitigkeiten bei euch zu Hause: man darf sie nicht verstecken, sondern muss sie konfrontieren. Den richtigen Moment suchen und darüber sprechen: so löst man Konflikte, mit Dialog.“
Von den Stationen seiner Peru-Reise hob Papst Franziskus insbesondere seine Begegnung mit Vertretern der Amazonas-Völker hervor. „Geeint in der Hoffnung“ – das Motto der Reise verweise darauf, dass es nicht um Uniformität, sondern Einheit in der Vielfalt gehe, so Franziskus. Und mit Blick auf seine in Peru vorgebrachte Kritik an der Ausbeutung von Natur und Mensch im Amazonas-Gebiet betonte er: „Gemeinsam haben wir nein zur wirtschaftlichen und ideologischen Kolonialisierung gesagt.“
Der ökologisch-soziale Verfall und die Korruption seien die beiden größten Bedrohungen des natürlichen, kulturellen und spirituellen Erbes Perus, griff der Papst seine Ansprache an die Staatsvertreter in Lima auf. Und auf dem Petersplatz ergänzte er: „Nein zur Korruption! Sie gibt es nicht nur in Lateinamerika, auch hier! Sie ruiniert die Herzen, sagen wir nein zur Korruption!“
In Trujillo, wo Franziskus seine erste Messe in Peru feierte, hatte der Papst sich ein Bild von den Folgen des Klimawandels gemacht: die Region war von Überschwemmungen betroffen, die durch das Klimaphänomen El Nino ausgelöst wurden. Doch auch Kriminalität, den Bildungsmangel, Arbeitslosigkeit und den Wohn-Notstand habe er angesprochen. Die Priester und Ordensleute des Landes habe er dazu ermutigt, ihre Geschichte zu pflegen und den eigenen Wurzeln treu zu bleiben. Eine dieser Wurzeln sei die Marienfrömmigkeit, präzisierte Franziskus, der in Trujillo dem Gnadenbild der Jungfrau Maria von der Pforte den neuen Titel „Mutter der Barmherzigkeit und der Hoffnung“ verleihen konnte.
Würdigende Worte fand der Papst für 500 Kontemplative Schwestern, die er am letzten Reisetag im wichtigsten Heiligtum Perus in Lima getroffen hatte. Sie seien „eine echte Lunge des Glaubens und des Gebetes für die Kirche und die ganze Gesellschaft“, so Franziskus. Positiv hob er auch die vielen Heiligen Perus hervor, denen er in der Kathedrale der Stadt huldigte. Den Bischöfen und der Jugend des Landes habe er diese Heiligen so auch als Vorbild empfohlen, bevor er seine letzte große Messe in dem Andenland in Las Palmas feierte.
„Beten wir für diese beiden Schwesternationen, Chile und Peru, möge der Herr sie segnen“, schloss der Papst seinen Rückblick.
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