Papst fordert Kehrtwende in Wirtschaftspolitik
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
In einer Botschaft an das Forum, das an diesem Dienstag in der Schweiz begann, warnt Franziskus vor neuen Instabilitäten und Ungerechtigkeiten im internationalen Wirtschaftssystem.
Die Botschaft wurde von Kardinal Peter Turkson verlesen; der Ghanaer leitet die Vatikaneinrichtung für Gerechtigkeit und menschliches Wachstum. Der Papst wirbt in ihr für den Aufbau „inklusiver, gerechter und helfender Gesellschaften, die all jenen ihre Würde zurückgeben, die in großer Unsicherheit leben und keinen Traum von einer besseren Welt leben können“.
Ohne die USA von Donald Trump beim Namen zu nennen, weist die Papstbotschaft auf „neuen wirtschaftlichen Wettbewerb und neue regionale Handelsabkommen“ hin. „Auch die neuesten Technologien verändern die Wirtschaftsmodelle und die globalisierte Welt“, so Franziskus wörtlich. „Privatinteressen und Wille zum Profit um jeden Preis geben den Ton an, Fragmentierung und Individualismus schreiten fort.“ Die Regierungen müssten sich um die „neuen Herausforderungen“ kümmern, „die oft aus Kriegssituationen, Migration und sozialen Problemen herrühren“.
Der Papst beklagt auch „bestimmte, egoistische Lebensstile“: Sie gründeten auf einem „Überfluss, der nicht länger nachhaltig und der oft der Welt um uns herum gegenüber gleichgültig ist, speziell gegenüber den Ärmsten der Armen“. Statt „echter Sorge um die Menschen“ beherrschten „technische und wirtschaftliche Fragen die politische Debatte“.
Franziskus nennt es „vital, die Würde der menschlichen Person zu wahren“. Alle Menschen hätten ein Recht auf „echte Chancen für integrales menschliches Wachstum“; außerdem müsse Wirtschaftspolitik den Menschen in den Mittelpunkt stellen und speziell den Familien zugutekommen. „Nur eine feste Entscheidung aller wirtschaftlichen Akteure kann uns Hoffnung machen, dass sich dem Geschick der Welt eine neue Richtung geben ließe.“ Auch künstliche Intelligenz, Roboter „und andere technologische Innovationen“ müssten so konstruiert werden, dass sie „im Dienst der Menschheit“ stünden.
„Wir können nicht schweigen angesichts der Leiden von Millionen Menschen, deren Würde verletzt ist, noch können wir einfach so weitermachen, als gäbe es für die weitere Verbreitung von Armut und Ungerechtigkeit keinen bestimmten Grund“, fährt Papst Franziskus fort. „Es ist ein moralischer Imperativ, die Verantwortung jedes Einzelnen, dass die richtigen Bedingungen geschaffen werden, damit jeder Mensch in Würde leben kann.“
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