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Der Papst an die Jugend in Maipù Der Papst an die Jugend in Maipù 

Die Papstworte beim Treffen mit den Jugendlichen

Der Papst hat am Mittwoch beim Nationalheiligtum Maipù in Santiago de Chile Jugendliche getroffen. Hier seine Worte in einer offiziellen deutschen Übersetzung.

Ariel, auch ich bin froh, mit euch hier zu sein. Danke für deine Willkommensworte, die du im Namen aller hier Anwesenden vorgetragen hast. Ich bin derjenige, der dankbar ist, diese Zeit mit euch verbringen zu können. Für mich ist es sehr wichtig, dass wir uns treffen und ein Stück Weg gemeinsam gehen. Lasst uns einander helfen, den Blick nach vorn zu richten!

Ich freue mich, dass dieses Treffen hier in Maipú stattfindet – in diesem Land, wo die Geschichte Chiles mit einer brüderlichen Umarmung begann. In diesem Heiligtum, wo sich die Wege des Nordens und des Südens treffen, das den Schnee und den Ozean verbindet und wo Himmel und Erde gleichermaßen zuhause sind. Es ist ein Zuhause für Chile, ein Zuhause für euch, liebe Jugendliche, wo Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel auf euch wartet und euch mit offenem Herzen willkommen heißt. So wie sie die Geburt dieser Nation begleitet hat und wie sie die vergangenen zweihundert Jahre so viele Chilenen begleitet hat, so möchte sie auch weiterhin die Träume, die Gott in euer Herz legt, begleiten: Träume von Freiheit, Träume der Freude, Träume von einer besseren Zukunft – die Sehnsucht, wie du, Ariel, gesagt hast, »Protagonisten des Wandels« zu sein. Protagonisten sein. Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel begleitet euch, so dass ihr Protagonisten jenes Chile sein könnt, von dem euer Herz träumt. Ich weiß, dass die Herzen der jungen Chilenen träumen, dass sie große Träume haben, weil aus diesem Land Erfahrungen hervorgingen, die sich über verschiedene Länder unseres Kontinents hin ausgebreitet und vervielfältigt haben. Woher kam diese Inspiration? Es waren junge Leute wie ihr, die das Abenteuer des Glaubens lebten. Denn der Gaube weckt in den jungen Menschen eine Abenteuerlust, die dazu einlädt, schier unglaubliche Landschaften zu durchziehen, die keineswegs leicht oder ruhig zu bewältigen sind … aber ihr mögt diese Abenteuer und Herausforderungen! Ja, ihr langweilt euch ohne solche aufregenden Herausforderungen. Das wird beispielsweise deutlich, wenn sich Naturkatastrophen ereignen. Da zeigt ihr eine enorme Hilfsbereitschaft, was ein vielsagendes Zeichen der Großzügigkeit eurer Herzen ist.

In meinem Amt als Bischof konnte ich das erleben, wie viele gute Ideen in den Herzen und Köpfen der jungen Menschen stecken. Sie sind unruhig, suchend, idealistisch. Das Problem liegt bei uns Erwachsenen, wenn wir oft besserwisserisch meinen: »Die denken so, weil sie jung sind, die werden auch noch reifer« – so, als bedeute „reifen“ das Akzeptieren von Ungerechtigkeit, zu glauben, man könne nichts tun oder dass die Dinge halt immer schon so gewesen seien.

Überzeugt von der Bedeutung der Jugendlichen, habe ich für dieses Jahr die Synode einberufen und davor noch das Treffen der Jugendlichen, so dass sie merken, dass sie wirklich Protagonisten im Herzen der Kirche sind. Dass sie uns helfen, das Gesicht der Kirche jung zu erhalten, nicht gerade indem sie sich eine Verjüngungscreme auflegt, sondern dadurch, dass sie sich von ihren Söhnen und Töchtern herausfordern und hinterfragen lässt, um so täglich in der Treue zum Evangelium zu wachsen. Wie sehr braucht euch die Kirche in Chile, damit ihr uns „aufrüttelt“ und uns helft, Jesus näherzukommen! Eure Fragen, euer Wissensdurst und eure Sehnsucht nach Großzügigkeit fordern uns Jesus näherzukommen. Wir alle sind eingeladen, Jesus nahe zu sein.

Ich möchte euch eine Anekdote erzählen. Als ich einmal mit einem jungen Mann sprach, fragte ich ihn, was ihm die gute Laune verderben würde. Er sagte mir: »Wenn meine Handybatterie leer ist oder wenn ich keine Internetverbindung habe.« Ich fragte ihn: »Warum?« Er antwortete: »Das ist einfach, Pater, ich bekomme dann nicht mit, was los ist, ich fühle mich von der Welt abgeschnitten und irgendwie abgehängt. Dann suche ich schnell ein Ladegerät oder eine Wi-Fi-Verbindung und das Passwort, um mich wieder zu verbinden.«

Da dachte ich mir, dass uns dasselbe auch mit dem Glauben passieren kann. Nach einer gewissen Wegstrecke oder einem anfänglichen Schwung kommen dann Momente, wo einem, oft unbemerkt, langsam das Signal abhandenkommt und die Verbindung abbricht oder keine Energie mehr da ist. Dann bekommen wir schlechte Laune und verlieren unser Vertrauen, wir fühlen uns niedergeschlagen und kraftlos und alles erscheint in einem schlechten Licht. Wenn wir diese „Verbindung“ verlieren, aus der sich unsere Träume speisen, beginnt das Herz zu wanken. Wenn unser Akku leer ist, fühlen wir uns so, wie es dieses Lied beschreibt: »Der Lärm um uns herum und die Einsamkeit der Stadt haben uns von allem losgelöst. Die Welt dreht sich rückwärts und versucht, mich darin unterzutauchen und meine Ideen zu ertränken.«[1]

Ohne Verbindung, ohne Verbindung mit Jesus, ertrinken unsere Gedanken und Ideen, unsere Träume und unser Glaube und wir werden aller Dinge überdrüssig. Als Protagonisten – die wir sind und sein wollen – können auch wir an den Punkt kommen, wo wir meinen, es mache keinen Unterschied, ob wir etwas tun oder nicht. Wir sind nicht mehr mit dem verbunden, was „in der Welt“ passiert. Wir haben das Gefühl, dass wir „abgeschnitten sind von der Welt“, so wie dieser Jugendliche es mir gesagt hat. Es macht mich besorgt, wenn ich daran denke, dass viele Menschen, sobald sie das „Signal“ verloren haben, meinen, sie hätten nichts mehr zu bieten und sich verloren fühlen. Aber denke nie, du hättest nichts zu bieten oder du bräuchtest niemand. Niemals! Dieser Gedanke ist, wie Alberto Hurtado zu sagen pflegte, »die Stimme des Teufels«, der dir das Gefühl geben will, du seist wertlos … und dich dazu verleiten möchte, die Dinge so zu belassen, wie sie sind. Jeder von uns ist notwendig und wichtig; jeder von uns hat etwas zu bieten.

Die Jugendlichen des Evangeliums, das wir heute gehört haben, suchten dieses „Signal“, das ihnen helfen sollte, das Feuer in ihren Herzen am Brennen zu erhalten. Sie wollten wissen, wie man die Batterie des Herzens auflädt. Andreas und der andere Jünger, dessen Name nicht genannt wird – und so können wir unsere eigenen Namen da einsetzen – suchten das Passwort, um sich mit dem zu verbinden, der »der Weg und die Wahrheit und das Leben« ist (Joh 14,6). Sie ließen sich dabei leiten von Johannes dem Täufer. Und ich denke, auch ihr habt einen großen Heiligen, der euch führen kann, einen Heiligen, der mit seinem ganzen Leben sang: »Zufrieden, Herr, ich bin zufrieden!« Hurtado kannte eine Goldene Regel, einen Leitspruch, der es ihm ermöglichte, sein Herz an diesem Feuer zu entzünden, das die Freude wachhält. Denn Jesus ist dieses Feuer, das alle entzündet, die ihm nahekommen.

          Das Passwort von Hurtado war sehr einfach – wenn ihr wollt, ich würde mich freuen, wenn ihr es in eure Smartphones eingebt. Er fragt sich: »Was würde Jesus an meiner Stelle tun?« In der Schule, an der Universität, auf der Straße, zu Hause, mit den Freunden, bei der Arbeit, vor den Angebern: »Was würde Jesus an meiner Stelle tun?« Wenn ihr zum Tanzen geht, wenn ihr Sport macht oder ins Stadion geht: »Was würde Jesus an meiner Stelle tun?« Das ist das Passwort, die Energie, die unser Herz entflammt, die unseren Glauben entflammt und den Funken in unseren Augen. So wird man zu einem Protagonisten der Geschichte. Unsere Augen leuchten, weil wir entdeckt haben, dass Jesus die Quelle des Lebens und der Freude ist. Und wir werden zu Protagonisten der Geschichte, weil wir diesen Funken dann übertragen wollen in die vielen ausgelöschten und stumpfen Herzen, die vergessen haben, was es bedeutet zu hoffen – auf die vielen, die apathisch sind und darauf warten, dass jemand sie einlädt und herausfordert mit etwas, das wirklich zählt. Protagonisten zu sein bedeutet, das zu tun, was Jesus getan hat. Da wo du bist, mit wem auch immer du zusammen bist, egal zu welcher Stunde: »Was würde Jesus an meiner Stelle tun?« Der einzige Weg ein Password nicht zu vergessen ist, es zu benutzen. Jeden Tag. Irgendwann werdet ihr es auswendig wissen; und der Tag wird kommen, an dem ihr, ohne dass ihr es merkt, den gleichen Herzschlag habt wie Jesus.

Denn es reicht nicht, eine religiöse Unterweisung zu hören oder eine Lehre auswendig zu lernen. Das, was wir wollen, ist: so zu leben, wie Jesus gelebt hat. Deswegen fragen ihn die jungen Männer im Evangelium: »Meister, wo wohnst du?«[2] Wie lebst du? Wir wollen leben wie Jesus, ja, das ist es, was unser Herz bewegt.

Etwas riskieren, ein Risiko eingehen. Liebe Freunde, seid mutig, geht „sofort“, um euch mit euren Freunden zu treffen, mit denen, die ihr nicht kennt oder mit denen, die sich gerade in einer schwierigen Lage befinden.

Geht mit der einzigen Verheißung, die wir haben: mitten in der Wüste, mitten auf der Straße, mitten im Abenteuer, immer wird da diese „Verbindung“ sein und ein „Ladegerät“. Wir werden nicht allein sein. Immer werden wir uns in Begleitung Jesu und seiner Mutter und in einer Gemeinschaft befinden. Sicher, diese Gemeinschaft ist nicht perfekt, aber das bedeutet nicht, dass sie ohne Liebe ist und den anderen nichts zu bieten hätte.

Liebe Freunde, liebe Jugendliche, »seid junge Samariter, die nie einen Menschen am Straßenrand liegen lassen. Seid wie Simon von Kyrene, helft Christus sein Kreuz zu tragen und nehmt Anteil am Leid der Brüder und Schwestern. Seid wie Zachäus, der sein materialistisches Herz in ein solidarisches Herz verwandelt. Seid wie die junge Magdalena, die leidenschaftlich nach Liebe sucht, und allein in Jesus die Antworten findet, derer sie bedarf. Habt das Herz des Petrus, der die Netze am Ufer des Sees zurückließ. Habt die Zuneigung des Johannes, sodass ihr all eure Neigungen auf Ihn hin ausrichtet. Habt die Offenheit Marias, um freudig singend den Willen des Herrn erfüllen«[3].

Freunde, ich würde gerne länger bleiben. Danke für diese Begegnung und für eure Fröhlichkeit. Ich bitte euch: Vergesst nicht, für mich zu beten.

 

[1] La Ley, Aquí.

[2] Joh 1,38.

[3] Kardinal Raúl Silva Henríquez, Botschaft an die Jugendlichen (7. Oktober 1979).

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19. Januar 2018, 14:13