„Das Himmelreich sichtbar machen“: Papst Franziskus in Amazonien
Bernd Hagenkord SJ, Vatikanstadt
Eine technische Oberschule war der zweite Programmpunkt von Papst Franziskus an seinem ersten vollen Tag in Peru im Apostolischen Vikariat Puerto Maldonado im Amazonasgebiet. Vertreter der Bevölkerung hatten bei der Begrüßung geklagt, von außen als ‚in einem Niemandsland lebend‘ betrachtet zu werden, das griff der Papst auf: „Ihr seid kein Niemandsland“. Wenn das Land niemandem gehöre, dann dürfe man es ja auch ausbeuten, steckt hinter der Bezeichnung, der Papst machte sich die Klage zu eigen. Ja, es gebe Menschen, die diese Region zu einem Niemandsland machen wollten, „zu einem Ort, der einfach vermarktet und ausgebeutet werden kann.“ Umso wichtiger sei es, zusammen zu stehen und zu betonen, dass das falsch sei.
Diagnose Wegwerfkultur
Als Diagnose bot der Papst das Paradigma der „Wegwerfkultur“ an, eine Kultur, die zum Schweigen bringen wolle, die ablehne, und in der „der entfremdende Konsumismus mancher scheinbar das erdrückende Leiden der anderen nicht ermessen (kann)“. Mit der Erde werde heute nach dieser Logik umgegangen, klagte Franziskus, „Wälder, Flüsse und Bäche werden bis zu den letzten Ressourcen genutzt und dann brach und unbrauchbar zurückgelassen.“ Und auch Menschen würden nach dieser Logik behandelt, kritisierte der Papst weiter.
Als Beispiel nannte der Papst das Thema Sklaverei. „Wir haben uns daran gewöhnt, den Begriff ‚Menschenhandel‘ zu verwenden, aber in Wirklichkeit sollten wir von Sklaverei sprechen: Sklaverei für Arbeit, sexuelle Sklaverei, Sklaverei für Profit.“ Vor allem Frauen würden immer wieder Opfer von Gewalt, „während eine Machokultur aufrechterhalten wird, die nicht die zentrale Rolle von Frauen in unseren Gemeinschaften anerkennt.“ Hier wegzuschauen sei nicht erlaubt, betonte der Papst.
Als ein weiteres Problem nannte der Papst die Flucht aus prekären Situationen, die Menschen auf der Suche nach Gold ins Amazonasgebiet führe. Das „verheißungsvolle Funkeln des Goldschürfens“ könne aber zu einem „falschen Gott werden, der Menschenopfer fordert.“
Falsche Götter
„Die falschen Götter, die Götzen der Gier, des Geldes, der Macht verderben alles. Sie verderben die Menschen und die Institutionen und sie zerstören auch den Wald.“ Jesus habe von Dämonen gesprochen, deren Austreibung viel Gebet verlange. „Dies ist einer von ihnen.“
„Vom aufrichtigen Gebet und der hoffnungsvollen Begegnung mit Christus werden wir die Umkehr erlangen können, die uns das wahre Leben entdecken lässt“, schloss der Papst seine Gedanken. Erlösung sei nicht abstrakt. „Es ist eine Möglichkeit, das Himmelreich sichtbar zu machen – Gemeinschaften, in denen sich jeder zugehörig fühlt, sich bei seinem Namen gerufen und angespornt fühlt, an der Gestaltung des Lebens für die anderen mitzuwirken.“
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