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Humorvolle Rede: Der Papst spricht zu Priestern und Ordensleuten Humorvolle Rede: Der Papst spricht zu Priestern und Ordensleuten 

Papst: „Es tut gut zu wissen, dass wir nicht der Messias sind!“

Einzelkämpfer, die eigenen Wurzeln vergessend, „Profis des Heiligen“: Papst Franziskus warnte bei seiner Begegnung mit Priestern und Ordensleuten vor den Gefahren für geistliches Leben und warb dafür, sich selber nicht zu wichtig zu nehmen.

Bernd Hagenkord SJ - Vatikanstadt

War der erste Tag in Peru ganz von der Enzyklika Laudatio Si’ geprägt - beim Thema Amazonien nicht ungewöhnlich - griff der Papst an diesem Samstag auf sein Programmschreiben Evangelii Gaudium zurück. Im Priesterseminar von Trujillo - einem der ältesten Lateinamerikas - sprach Franziskus davon, wie heute die eigene Berufung gepflegt werden könne.

 

Selbsterkenntnis

 

Sein erster Punkt war die Frage einer gesunden Selbsterkenntnis. „Wir geweihten Männer und Frauen sind nicht dazu berufen, den Herrn zu verdrängen“, so der Papst, „weder mit unseren Werken, noch mit unseren Missionen, noch mit den unzähligen Aktivitäten, die wir zu tun haben.“ Das befreie davon, sich selbst für zu wichtig zu halten und von einem „wie auch immer gearteten Messianismus“. Sein Beispiel waren die Jünger des Johannes, die doch schon einen Meister hatten und trotzdem zu Jesus wechselten. „Johannes der Täufer wusste, dass seine Mission darin bestand, Wege aufzuzeigen, Prozesse zu initiieren, Freiräume zu eröffnen und zu verkünden, dass der Andere der Träger des Geistes Gottes war.“

„Wenn wir lernen, über uns selbst zu lachen, erlangen wir die geistige Fähigkeit, mit unseren eigenen Grenzen, Fehlern und Sünden, aber auch mit unseren Erfolgen und mit der Freude darüber, ihn an unserer Seite zu wissen, vor dem Herrn zu stehen“

Ein Mittel, dass der Papst zur Bekämpfung der überschätzen eigenen Wichtigkeit vorschlug, war der Humor. „Wenn wir lernen, über uns selbst zu lachen, erlangen wir die geistige Fähigkeit, mit unseren eigenen Grenzen, Fehlern und Sünden, aber auch mit unseren Erfolgen und mit der Freude darüber, ihn an unserer Seite zu wissen, vor dem Herrn zu stehen.“ Es sei eine gute geistliche Übung sich zu fragen, ob man über sich selber lachen könne.

Und seinem eigenen Rat folgend lachte der Papst viel, auch über sich, und brachte die Versammlung zum lachen. Er sprach viel frei, berichtete aus seiner Zeit als Ausbildungsoberer und von Begegnungen mit Novizenmeistern und Leitern von Seminarien, eine Ansprache reich an Erfahrung aus der Praxis. Und voller Humor und gleichzeitig voller Ernst.

 

Über sich selber lachen können

 

Und noch ein Rat, was den Humor angeht: „Brüder und Schwestern, lacht in der Gemeinschaft, und nicht über die Gemeinschaft oder über die anderen!“

Den zweiten Punkt hatte Papst Franziskus schon öfters bei Treffen mit Ordensleuten und Priestern genannt, es ist eines seiner Zentralen Anliegen: Den Ursprung und die Geschichte der eigenen Berufung nicht vergessen. „Die Begegnung mit Jesus verändert das Leben, sie schafft ein Vorher und Nachher. Es ist gut, sich immer an diese Stunde zu erinnern, an dieses Schlüsselereignis für jeden von uns, als wir erkannten, dass der Herr mehr von uns erwartet.“

„Die Begegnung mit Jesus verändert das Leben, sie schafft ein Vorher und Nachher. Es ist gut, sich immer an diese Stunde zu erinnern, an dieses Schlüsselereignis für jeden von uns, als wir erkannten, dass der Herr mehr von uns erwartet.“

Den Ursprung vergessen hieße die Wurzeln zu vergessen. „Wenn wir diese grundlegenden Koordinaten verlieren, lassen wir das Wertvollste beiseite, was eine Person des gottgeweihten Lebens haben kann: den Blick des Herrn“, Berufungen kämen immer vom Herrn her, nicht aus der Person selber, und diese Perspektive dürfe man nie vergessen.

 

Den Glauben des Volkes nicht vergessen, nicht verachten

 

Das sei aber nicht nur ein Akt der Erinnerung, Papst Franziskus sprach von den vielen Formen der Volksfrömmigkeit, aus denen die meisten hier und auch er selber kamen, dieser Glauben des einfachen Volkes dürfe nicht vergessen, geschweige denn verachtet werden. „Werdet nicht zu Profis des Heiligen, die ihr Volk vergessen, aus dem der Herr sie berufen hat“ war die Warnung von Papst Franziskus.

 

Auch der dritte Gedanke des Papstes kam direkt aus der Schrift Evangelii Gaudium: „Der Glaube an Jesus ist ansteckend, er kann nicht eingeengt oder eingeschlossen werden.“ Das Zeichen dafür, den Erlöser gefunden zu haben, ist der Wunsch, ihn weiter zu geben und von ihm und der Freude über das Finden des Herrn zu erzählen.

„In der zersplitterten Welt, in der wir leben und die uns dazu drängt, uns selbst zu isolieren, sind wir herausgefordert, Gestalter und Propheten der Gemeinschaft zu sein.“

Über diese Weitergebe entstehe dann Gemeinschaft, führte der Papst seinen Gedanken weiter. „In der zersplitterten Welt, in der wir leben und die uns dazu drängt, uns selbst zu isolieren, sind wir herausgefordert, Gestalter und Propheten der Gemeinschaft zu sein – weil sich niemand selbst rettet."

 

Warnung vor Spaltung und Isolierung

 

Er warnte vor Spaltungen und Isolierungen, die es nicht nur „draußen“, „in der Welt“ gäbe, oft genug stellten sich auch Christen eher gegenseitig ein Bein, in Ordensgemeinschaften, unter Priestern, in Bischofskonferenzen. „Wir sind aufgefordert, Gestalter von Gemeinschaft und Einheit zu sein“.

Was das nicht bedeute sei, dass alle das Gleiche denken und tun. Vielmehr bedeute es, sich gegenseitig in den eigenen Charismen zu würdigen.

„Nur der Herr hat die Fülle der Gaben, nur er ist der Messias“, band der Papst seine Gedanken zusammen. „Er wollte seine Gaben so verteilen, dass wir alle das Unsere geben können, und uns gleichzeitig von den Gaben anderer bereichern lassen.“

Zum Nachhören
Das Video - Der Papst und die Priester in Peru

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20. Januar 2018, 21:06