Papst Franziskus wirbt in Peru für „ganzheitliche Ökologie“
Bernd Hagenkord SJ, Vatikanstadt
„Geeint in der Hoffnung“: Dieses Leitwort seines Besuchs in Peru legte der Papst in der Ansprache aus. Schon der Anblick des Landes selbst sei Grund zur Hoffnung, so Franziskus, besonders hob er das von ihm am Vormittag besuchte Amazonasgebiet hervor. Die „Lunge“ der Welt mit ihren Flüssen, ihrem Wald und ihrer Biodiversität sei die „Seele“ des Volkes.
Das allein sei schon ein Grund zur Hoffnung, ein weiterer seien die jungen Menschen, „die vitalste Gabe, die diese Gesellschaft besitzt“, so der Papst.
Die Macht der Menschheit
Über dieser Hoffnung erhebe sich jedoch ein Schatten, trübte der Papst das bislang positive Bild des Landes. „Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich selbst, und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Weise sie sich gerade jetzt ihrer bedient“, zitierte Franziskus sein Schreiben Evangelii Gaudium. Das „sich bedienen“ zeige sich vor allem in der Plünderung der natürlichen Ressourcen. Und dieser „Verlust von Wildnissen und Wäldern bringt nicht nur den Verlust von Arten mit sich, die in Zukunft äußerst wichtige Ressourcen darstellen könnten, sondern auch den Verlust lebenswichtiger Beziehungen, der am Ende das ganze Ökosystem verändert.“
Einmal mehr warb der Papst für eine „ganzheitliche Ökologie“ als Alternative zu einem „inzwischen überholten Entwicklungskonzept“, dass nur zum Niedergang der Menschen und der Umwelt führe. „Dies erfordert, die Menschen und Völker vor Ort als vollwertige Gesprächspartner zu hören, anzuerkennen und zu respektieren“, ein Thema, das der Papst schon mehrfach an diesem Tag angesprochen hatte.
Moralische Verschmutzung
„Die Umweltverschmutzung ist leider eng verbunden mit der moralischen Verschmutzung unserer Gesellschaften“, weitete der Papst sein Argument aus - die beiden Bereiche seien mitnichten getrennt.
Beispiele hatte er auch: „Der illegale Bergbau ist zu einer Gefahr geworden, die Menschenleben zerstört; Wälder und Flüsse mit ihrem ganzen Reichtum werden verwüstet.“ Was die moralische Verschmutzung angehe, bedeute das das Wachsen von „Organisationen außerhalb der legalen Strukturen“. „Diese erniedrigen viele unserer Brüder und Schwestern, nämlich dadurch, dass sie diese dem Menschenhandel – eine neue Form der Sklaverei –, der irregulären Arbeit und der Kriminalität unterwerfen … und anderen Übeln, die ihre Würde schwer beeinträchtigen und damit zugleich die Würde der Nation.“
Der Kampf geht alle an
Zur moralischen Verschmutzung gehört auch die Korruption, die lebenswichtige Bereiche verseuche und deswegen auch als eine subtile Form von Umweltverschmutzung gesehen werden könne, so der Papst. „Wie viel Übel bereitet dieses gesellschaftliche ‚Virus‘ unseren lateinamerikanischen Völkern und den Demokratien dieses gesegneten Kontinents.“ Die Armen und die Umwelt seien die Leidtragenden. Der Papst wiederholte an dieser Stelle seinen Appell: „Dieser Kampf geht uns alle an!“
„Alle, die – in welchem Bereich auch immer – Verantwortung tragen, ermutige ich und fordere sie auf, sich in diesem Sinn zu engagieren“, wandte sich der Papst an die Versammelten. Jeder Peruaner und jede Peruanerin solle spüren können, dass eine solidarische Welt aufzubauen möglich sei.
„Ich möchte bei Ihnen erneut bekräftigen, dass die katholische Kirche, die das Leben dieser Nation begleitet hat, sich in diesem gemeinsamen Bemühen engagiert und die Arbeit fortsetzt, damit Peru weiter ein Land der Hoffnung sei.“
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