Angelus: „Das Kreuz ist kein Ornament“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Das Kreuz ist keine Dekoration und auch kein Kleidungs-Accessoire (das manchmal missbraucht wird), sondern es ist ein religiöses Zeichen, das betrachtet und verstanden werden will. Im Bild des gekreuzigten Jesus enthüllt sich das Geheimnis des Todes des Gottessohnes als höchster Akt der Liebe, Quelle des Lebens und des Heils für die Menschheit aller Zeiten.“
Von seinem vorbereiteten Redetext abweichend, erinnerte der Papst an das Jesaja-Wort, das Christen von Anfang an auf Jesus bezogen haben: „Durch Seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,5) Und er lud seine Zuhörer zum Nachdenken und zur Gewissenserforschung ein.
„Wie sehe ich auf das Kreuz? Wie auf ein Kunstwerk, das schön sein kann oder auch nicht? Oder sehe ich innerlich, trete ich in die Wunden Jesu ein, rühre ich an sein Herz? Betrachte ich das Geheimnis Gottes, der sich hingibt in den Tod, wie ein Sklave, wie ein Verbrecher? Vergesst das nicht: Auf das Kreuz schauen, aber innerlich. Es gibt da diesen schönen Brauch, im Gedanken an jede der fünf Wunden ein Vaterunser zu beten; wenn wir das Vaterunser beten, versuchen wir also über seine Wunden in Jesus einzutreten, bis an sein Herz. Dort werden wir die große Weisheit des Geheimnisses Christi erlernen, die große Weisheit des Kreuzes.“
Gott sei in der Inkarnation Mensch geworden – doch das reiche nicht, so Franziskus. „Er muss auch sterben, um die Menschen von der Knechtschaft der Sünde zu befreien und ihnen neues Leben zu schenken. Die Menschen zu befreien – um mich, um dich, um uns alle zu befreien, hat er einen solchen Preis bezahlt. Das ist das Geheimnis Christi. Geh zu seinen Wunden, geh hinein, betrachte – dann siehst du Jesus, aber von innen.“
Mit einem gedanklichen Schlenker ging der Papst dann noch auf ein Jesuswort aus dem Evangelium dieses Sonntags ein: auf das Wort vom Weizenkorn, das in die Erde fällt, stirbt und reiche Frucht bringt.
„Was bedeutet es, ein Weizenkorn zu sein? Es bedeutet, weniger an sich selbst zu denken, an die eigenen Interessen, und die Bedürfnisse unserer Nächsten, vor allem der Geringsten, sehen zu lernen. Freudig Werke der Nächstenliebe zu tun an allen, die an Körper und Seele leiden, ist die authentischste Art, das Evangelium zu leben. Es ist das Fundament dafür, dass unsere Gemeinschaften zunehmen an Geschwisterlichkeit und an gegenseitiger Aufnahme. Ich will Jesus sehen – aber von innen! Tritt ein in seine Wunden. Betrachte diese Liebe seines Herzens zu dir, zu dir, zu mir, zu allen…“
Kurz erinnerte Papst Franziskus noch an seine inneritalienische Reise vom Samstag: Sie hatte ihn nach Pietrelcina und San Giovanni Rotondo geführt, an die Stätten des heiligen Pater Pio. Der Papst bedankte sich „für die herzliche Aufnahme“ und beteuerte, er werde diese Reise „wirklich nicht vergessen“.
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