Suche

Franziskus mit den priesterlichen Teilnehmern des Vatikan-Kurses über die Beichte Franziskus mit den priesterlichen Teilnehmern des Vatikan-Kurses über die Beichte 

Papst an Beichtväter: Seht euch nicht als Herren über die Gewissen

Der Priester, der die Beichte abnimmt, ist Werkzeug, aber nicht Quelle der Barmherzigkeit und der Gnade. Das sagte Franziskus am Freitag namentlich an junge Priester gerichtet. Auch sollte ein guter Beichtvater erst zuhören und dann antworten.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Der Papst empfing die Teilnehmer eines Kurses an der Apostolischen Pönitentiarie, dem Gnadengerichtshof der katholischen Kirche, der für den sakramentalen wie nichtsakramentalen Gewissensbereich und damit etwa für Beichte und Ablass zuständig ist. Im Jahr der Jugend-Bischofssynode zielten die Worte des Papstes bei der Audienz namentlich auf den Umgang mit jungen Gläubigen.

 

Hier zum Hören:

Wenn der Beichtvater gewissermaßen Besitz ergreife von der Barmherzigkeit und der Gnade, die er im Sakrament der Versöhnung spenden soll, „dann verhindert er, dass Gott in den Herzen wirkt“, sagte Franziskus. Er warnte die Priester davor, „Herren über die Gewissen“ zu werden, besonders gegenüber Jugendlichen, deren Persönlichkeit sich noch herausbilde und daher beeinflussbar sei. Die Haltung, dass ein guter Beichtvater Werkzeug, aber nicht Quelle der Barmherzigkeit ist, sei „keine Minderung des Amtes, sondern im Gegenteil seine vollständige Erfüllung, da in dem Maß, in dem der Priester zurücktritt und Christus klarer als oberster und ewiger Priester erscheint, sich eure Berufung erfüllt, ,nutzloser Diener´ zu sein“, sagte Franziskus wörtlich.

„Berufung stimmt nie mit einer Form überein“

Der zweite Rat des Papstes an die Beichtväter: Erst zuhören, dann antworten. Es sei auch falsch, Antworten zu geben, ohne zuerst versucht zu haben, wirkliche Fragen in den Jugendlichen aufsteigen zu lassen. „Der Beichtvater ist dazu gerufen, ein Mann des Hörens zu sein“, so der Papst, wobei er die menschliche und die göttliche Seite des Hörens unterschied: Hören auf den Beichtenden und hören auf den Heiligen Geist.

Seien diese beiden Voraussetzungen gegeben, dann könne ein Beichtgespräch sich zu einer wirklichen Berufungsunterscheidung hin entwickeln, so der Papst. Mehr noch, es sei sowohl für den Priester wie auch für den Beichtenden eine gute Gelegenheit, dem Willen Gottes zuzuhören und „so zu entdecken, was sein Vorhaben ist, unabhängig von der Form der Berufung“. Franziskus warnte an dieser Stelle davor, Berufungen sofort eine Form zuzuordnen. „Die Berufung stimmt nie mit einer Form überein, das wäre Formalismus! Berufung ist nichts anderes als die Beziehung mit Jesus.“

Gerade für junge Menschen müsse der Beichtvater nicht nur „Hirte und Vater“ sein, sondern „vor allem Zeuge“, fuhr der Papst fort. „Zeuge im Sinn von Märtyrer: dazu gerufen, mit den Sünden der Geschwister mitzuleiden; und später Zeuge der Barmherzigkeit“. Abschließend rief der Papst die Beichtväter dazu auf, die Gewissen und die Freiheit der jungen Menschen zu respektieren, die in den Beichtstuhl kämen, „denn Gott selbst liebt ihre Freiheit.“

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

09. März 2018, 13:28