Pater-Pio-Besuch des Papstes: Freudige Erwartung in San Giovanni Rotondo
Christine Seuss - Vatikanstadt und Debora Donnini - San Giovanni Rotondo
Bereits zu Lebzeiten zog Pater Pio Scharen von Hilfssuchenden an, die sich von ihm wundersame Heilungen und Gnaden versprachen. Doch der Pater blieb stets zurückhaltend und scheu, trotz der enormen Aufmerksamkeit und der großen Erwartungen, die an ihn gerichtet wurden. Das bestätigt im Gespräch mit Vatican News der Erzbischof von Manfredonia-Vieste-San Giovanni Rotondo, Michele Castoro, in dessen Zuständigkeit der Wallfahrtsort fällt.
„Pater Pio war ein Mann des Wesentlichen. Das ist auch der Grund, warum sich Papst Franziskus auf gewisse Weise in ihn ,verliebt´ hat: auch wenn er von bekannten Schauspielern, Sportlern und Politikern umgeben war, die nach San Giovanni Rotondo kamen, um ihn zu treffen, blieb er immer sehr scheu und fern von den weltlichen Verlockungen. Wer ihn um eine Gnade bat, dem sagte er: ,Nein, nein, ich erteile keine Gnaden. Die erteilt nur der Herr. Ich bin nur ein niedriger Pater, der betet. Ich werde ein Gebet für dich sprechen.´“
Es seien zwei Aspekte, auf die sich diese Konzentration auf das Wesentliche bei Pater Pio festzurren lasse, so der Erzbischof: denjenigen der Nächstenliebe und den des Gebets.
„Er war ein jenseitsgewandter Mensch: er betete von morgens bis abends. Er nahm zu allen Stunden die Beichte ab. Und dann hatte er diese große Eingebung, das ,Casa Sollievo della Soffernza´, also das ,Haus der Linderung der Leiden´ zu gründen, ein Werk, das ihm sein Herz eingegeben hat, das Haus, in dem er die Kranken aufnahm. Heute ist dieses ein großes Krankenhaus geworden, ein exzellentes Krankenhaus nicht nur im italienischen, sondern auch im europäischen Vergleich.“
Das Krankenhaus, das auch eine Kinderkrebsstation besitzt, gehört zu den Zielen, die Papst Franziskus während seines nur wenige Stunden dauernden Aufenthaltes in Pietrelcina und San Giovanni Rotondo ansteuern wird. Dort ist ein Besuch der Station vorgesehen, auf der die kleinen Patienten von ihrer schweren Krankheit geheilt werden sollen. Auch Papst Benedikt XVI. hatte im Jahr 2009 die Einrichtung besucht.
Die Leiterin der Kinderkrebsstation, Lucia Miglionico, hat eine besondere Beziehung zu Papst Franziskus: im Jahr 2014 hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann als Auditorin an der Bischofssynode zu Ehe und Familie teilgenommen und den Papst bei dieser Gelegenheit persönlich treffen können. Im Gespräch mit Vatican News erzählt sie, wie sie Papst Franziskus in ihr Krankenhaus eingeladen hatte:
„Während der Arbeiten der Synode gab es viele Momente, in denen der Papst sich sowohl mit den Synodenvätern als auch mit den Familien getroffen hat. Und es war bei einer dieser Gelegenheiten, dass ich ihm nicht nur den Gruß und die Briefe unserer kleinen Patienten überbringen konnte, sondern auch eine Einladung, sie besuchen zu kommen. Und der Papst hat gesagt: ,Bete dafür, und vielleicht wird das dann eines Tages Wirklichkeit.´“
Die gesamte Station, die einzige, die Franziskus in dem Krankenhaus gesondert besuchen wird, sei in Aufruhr, seit die kleinen Patienten vom Besuch des Papstes erfahren hätten, berichtet die Ärztin – ein „freudiges Getümmel, wie es nur Kinder schaffen können.“ Der Papst werde sehnlichst erwartet, und die Vorfreude breche sich im Basteln vieler kleiner Geschenke Bahn.
„Die kleinen Arbeiten, die die Kinder vorbereiten, abgesehen von Schildern, Briefen und Bildern, sind ihre speziellen Gedanken für den Papst, ihre spontanen Eingebungen. Ich habe einen der Briefe gesehen, in dem stand beispielsweise: ,Heiliger Vater, ich bete für dich, aber du bete bitte für meine Oma, denn in diesem Augenblick kümmert sie sich daheim um meinen kleinen Bruder, denn Mama ist mit mir im Krankenhaus.´ Ich glaube, ein schöneres Gebet könnte der Heilige Vater nicht in seinen Händen und in seinem Herzen empfangen.“
22 Kinder sind es, die derzeit stationär behandelt werden, dazu gibt es zwischen 15 und 20 Tagespatienten, erzählt Miglionico. Gut 40 Kinder, alle aktuell in Behandlung, werden es also sein, die den Papst erwarten, neben den ehemaligen Patienten, die es sich sicherlich nicht nehmen lassen werden, den Papst außerhalb der Station grüßen zu wollen, so die Einschätzung der Ärztin. Pater Pio sei in seiner Einrichtung auch 50 Jahre nach seinem Tod noch sehr präsent, täglich werde in seinem Sinne gebetet und den Kindern seine Figur in Erzählungen nahe gebracht. Was bedeute es aber nun für die Einrichtung, dass der Papst bei seinem Besuch auf den Spuren des Kapuzinerpaters ein so spezielles Augenmerk auf die Kinderkrebsstation lege, wollten wir noch wissen:
„Von dem Beispiel, das der Papst uns in seinem Pontifikat gegeben hat, haben wir gelernt, dass er besonders die Familien und die Armen bevorzugt. Unter den Armen finden sich die Kranken, und unter ihnen die Kinder. Und insbesondere krebskranke Kinder sind meiner Meinung nach die Ärmsten von allen.“
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