Papst mahnt französische Politiker zu Einsatz für alle
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
In Frankreich denkt rund die Hälfte der Bevölkerung aktuellen Umfragen zufolge, es gebe zu viele Einwanderer. Wie ein Kommentar dazu wirkte die Aussage von Papst Franziskus an die Politiker, die Geschichte ihrer Mittelmeer-Regionen bezeuge den Reichtum der Verschiedenheiten, „die wirkliche Potentiale auf menschlichem, wirtschaftlichem, sozialem, kulturellem und auch religiösem Gebiet“ seien. Die rund 300 Politiker waren in Begleitung von Erzbischof Georges Pontier von Marseille nach Rom gekommen, Pontier ist zugleich Vorsitzender der französischen Bischofskonferenz.
Bei dem Vorhaben, die ganzheitliche Entwicklung aller zu fördern, könne das Motto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ gute Dienste leisten, sagte Franziskus. Die traditionsreichen politischen Ziele aus der Französischen Revolution, die heute noch die Nation leiten, seien ein guter „Orientierungspunkt und Horizont für die Ausübung Ihrer Verantwortung“, so der Papst an die französischen Politiker. Sie sollten überdies eine Debatte über Werte und Orientierungen anstreben, die allen gemeinsam sind.
Ausdrücklich rief der Papst die Politiker dazu auf, Menschen in prekärer Lage nahe zu sein und sich niemals mit sozialer Ungerechtigkeit abzufinden, „Wurzel der Übel der Gesellschaft“. „Ich denke auch an die Flüchtlinge und die Migranten, die wegen Krieg, Elend, Gewalt aus ihren Ländern geflüchtet sind, und an das, was bereits getan wurde, um ihnen zu helfen. Es geht darum, weiterhin nach den Mitteln zu suchen, die mit dem Wohl aller vereinbar sind, um sie aufzunehmen, zu schützen, in ihrer ganzheitlichen Entwicklung zu fördern und sie zu integrieren“, zitierte der Papst aus seiner jüngsten Botschaft zum Weltflüchtlingstag und schloss: „So kann man zum Bau einer gerechteren, menschlicheren und geschwisterlicheren Gesellschaft beitragen.“
Unter dem Beifall der Politiker beglückwünschte Erzbischof Pontier den Papst vorab zum fünfjährigen Pontifikatsjubiläum und sagte, in seiner Diözese werde täglich für Franziskus gebetet. Zudem lud er Franziskus abermals nach Marseille ein.
Die 300 Senatoren, Abgeordneten und Bürgermeister aller Parteien waren zu einer mehrtägigen Studienreise in den Vatikan gekommen. Sie trafen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, mit dem sie sich über Fragen der Bioethik und über Jerusalem austauschten. Ebenfalls auf dem Programm der Studienreise stand eine Begegnung mit Jean-Baptiste de Franssu, dem aus Frankreich stammenden Präsidenten des vatikanischen Geldinstituts IOR.
(vatican news - gs)
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