Neues Papstbuch: Internet lässt Jugendliche „in der Luft hängen“
Das Internet gebe vielen jungen Menschen nur auf den ersten Blick das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein. Dieses Gemeinschaftsgefühl bleibe aber oft nur virtuell. Ohne verlässliche Bindungen in der realen Welt könnten junge Menschen keine sinnvollen Lebensperspektiven entwickeln, so Franziskus.
Zugleich warnt der Papst vor einer individualisierten und „entwurzelten" Gesellschaft. Familien, aber auch die kirchlichen Seelsorger stünden heute in der Pflicht, den Boden zu bereiten, damit junge Menschen sich der Gemeinschaft zugehörig fühlen könnten: „Es gibt nichts Schlimmeres, als sich fremd im eigenen Haus zu fühlen, ohne ein Identitätsprinzip, das man mit anderen Menschen teilt."
Zeitgleich in mehreren Sprachen
Das neue Papstbuch erscheint am Dienstag zeitgleich in mehreren Sprachen, die deutsche Übersetzung gibt der Freiburger Herder-Verlag heraus. Vorab wurden bereits einige Auszüge aus den Gesprächen Franziskus' mit dem italienischen Journalisten und Autor Thomas Leoncini bekannt. Nach Verlagsangaben soll es in dem Buch um die „Wegwerfgesellschaft" und die Flüchtlingsfrage genauso gehen wie um Klimaschutz, die atomare Bedrohung, Erziehung und Familie, Arbeit und Würde und natürlich Gebet und Glaube.
Ausdrücklich wendet sich der Papst in dem Buch gegen Ausbeutung und Geldgier und fordert bessere Lebens- und Arbeitsperspektiven für junge Menschen weltweit. „Wir dürfen nicht akzeptieren, dass die Arbeitgeber von den Jugendlichen verlangen, sich auf prekäre, wenn nicht gar unbezahlte Arbeitsverhältnisse einzulassen, wie es heute immer wieder geschieht", mahnt er Papst. Jugendliche bräuchten Hilfe, um nicht auf der „Müllhalde der Gesellschaft" zu enden.
Um sich eine Zukunft aufzubauen und beispielsweise eine Familie zu gründen, brauche es finanzielle Unabhängigkeit, betont der Papst weiter. Entscheidend sei dabei, nicht der Raffgier zu verfallen: „Manche Menschen leben, um Geld zu scheffeln. Sie glauben, sie müssten es scheffeln, um zu leben - als ob sich das Geld danach auch in Seelennahrung verwandeln würde", kritisiert das Kirchenoberhaupt.
Als weitere große Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bezeichnet der Papst die Korruption. Die Jugend dürfe sich niemals an korruptes Verhalten gewöhnen, so Franziskus. „Den Jungen ist schon so viel genommen worden, aber die Hoffnung wird bestehen, solange sie nicht korrupt werden."
Kritik am Jugendwahn
Der Papst warnt aber auch vor einem überzogenen Jugendwahn in der Gesellschaft. Viel zu oft gebe es Erwachsene, die heute ihr Älterwerden verleugneten und „den Teenager mimen", kritisiert Franziskus. „Man könnte meinen, wachsen, altern, reifer werden sei etwas Schlechtes, gleichbedeutend mit einem sinnlosen, unerfüllten Leben", betont er weiter. „Heute muss offenbar alles geschminkt und übertüncht werden." Letztlich führe diese Haltung aber zu einer gefährlichen Entwurzelung.
(kap – gs)
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