Pfarrer vor dem Papstbesuch: Freude und Erwartung der Gläubigen
Christine Seuss - Vatikanstadt und Federico Piana - Rom
Wie gewohnt bei den Pfarreibesuchen des Bischofs von Rom steht neben einem Treffen mit den Kommunionskindern und hilfsbedürftigen Gemeindemitgliedern auch eine Messe auf dem Programm. Davor wird Franziskus drei Gläubigen die Beichte abnehmen. Er und seine Gläubigen seien erfreut und glücklich darüber, dass der Papst bereits in diesem Jahr die Pfarrei besuche, erzählt Don Roberto Cassano, der Pfarrer der Gemeinde, im Interview mit Vatican News.
Bei einer Messe in der Papstresidenz Santa Marta habe er die Einladung an den Papst ausgesprochen. Es gehört zum pastoralen Anspruch von Franziskus, Vertreter aller Pfarreien Roms nach und nach an seinen Morgenmessen teilnehmen zu lassen. Der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er mit den Begebenheiten um den fast einen Kilometer langen Problembau Corviale vertraut sei, wundert sich der Pfarrer noch heute. Die Einladung sei ihm angesichts dieser einfühlsamen Papstworte spontan über die Lippen gekommen.
„Ich habe - ehrlich gesagt - ans kommende Jahr gedacht, denn man weiß ja, dass das alles seine Zeit braucht, deshalb, als dann der Anruf kam, dass der Papst uns schon im April besuchen würde, war ich wirklich überrascht.“
Die Pfarreiangehörigen seien „überraschter als er selbst“ gewesen, erläutert der Priester. „Wir hatten zwar die Hoffnung, denn mehr als einer hat darum gebeten, den Papst einzuladen. Aber auch sie hätten nicht daran geglaubt, dass der Papst so schnell kommen würde, denn ich selbst bin noch nicht einmal zwei Jahre Pfarrer hier.“
Der Papst habe mehrfach gezeigt, dass ihm die Peripherie am Herzen liege, und das sei auch in Bezug auf den Corviale nicht anders, betont Don Roberto. Die meisten Gläubigen der Pfarrei, kaum vorstellbar, wohnen im selben Haus: nämlich dem fast ein Kilometer langen Betonklotz Corviale, der sich durch die Hügel der südwestlichen Periferie Roms zieht, in rund 2.4000 Wohnungen wohnen etwa 8.000 Menschen. Mehrere Projekte einer sozial verträglicheren Neustrukturierung des Baus liegen derzeit in den Schubladen der notorisch klammen Stadtverwaltung. Interpretationen, dass es sich bei seinem Sprengel um ein Viertel mit schweren Sicherheitsproblemen handele, erteilt der Priester jedoch eine Absage:
„Es ist eine Peripherie mit großen Problemen sozialer, wirtschaftlicher und struktureller Art, das ist wahr. Es stimmt aber auch, dass es sich nicht um eine Peripherie mit großer Kriminalität handelt, wie es oft in den Medien heißt. Das war vielleicht in den 80er und 90er-Jahren so, auch wenn ich selbst nicht in Rom war und das deshalb kaum bestätigen kann. Aber jetzt, wo ich seit zwei Jahren her bin, habe ich noch nie von einem Überfall, einer Vergewaltigung oder einem Mord gehört.“ Das einzige, was ihm zu Ohren gekommen sei, sei hier und dort ein Diebstahl oder die Besetzung eines Appartements gewesen – normal für eine Stadt wie Rom, die insgesamt mit einer hohen Kleinkriminalitätsrate zu kämpfen hat. „Ich gehe abends ohne Weiteres allein spazieren, genauso wie junge Frauen, die zum Beispiel ihren Hund ausführen. Das lässt einen schon verstehen, dass es diese Angst und diese Probleme hier nicht so gibt.“
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.