Papst bei Generalaudienz: Persönliche Beziehung zu Gott wesentlich
Anne Preckel – Vatikanstadt
Gleich zu Beginn des Dekalogs zeige sich dem Volk ein großzügiger, ein väterlicher Gott, unterstrich Papst Franziskus in seiner Katechese über die Zehn Gebote: „Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Gott verlange nie etwas, ohne zuvor zu geben, hielt der Papst fest: „Zuerst rettet er, zuerst gibt er, dann verlangt er etwas. So ist unser Vater, ein guter Gott.“
Vor allem das Wörtchen „dein“ verweise auf eine persönliche Beziehung zwischen Gott und seinem Volk; Gott sei „kein Fremder, er ist dein Gott“, unterstrich der Papst. Diese Nähe finde sich entsprechend im Jesu-Wort „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt“ (Jh 15,9): „Christus wird vom Vater geliebt und liebt uns ebenso. Er geht nicht von sich aus, sondern vom Vater. Oft scheitern unsere Werke, weil wir von uns selbst ausgehen und nicht von der Dankbarkeit. Und wer von sich selbst ausgeht, wo kommt der an? Nur bei sich selbst! Er ist unfähig weiterzugehen, kommt nur zu sich selbst zurück. Das ist ein egoistisches Verhalten nach dem Motto ,ich, ich mit mir, ich für mich‘. Aus sich selbst rausgehen, nur um bei sich selbst anzukommen….“
Eine Antwort auf den Vater sein
Das wahre Leben des Christen müsse dagegen vor allem eine Antwort auf den Vater sein – und zwar aus Dankbarkeit, nicht aus blindem Gehorsam, betonte der Papst:
„Christen, die allein Pflichten erfüllen, erfahren Gott, der doch ,unser Gott‘ ist, ganz offensichtlich nicht persönlich. Das Gesetz vor die Beziehung zu stellen, hilft nicht dem Weg des Glaubens. Wie soll etwa ein junger Mensch gern Christ sein wollen, wenn wir von Regeln, Pflichten, Konsequenzen und nicht von der Befreiung ausgehen? Christ zu sein ist ein Weg der Befreiung! Die Zehn Gebote befreien uns von unserem Egoismus, denn es ist die Liebe Gottes, die uns voranträgt. Christliche Bildung gründet nicht auf Willenskraft, sondern auf empfangener Befreiung, auf dem Sich-lieben-lassen: erst das Rote Meer, dann der Berg Sinai. Erst die Rettung – Gott rettet sein Volk im Roten Meer, dann – auf dem Berg Sinai – sagt er ihm, was zu tun ist.“
Dieses Wissen, „was zu tun ist“, nähre sich aus Dankbarkeit, fügte Franziskus an. Um Gott dankbar zu sein, sei es notwendig, sich daran zu erinnern, welche guten Dinge Gott für jeden von uns getan habe, spann er den Faden weiter. Franziskus rief an dieser Stelle zu einem Moment der Stille auf, um die eigenen Gewissen zu erforschen.
Vertrauensvoll an Gott wenden
Was könnten aber diejenigen tun, die diese Dankbarkeit nicht fühlten und die einer „Spiritualität der Diener“ und nicht „der Kinder Gottes“ anhingen? – setzte er dann nochmals an. In diesem Fall gelte es sich vertrauensvoll an Gott zu wenden, mit dem Bitten um Befreiung, wie es das Volk Israels vorgebracht habe, so der Papst:
„Das befreiende Wirken Gottes, das am Beginn der Zehn Gebote steht, ist die Antwort auf dieses Klagen (des erwählten Volkes, Anm.). Wir befreien uns nicht selbst, sondern können um Hilfe flehen: ,Herr, rette mich, zeige mir den Weg, berühre mich, gib mir Freude‘. Das Flehen um Hilfe. Es ist unsere Aufgabe, darum zu bitten, befreit zu werden, vom Egoismus, den Sünden, den Ketten der Sklaverei. Dieses Bitten ist wichtig, es ist Gebet, es bedeutet Bewusstsein um das in uns Unterdrückte und noch nicht Befreite. Und es gibt so viele Dinge, die in unserer Seele nicht befreit sind…“
Gott warte auf dieses Bitten, wolle „unsere Ketten durchtrennen“, formulierte der Papst. Denn „Gott hat uns nicht zum Leben gerufen, um unterdrückt zu bleiben, sondern um frei zu sein und in Dankbarkeit zu leben und mit Freude Ihm zu gehorchen, der uns viel, unendlich mehr gegeben hat, als wir Ihm jemals geben könnten.“
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