Migranten: Papst drängt Europa, sich zu einigen
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
Franziskus stellte klar, dass Regierungen das Recht hätten, Migranten nicht einfach so ins Land strömen zu lassen. „Ein Land kann nur so viele Flüchtlinge aufnehmen, wie es Fassungsvermögen besitzt und wie es hinterher dann auch integrieren kann – integrieren, ausbilden, Arbeitsplätze geben…“
Der Papst lobte Italien, Griechenland „und auch Spanien“ für ihre bisherige Großzügigkeit bei der Aufnahme von Migranten; Deutschland, das er sonst auch gerne nennt, fehlte diesmal auf der Liste. Auch der Türkei, dem Libanon und Jordanien zollte Franziskus in dieser Hinsicht Lob.
Illegale Lager in Libyen: Bilder wie aus dem Zweiten Weltkrieg
Bestürzt ist Franziskus über die Zustände in illegalen Lagern in Libyen, in denen Menschenhändler und Schlepperbanden Migranten festhalten. „Ich habe die Fotos der Kerker dieser Menschenhändler gesehen – die trennen sofort Frauen und Kinder von den Männern, und weiß Gott, wo Frauen und Kinder dann hinkommen… Die Kerker der Menschenhändler sind furchtbar – in den Lagern des Zweiten Weltkriegs sah man diese Dinge! Auch Verstümmelungen, Folter, Massengräber… Darum machen sich die Regierungen zu Recht Sorgen, dass Migranten solchen Leuten in die Hände fallen können. Das ist eine weltweite Sorge.“
Zum Streit um Bootsflüchtlinge, denen die neue italienische Regierung die Häfen verschlossen hat, und zur Auseinandersetzung um eine Revision der sogenannten Dublin-Regeln bemerkte Franziskus, „das alles“ sei „ein Durcheinander“. Natürlich müsse die Migrationskrise in den Herkunftsländern der Migranten behandelt werden, doch „das Problem der Kriege“ und der Verfolgung von Christen „im Nahen Osten und auch in Nigeria“ sei „schwer zu lösen“. „Das Problem des Hungerns hingegen ließe sich lösen.“ Im Übrigen sei nicht nur Europa Ziel von Migrationsbewegungen, auch anderswo gebe es dieses Phänomen, etwa zwischen Lateinamerika und den USA.
Papst diagnostiziert eine Krise der Menschenrechte
Mit Sorge registrierte Franziskus auf seiner „fliegenden Pressekonferenz“ auch einen nachlassenden Eifer für die Menschenrechte auf globalem Level. „Man redet so ein bisschen über Menschenrechte, aber viele Gruppen und einige Länder gehen in Wirklichkeit auf Distanz. Da fehlen die Kraft, der Enthusiasmus, die Überzeugung von vor zwanzig Jahren. Das ist ernst: Die Menschenrechte scheinen heute nur noch relativ zu gelten, auch das Recht auf Frieden. Das ist eine Krise der Menschenrechte.“
(vatican news)
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