Papst beklagt „Stillschweigen“ in Migrationsdebatte
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Es braucht, sagte der Papst eindringlich, „unsere Augen, unsere Hände und unsere Stimme“, um Flüchtlingen und Migranten zu helfen. Stattdessen gebe es „viele Arten des Stillschweigens", über die man reden müsse, führte Franziskus aus: „das Stillschweigen des gesunden Menschenverstandes, das Stillschweigen des ,Es war schon immer so´, das Stillschweigen des ,Wir´ im steten Gegensatz zum ,Ihr´.“ Franziskus warnte vor einer Verschlossenheit gegenüber Menschen, die "wie wir ein Recht auf Sicherheit und auf Bedingungen für ein würdiges Leben" hätten.
Einmal mehr forderte der Papst eine gerechte Politik für Migration und erklärte, wie diese aus seiner Sicht aussieht: „Eine gerechte Politik stellt sich in den Dienst am Menschen, sie dient allen betroffenen Personen; sie kümmert sich um geeignete Lösungen zur Gewährleistung der Sicherheit sowie der Achtung der Rechte und der Würde aller; sie versteht es, auf das Wohl des eigenen Landes zu schauen und zugleich das der anderen Länder zu berücksichtigen in einer untereinander immer mehr verbundenen Welt.“
Der Papst feierte die Messe anlässlich des fünften Jahrestages seines Besuchs auf Lampedusa im Juli 2013. Damals habe er sich „zur Stimme des ständigen Appells an die menschliche Verantwortung gemacht: 'Wo ist dein Bruder?'" „Leider waren die Antworten auf diesen Appell, auch wenn sie großherzig waren, nicht ausreichend, und so beweinen wir heute Tausende von Toten", sagte Franziskus.
Die Geretteten wiederum forderte Franziskus auf, „unter Achtung der Kultur und der Gesetze der Aufnahmeländer gemeinsam am Weg der Integration" mitzuarbeiten. Sie sollten „Zeugen der Hoffnung" sein, in einer Welt, „die täglich mehr um ihre Gegenwart besorgt ist, aber kaum Zukunftsperspektiven hat und unwillig ist zu teilen".
An der Messe nahmen rund 200 Menschen teil, darunter Migranten und Flüchtlinge aus Afrika und Nahost, Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe, aber auch Offiziere der italienischen Küstenwache. Mit dem Papst konzelebrierten Kardinal John Ribat aus Papua-Neuguinea, zehn Bischöfe und Erzbischöfe und 20 Priester, darunter die Unterstaatssekretäre der Abteilung für Flucht und Migration am Dikasterium für die ganzeitliche Entwicklung des Menschen, die Patres Fabio Baggio und Michael Czerny.
Vertreten waren auch Angehörige der Organisationen Ärzte ohne Grenzen und Save the Children sowie Protagonisten des Dokumentarfilms „Angels of the Sea", darüber hinaus etwa zehn Gäste der katholischen „Casa Scalabrini", eines Aufnahmezentrums in Rom für Asylbewerber und Flüchtlinge.
(Vatican News - gs)
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