„Seid ihr junge oder ältliche Jugendliche?“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Ihr seid junge Leute, aber ich frage mich: Seid ihr junge oder ältliche Jugendliche? Denn wenn ihr ältliche Jugendliche seid, dann werdet ihr es nicht weit bringen. Junge Jugendliche solltet ihr sein! Mit aller Kraft der Jugend zur Veränderung.“
Und sie sollten nicht danach trachten, allzu schnell „etabliert“ zu sein, fuhr der Papst fort. Das kann daran erinnern, dass er schon bei seiner ersten Auslandsreise 2013 nach Brasilien Jugendliche in Rio dazu ermunterte, „Wirbel zu machen“. „Nein, wenn ihr etabliert seid, dann geht das nicht. Ihr müsst euch ent-etablieren und anfangen zu kämpfen!“
„Ihr müsst euch ent-etablieren und anfangen zu kämpfen!“
Das Jugendtreffen auf der Insel Martinique wird von der Bischofskonferenz der Antillen ausgerichtet; es hat das Motto „Jugend verändert die karibische Familie“. Darum kam der Papst auf sein Schreiben Amoris laetitia zu sprechen, mit dem er 2016 zum Abschluss eines längeren, synodalen Prozesses versucht hat, die Ehe- und Familienpastoral der Kirche neu auf die Füße zu stellen.
„Auf dem Weg vom Heute ins Morgen braucht ihr die (kirchliche) Lehre über die Familie, und ihr findet sie im vierten Kapitel des Schreibens: Dort ist der Kern. Studiert es! Seht es euch an, und ihr habt dort die Leitlinien, um voranzukommen.“ Das Kapitel handelt von der Liebe in der Ehe.
Ohne Wurzeln kann man nichts tun
Dann holte Franziskus wieder zu allgemeineren, nicht nur auf das Thema Ehe und Familie bezogenen Überlegungen aus. „Man kann nicht auf das Morgen schauen, ohne über die Vergangenheit nachzudenken. Ihr wollt ja etwas verändern, was euch eure Vorfahren überliefert haben. Ihr empfangt die Geschichte, die Traditionen von gestern. Ihr habt Wurzeln… Du kannst nichts tun in Gegenwart und Zukunft, wenn du nicht in der Vergangenheit deine Wurzeln hast. In deiner Geschichte, deiner Kultur, deiner Familie. Wenn du nicht die Wurzeln tief im Boden hast.“
Von der Wurzel ziehe jeder Mensch die Kraft zum Durchhalten und zum Weitermachen. „Wir alle wurden nicht in einem Labor fabriziert – wir haben diese Geschichte, diese Wurzeln. Und was wir auch tun – die Früchte, die wir bringen, die Schönheit, die wir voranbringen können, alles kommt von diesen Wurzeln.“
Die verändernde Spannung
Der Papst zitierte einen ungenannten Dichter mit den Worten: Alles, was der Baum an Blühendem hat, kommt ihm von dem, was untergründig ist und unsichtbar. „Schaut zurück, damit ihr euch eurer Wurzeln bewusst werdet; schaut auf eure Großeltern, schaut auf eure alten Leute und sprecht mit ihnen… Seid bereit zur Veränderung, aber mit den Wurzeln, die ihr habt. Das ist eine verändernde Spannung – man kann nicht verändern ohne Spannung.“
Und damit kam Franziskus zurück auf das vierte Kapitel von Amoris laetitia, über die Liebe in der Familie. „Sprecht miteinander über das vierte Kapitel. Dann werdet ihr Kraft zum Weitergehen und zum Verändern bekommen. Und vergesst nicht: Auch die Liebe hat ihre eigene Kraft. Sie hat ihre eigene Kraft. Und sie endet nie. Der heilige Paulus sagt: Glaube und Hoffnung werden ein Ende finden, wenn wir einst beim Herrn sind, aber die Liebe nicht (vgl. 1 Kor 13,13)“.
Das war ein eigenwilliges Paulus-Zitat. Und überhaupt eine eigenwillige Papstbotschaft an Jugendliche. Auf die Auflösungserscheinungen von Ehe und Familie im karibischen Raum kam Franziskus nicht zu sprechen, und auch nicht auf die anstehende Bischofssynode zum Thema Jugend im Vatikan.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.